Essen-Haarzopf. . Die Hatzper Straße ist die wichtgste Verkehrsader Haarzopfs. Heimatforscher Herbert Schmitz ist dort geboren und kennt die Geschichte der Straße.

Die wichtigste Verbindung Haarzopfs ist bis heute die Hatzper Straße. Davon ist Heimatforscher Herbert Schmitz überzeugt. Wenn sich einer an dieser Verkehrsader einer auskennt, ist es der 77-Jährige. Der gebürtige Haarzopfer ist an der Hatzper Straße aufgewachsen, wo sein Vater einen Gemischtwarenladen unterhielt und die umliegenden Bauern mit Sämereien versorgte. Das Gebäude kurz hinter der Kreuzung Erbach existiert nicht mehr, wohl aber das Haus direkt gegenüber, das seinen Eltern gehörte und das Schmitz bis heute bewohnt.

Die Hatzper Straße verbindet Haarzopf mit Mülheim, aber auch mit Bredeney und führt dann erst als Meisenburg- und dann als Frankenstraße bis in den Essener Süden und an die Ruhr. Mit ihren durch einen breiten Grünstreifen getrennten Fahrbahnen hat sie bis heute optisch den Charakter einer Prachtstraße, auch wenn es dort eigentlich keine besonders auffallende Wohnbebauung gibt. Die sogenannte Doppelstraße ist als Verbindung zur Autobahn 52 viel befahren – zu den Hauptverkehrszeiten staut es sich von der Autobahnausfahrt Richtung Erbach tagtäglich.

Der Vater von Herbert Schmitz hatte einen Gemischtwarenladen an der Hatzper Straße.
Der Vater von Herbert Schmitz hatte einen Gemischtwarenladen an der Hatzper Straße. © Socrates Tassos

Das war nicht immer so. Hobbyhistoriker Schmitz, der beruflich im pharmazeutischen Außendienst tätigt war, kann sich noch an die Zeit erinnern, als die heute dichte Besiedlung langsam anfing. Seine Sammlung historischer Bilder zeigt, dass um 1900 nur vereinzelt Häuser an der Hatzper Straße standen. Stattdessen säumten Felder die Straße. „Zwischen der Kreuzung Erbach und der Mülheimer Stadtgrenze waren es ganze vier Wohnhäuser“, erläutert Schmitz. Auch die dichte Wohnbebauung von Erbach Richtung A 52 sei erst in den 1960er Jahren entstanden.

Heute zeichnet sich die Hatzper Straße durch eine schnurgerade Verkehrsführung aus, die vom höchsten Punkt an der Kreuzung mit dem Tommesweg einen Weitblick bis Mülheim und Frohnhausen bietet. Vermutlich sei der Verlauf des windungsreichen Kommunalweges schon vor der Vermessung des Ortsteils 1821 verändert worden, so der Heimatforscher.

Rechts und links der Hatzper Straße gab es früher Felder und nur wenige Häuser.
Rechts und links der Hatzper Straße gab es früher Felder und nur wenige Häuser. © Socrates Tassos

Von da an war der wichtige Haarzopfer Verkehrsweg zwar begradigt, aber immer noch sehr schlecht befestigt. Erst um 1900 habe dieser moderne Bürgersteige und Rinnen zur Entwässerung erhalten.

Den Namen Hatzper Straße bekam die Verbindung, die erst ein einfacher Kommunalweg und später Landstraße war, erst 1915, im Jahr der Eingemeindung Haarzopfs zu Essen. „Entstanden ist dieser Name durch eine Kurzbezeichnung der Haarzopfer Einwohner, die ihren Ort auf Plattdeutsch liebevoll ,die Hatzper’ nannten“, so Schmitz.

Altes Gebäude der katholischen Schule steht noch

Historische Gebäude sucht man dort vergebens. Erhalten geblieben ist allerdings bis heute das Gebäude der einklassigen katholischen Volksschule, die 1968 in Katholische Grundschule an der Hatzper Straße umbenannt wurde. „Die Haarzopfer waren eigentlich vorwiegend evangelisch“, sagt Herbert Schmitz. Nach dem Zuzug von zahlreichen Katholiken Anfang des 20. Jahrhunderts war die Gründung einer katholischen Schule sinnvoll. Zuvor hätten die katholischen Kinder die Grundschule in Bredeney besuchen müssen. Die Schule an der Hatzper Straße war 2014 geschlossen worden und hatte zwischenzeitlich Flüchtlinge beherbergt. Die Stadt will den Schulstandort allerdings reaktivieren, wann genau, ist noch offen.

Heute ist die Hatzper Straße auch Zufahrtsstraße zum Geschäfts- und Gesundheitszentrum Neue Mitte Haarzopf, das vor zehn Jahren eröffnet wurde und inzwischen Treffpunkt im Stadtteil ist.

Der Tommeshof wurde 1977 abgerissen

Das soziale Leben spielte sich im alten Haarzopf vorwiegend in den Gaststätten ab. Zwei davon gab es im Bereich der Hatzper Straße. Das Lokal „Zum Deutschen Kaiser“ befand sich an der Ecke Hatzper Straße/Tommesweg. Bereits 1806 hatte es auf dem dortigen Bauernhof von Wilhelm Thomas, auch Tommes genannt, einen Bierausschank gegeben.

Den „Deutschen Kaiser“ betrieb dann Carl von Söhnen. Laut Heimatforscher Herbert Schmitz trafen sich dort viele Vereine. Der Wirt habe dort damals auch eine Posthilfsstelle betrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei der angebaute Tanzsaal als Roland-Kino betrieben worden, an das sich viele ältere Haarzopfer noch erinnern werden. Das später in Tommeshof umbenannte Lokal wurde 1977 abgerissen.

Noch heute gibt es ein Lokal an der Kreuzung Erbach

Ebenfalls als Vereinstreffpunkt und Poststelle fungierte die Gaststätte „Zum scharfen Eck“ an der Kreuzung Hatzper/Raadter Straße. Dass die Kneipe gut lief, hatte wohl auch mit der Schmiede zu tun, die auf der anderen Ecke der Kreuzung existierte. Noch gut kann sich Schmitz an den Betrieb erinnern, in dem die Haarzopfer Bauern ihre Pferde beschlagen ließen. Heute befindet sich dort ein Bäcker. Die Bauern nutzten die Zeit, in der sie auf ihre Pferde warten mussten, zum Biertrinken. Die Schankwirtschaft „Zum scharfen Eck“ sei bereits 1871 eröffnet worden. „Die erwarb dann Heinrich Erbach 1903 und baute sie zum bürgerlichen Zentrum der kleinen Landgemeinde aus“, so Schmitz.

Das Gebäude musste dann 1973 der neuen Verkehrsplanung weichen. Auf dem Grundstück entstand das heute noch existierende Hochhaus. Im Erdgeschoss wurde wieder eine Gastwirtschaft eingerichtet, die unter verschiedenen Betreibern Haus Erbach hieß und heute als Esslokal Haus Haarzopf bekannt ist.

Die Hatzper Straße in Haarzopf

Die Hatzper Straße ist bis heute die wichtigste Verbindung Haarzopfs.
Die Hatzper Straße ist bis heute die wichtigste Verbindung Haarzopfs. © Socrates Tassos
Davon ist Heimatforscher Herbert Schmitz überzeugt.
Davon ist Heimatforscher Herbert Schmitz überzeugt. © Socrates Tassos
Die Hatzper Straße verbindet Harzopf mit Mülheim und Bredeney.
Die Hatzper Straße verbindet Harzopf mit Mülheim und Bredeney. © Socrates Tassos
Die Straße ist dicht besiedelt.
Die Straße ist dicht besiedelt. © Socrates Tassos
Um das Jahr 1900 herum standen hingegen nur vereinzelt Häuser an der Hatzper Straße.
Um das Jahr 1900 herum standen hingegen nur vereinzelt Häuser an der Hatzper Straße. © Repro: Socrates Tassos
Befahren wurde die Straße damals nur mit Kutschen.
Befahren wurde die Straße damals nur mit Kutschen. © Repro: Socrates Tassos
In der Gaststätte
In der Gaststätte "Zum Deutschen Kaiser" – hier eine alte Postkarte – tagten früher viele Vereine. © Repro: Socrates Tassos
Erst um 1900 herum erhielt die Hatzper Straße befestigte Bürgersteige und Rinnen zur Entwässerung.
Erst um 1900 herum erhielt die Hatzper Straße befestigte Bürgersteige und Rinnen zur Entwässerung. © Repro: Socrates Tassos
Der Vater von Heimatforscher Herbert Schmitz führte bis Anfang der 1960er einen Gemischtwarenladen an der Hatzper Straße.
Der Vater von Heimatforscher Herbert Schmitz führte bis Anfang der 1960er einen Gemischtwarenladen an der Hatzper Straße. © Repro: Socrates Tassos
Der Name Hatzper Straße geht übrigens auf eine plattdeutsche Bezeichnung für die Bewohner Haarzopfs zurück.
Der Name Hatzper Straße geht übrigens auf eine plattdeutsche Bezeichnung für die Bewohner Haarzopfs zurück. © Socrates Tassos
1/10