Haarzopf. . Der Haarzopfer Heimatforscher Herbert Schmitz sorgt sich um den denkmalgeschützten Mühlendicks Hof am Roßkothenweg, der langsam verfällt. Das Ensemble gehört der Stadt, doch die will wegen der Nähe zum Flughafen Essen-Mülheim nicht mehr verkaufen, sondern nur verpachten.

„Warum gelingt es nicht, ungewöhnlich geschichtsträchtige Bauwerke mit großer Vergangenheit, die schon unter Denkmalschutz stehen, zu schützen und zu erhalten?“, fragt Herbert Schmitz, Haarzopfer Heimatforscher, und meint damit speziell den stattlichen Hof Mühlendick am Roßkothenweg 7, idyllisch gelegen zwischen dem Flughafen Essen-Mülheim, der A 52 und Kettwig.

Doch die Idylle trügt. Die Schranke, die Unbefugten den Zugang zum früheren Bauernhof verwehren sollte, ist entfernt. Lampen an der Fassade hängen abgerissen herunter, die mit Schnitzereien verzierte Holztür und die Fenster weisen Spuren von Einbruchsversuchen auf. Brennnesseln und Brombeersträucher überwuchern Mauern, Wege und Außengelände. „Die alte Scheune ist zusammengebrochen, das Altenteil, das zum Ensemble gehörte, gibt es längst nicht mehr“, bedauert Schmitz.

Der Heimatforscher besucht oft den schmalen Geländestreifen, den „Stadtteil Roßkothen“. Bei der kommunalen Neugliederung 1975 sei der Großraum Kettwig mit Roßkothen zu Essen gekommen. Der rein landwirtschaftlich genutzte Ortsteil Roßkothen sei Schuir zugeschlagen worden. „Roßkothen bestand vor 500 Jahren aus sieben Höfen und tut das heute noch“, so der Heimatforscher.

Die Stadt habe das Gebäude 1984 gekauft. Vor drei Jahren seien die letzten Bewohner ausgezogen, hätten die Öffnungen einfach mit Brettern vernagelt. Jetzt verfalle nicht nur das Fachwerkgebäude von 1789, sondern auch die gesamte Anlage, die 1294 erstmals urkundlich erwähnt worden sei, wie Schmitz recherchiert hat. In alten Urkunden sei von der landadeligen Familie Roßkothen die Rede. 1844 hätten die Eheleute Hermann und Anna Mühlendick ihr Pachtgut erworben, das mit gut 42 Hektar nicht gerade klein war. „Damals war es üblich, den Namen des Hofes anzunehmen und den eigenen aufzugeben“, erläutert Schmitz, der „den alten Mühlendick“ noch gekannt hat.

Ob die Stellungnahme der Verwaltung Herbert Schmitz die Sorge um den Hof nimmt, sei dahingestellt. Die Stadt wollte das unter Denkmalschutz stehende Gebäude und einen Teil des Areals verkaufen. „Die Instandsetzung hätte die Stadt viel Geld gekostet, das wir nicht haben“, erklärt Planungsdezernent Hans-Jürgen Best. Bis 2010 sei mit möglichen Erwerbern verhandelt worden, die verschiedene Konzepte, darunter eine Hundeschule oder die Weiternutzung als Bauernhof, präsentiert hätten.

„Als dann die Ratsmehrheit 2010 beschloss, dass auf dem Flughafen-Gelände eine Klima-Expo stattfinden solle und damit klar war, dass das Ende des Flughafens gewünscht werde, haben wir die Verlaufsverhandlungen für den Mühlendicks Hof gestoppt“, erklärt Best.

Wenn nämlich eine komplett andere Nutzung des Flughafens, sei es für Wohnungen, Gewerbe oder ein Ausstellungsprojekt, im Gespräch sei, „wären wir als Stadt doof, wenn wir das unmittelbar angrenzende Gelände zum damals angedachten Schnäppchenpreis verkaufen würden“, so der Dezernent. „Es gibt Dinge, die gibt man nicht aus der Hand.“

Statt des Verkaufs sei jetzt die Verpachtung angedacht. So liefen seit Anfang 2011 Gespräche mit potenziellen Pächtern, die den Hof für vielleicht für zehn Jahre nutzen könnten. „Wenn wir den Verkauf damals weiter verfolgt hätten, wäre der längst über die Bühne gegangen“, so Best.