Essen. . Zu Beginn des Jahres ist Grün und Gruga wieder in ganz Essen und verstärkt im Süden unterwegs. Warum die Bäume derzeit anfälliger denn je sind.

Die mehr als 60.000 Straßenbäume im Essener Stadtgebiet sind in den vergangenen Jahren leidgeprüft. Die Stürme „Kyrill“ und „Ela“ sowie diverse Bakterien setzen ihnen neben Abgasen und Klimawandel arg zu. „Einige Schädigungen, die bis in die Kronen reichen, werden erst nach Jahren sichtbar. Und dann hilft oft leider nur noch das Fällen“, weiß Arne Thun, der als Landschaftspfleger bei Grün und Gruga seit über drei Jahrzehnten ein wachsames Auge auf die Bäume hat.

Ersatzpflanzung mit Beet für jeden gefällten Baum

Für die Kommunalpolitiker im Essener Süden hatte er daher auch in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung IX keine guten Nachrichten: Etliche als verkehrsgefährdend eingestufte Gehölze müssen zu Beginn 2017 in Kettwig, Werden, Heidhausen, Fischlaken und Bredeney beseitigt werden.

Die Verwaltung wird für jeden gefällten Straßenbaum mit eigenem Baumbeet eine Ersatzpflanzung durchführen. Betroffen sind unter anderem Gehölze an den Straßen Huffmannstraße, Barkhovenallee, Bremerstraße, Jacobsallee, Am Schmalscheid, Heidhauser Straße (Wintgen- bis Hammerstraße), Am Wildbach/Sengenholzer Weg, Wilhelmstraße sowie zur Alten Fähre. Bei den Baumarten handelt es sich beispielsweise um Ahorn, Fichte, Hainbuche, Kirsche, Rosskastanie oder Silber-Ahorn. Aber auch immer wieder um Eschen.

„In diesem Jahr sind besonders viele Eschen betroffen“

„In diesem Jahr sind besonders viele Eschen betroffen“, erklärte Thun den Bezirksvertretern. „Das Eschentriebsterben tritt bundesweit auf und ist ein zunehmendes Problem.“ Pseudomonas-Bakterien verursachen Blätter- und Rindenverfärbungen, Pilze und Fäuleerreger dringen ein. Während der Baum versucht, neue Triebe zu bilden, wird er im Inneren immer instabiler, die mehr und mehr verzweigte Krone wird morsch und bricht schließlich.

Das Eschentriebsterben habe inzwischen Ausmaße wie der Befall einiger Kastanienarten mit eben diesem Erreger. Ganze Straßenzüge mit Rosskastanien wie an der Barkhovenallee würden deshalb stetig kontrolliert.

Dass in einer Abzweigung der Barkhovenallee, die zur ehemaligen LVR-Klinik führt, im Frühjahr kein einziger Alleebaum gerettet werden konnte, sei allerdings nicht Verschulden der Stadt. Thun: „Dort war der LVR Eigentümer und hätte sich daher um die Bäume kümmern müssen.“ Als die Stadt Grundstück und Zuwegung übernommen hatte, sei zunächst die Verkehrssicherungspflicht oberstes Gebot gewesen. „Die Bäume waren einfach nicht mehr zu retten. Denn wenn die Kronen betroffen sind, müssen wir handeln.“

Besondere Aufmerksamkeit widmet Grün und Gruga Platanen

Ingesamt seien die rund 60 im Stadtgebiet vertretenen Baumarten anfälliger denn je, führte der Landschaftspfleger weiter aus. Der Klimawandel wirke unterschiedlich auf die Arten, „vermehrt treten Viren, Bakterien, Pilzen und Insekten auf, die es bisher hier gar nicht gab“. Züchter versuchen, resistentere Bäume zu züchten – ein Projekt, das aber mehrere Jahre in Anspruch nimmt. Gegen Pseudomonas-Bakterien resistenter seien beispielsweise die gelb blühenden Rosskastanie und die Esskastanie. „Wir versuchen, diese jetzt an der Barkhovenallee als Ersatzbäume zu pflanzen“, so Thun.

Besondere Aufmerksamkeit widmet Grün und Gruga auch den Platanen. Sie kommen im Stadtgebiet häufig vor und sind wegen ihrer Pilzanfälligkeit bekannt. Ein Formschnitt von Platanen sei heute nicht mehr üblich, allenfalls bei der Freihaltung von Rettungswegen sei dies notwendig. Als Beispiel nannte Thun die Bäume am Kettwiger Markt. Die Bäume an der Bachstraße in Kettwig seien übrigens sicher, konnte Arne Thun auf Nachfrage die BV beruhigen. Auch sei die Fällung gesunder Bäume im Übrigen nicht zu befürworten, nur weil sie Anwohner wegen des Laubfalls oder einer Verschattung stören. Das sehen die Politiker genauso, schließlich sei Essen ja 2017 nicht zu Unrecht die Grüne Hauptstadt Europas.