Essen. . Der Massaria-Pilz befällt Platanen und führt dazu, dass schwere Äste plötzlich abbrechen. Grün und Gruga lässt in Essen 10.000 Bäume überprüfen.

  • Grün und Gruga lässt 10.000 der stadtweit 17.000 Platanen auf den Pilz Massaria kontrollieren
  • Aufträge in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro an Fachfirmen vergeben
  • Pilz kann dazu führen, dass schwere Äste plötzlich abbrechen

Erst kürzlich waren sie Anschauungsobjekte für Arboristen: Die angehenden Baumpfleger machten sich ein Bild davon, wie stark die Platanen an der Ruhrallee von Massaria befallen sind.

Bei Massaria handelt es sich um einen Pilz, der Platanen heimsucht. Wissenschaftlich nachgewiesen wurde die Erkrankung erstmals im Jahr 2003 in Mannheim. Experten gehen aber davon aus, dass Massaria auch schon vorher aufgetreten ist. Der Unterschied: In den vergangenen Jahren tritt der Pilz aggressiver auf und führt zu erheblichen Schäden. Das Tückische daran: Der Befall ist schwer zu erkennen. Und: „Schwere Äste können plötzlich abbrechen“, weiß Roland Haering, Leiter der Forstabteilung von Grün und Gruga.

In diesen Tagen vergab Grün und Gruga Aufträge in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro an Fachfirmen, welche Platanen an Straßen, Schulen, Kindergärten und Spielplätzen in den kommenden zweieinhalb Jahren regelmäßig kontrollieren und erkrankte Äste aus den Baumkronen herausschneiden.

Äste, die aufgrund des Massaria-Befalls abzubrechen drohen, werden aus dem Baum einer Platane geschnitten. Baumpfleger nehmen die Platanen alle acht Monate vom Hubsteiger aus in Augenschein.
Äste, die aufgrund des Massaria-Befalls abzubrechen drohen, werden aus dem Baum einer Platane geschnitten. Baumpfleger nehmen die Platanen alle acht Monate vom Hubsteiger aus in Augenschein. © WAZ FotoPool

Nicht nur an der Ruhrallee prägen Platanen das Stadtbild. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Baum häufig gepflanzt. Auch der Baumbestand hatte gelitten. Platanen gelten als anspruchslos, als frostempfindlich und klimaresistent. Gesunde Bäume bilden zudem eine schön anzusehende Krone aus. Die ältesten Platanen der Stadt stehen übrigens im Moltkeviertel, seit mehr als 100 Jahren schlagen sie dort Wurzeln.

Der Kampf gegen Massaria stellt Grün und Gruga vor erhebliche Herausforderungen. Denn der Pilzbefall ist weit verbreitet im Platanen-Bestand. Eine 2011 in Altenessen erstellte Referenzstudie brachte zu Tage, dass von 574 untersuchten Platanen 416 von dem Parasiten befallen waren. Die wenigen noch gesunden Bäume waren in der Regel jünger als 40 Jahre. Heute lässt Grün und Gruga 10 000 der stadtweit 17 000 Platanen kontrollieren. Das eigene Personal wäre damit längst überfordert.

Die für die Kontrolle entwickelte „Essener Methode“ gilt inzwischen als beispielhaft. Alle vier Monate nehmen Baumpfleger jeden Baum vom Boden aus in Augenschein, alle acht Monaten nutzen sie dafür einen Hubsteiger. Denn die Pilzsporen treten zuerst auf der Oberseite der Äste auf, um sich dann rasch auszudehnen. Zwar würden die Bäume die Erkrankung überleben, überließe man sich selbst. Doch dann wären sie eine Gefahr für jeden, der sich in der Nähe aufhält. Allein aus Haftungsgründen könnte die Stadt es sich nicht erlauben, einfach zuzusehen, betont Roland Haering.

Noch über Jahrzehnte ein Problem

Warum aber stellt sich der Pilz seit einigen Jahren so aggressiv dar? Noch ist es nicht wissenschaftlich belegt, aber der Verdacht liege nahe, dass der Klimawandel seinen Teil dazu beiträgt, erläutert Diplom-Forstwirtin Christiane Derek, bei Grün und Gruga zuständig für die Massariakontrollen. So viel lasse sich sagen: „Massaria tritt stärker auf nach längerer Trockenheit und nach sehr heißen Sommern.“ An Straßen haben Wurzeln zudem häufig sehr wenig Platz, um sich auszudehnen. Die dafür angelegten Baumscheiben sind schlicht nicht groß genug, um den Baum optimal mit Wasser zu versorgen. Baumscheiben ließen sich nicht einfach vergrößern, ohne die Wurzeln zu beschädigen. So wird Massaria Grün und Gruga noch über Jahrzehnte beschäftigen.