Essen-Rüttenscheid. An der Annastraße erinnert seit wenigen Tagen ein restauriertes Logo an den Pharma-Hersteller Roland, der dort bis 1978 seinen Sitz hatte. Das Unternehmen brachte u.a. den ersten Schwangerschaftstest Deutschlands auf den Markt.
Die Werbung dürfte manchen Menschen noch in Erinnerung sein: Ein Kind steht am Fenster und beobachtet andere Kinder, die im Regen auf der Straße spielen. Erst nach einem Löffel Sanostol darf das Kind raus und mit den anderen spielen. Das bekannte Nahrungsergänzungsmittel, das Kinder laut Werbung stark machen soll, wurde in Norwegen erfunden und ab dem Jahr 1935 von dem Essener Pharma-Hersteller „Roland“ angeboten; mitten in Rüttenscheid an der Annastraße 38. Das Essener Unternehmen war es auch, das 1971 den ersten Schwangerschaftsselbsttest in Deutschland einführte.
1978 wurde der Firmensitz dann nach Hamburg verlegt, 2002 folgte die Umbenennung in Altana Consumer Health GmbH. Die Altana Consumer Health GmbH vertrieb eine Reihe an nicht-verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, darunter auch noch Sanostol. Heute sind die Vertriebsaktivitäten in die Pharma-Konzernzentrale nach Konstanz verlegt. Dass die pharmazeutische Fabrik Roland ihren Sitz an der Annastraße hatte, daran erinnert heute unter anderem das große Logo an der Fassade im Innenhof.
Stadtteilgeschichte sichtbar machen
Bis Architektin Lena Popal gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Schwester das Haus vor etwa sechs Jahren kaufte, schlummerte das Emblem – ein Ritter mit einem Schwert in der einen und einem Schild mit einem „R“ in der anderen Hand – noch unter Efeu-Massen. „Da Efeu die Eigenschaft hat, Mauerwerk zu zerstören, haben wir die Pflanze entfernt“, erzählt Popal. Erst dann kam das beschädigte Logo zu Tage. „Wir haben uns immer vorgenommen, das Logo zu restaurieren. Das haben wir nun im Zuge von anderen Arbeiten an diesem Haus getan“, so die Architektin. Dank der sogenannten „Sgraffito-Technik“, eine Methode zur Bearbeitung von Wandflächen mit mehreren Putzschichten, konnte das Emblem fast originalgetreu restauriert werden.
Gestrichen wurde es anschließend in Anthrazit, so dass es sofort ins Auge fällt, wenn man den Hinterhof betritt. „Das war uns sehr wichtig und wir sind froh, dass wir ein Stück Stadtteilgeschichte wieder sichtbar machen konnten“, sagt Popal. Von der einstigen pharmazeutischen Fabrik ist zudem noch eine im Boden-eingelassene Waage im Keller vorhanden. Im zweiten Obergeschoss muss das Labor ansässig gewesen sein, vermutet Popal. Darauf deuteten Wasseranschlüsse und Absauganlagen hin, die aber im Rahmen von Renovierungsarbeiten entfernt wurden. Heute befinden sich in dem geschichtsträchtigen Gebäude elf Wohnungen sowie eine Agentur für Kommunikationsdesign.