Essen. Ein neues Dokument soll den Rettungskräften künftig entscheidende Patienten-Informationen liefern. Eine aufmerksame Seniorin aus Bredeney hatte die Idee. Die Erst-Exemplare liegen ab sofort kostenlos aus und werden zudem in der Stadt verteilt.

Wenn die Mitarbeiter von Essens Feuerwehr-Chef Ulrich Bogdahn ausrücken, muss es fast immer schnell gehen. Ein brennendes Haus. Ein schwerer Unfall: Menschen sind in Lebensgefahr. „Da kann uns jede Information helfen“, sagt Bogdahn. Der neue Essener Notfall-Pass soll künftig der Feuerwehr und anderen Rettungskräften die Arbeit beim Einsatz erleichtern: In dem Dokument werden Blutgruppe, Erkrankungen, genutzte Medikamente etc. notiert. „Schon so eine kleine Info kann helfen, schnell das Richtige zu machen und damit Leben zu retten“, erklärt Ulrich Bogdahn. „Dieser neue Ausweis ist ein wichtiger Meilenstein.“

Die Bredeneyer Seniorin Elisabeth Schubert, 88, hatte angeregt, den Essener Notfall-Pass aufzulegen. Gestern wurde das achtseitige, robuste und waschfeste Heft in der Größe des rosafarbenen Führerscheins vorgestellt. Das Gesundheitsamt, die Feuerwehr, die Ärztekammer Nordrhein, die Kassenärztliche Vereinigung, das Bündnis „Essen forscht und heilt“, die Medizinische Gesellschaft und die Stiftung Universitätsmedizin haben es gemeinsam entwickelt. Zum Auftakt liegen 10.000 Erst-Exemplare bei den Kooperationspartnern bereit oder werden bei Veranstaltungen verteilt. Oberbürgermeister Reinhard Paß freute sich über das gemeinsame Engagement in seiner Stadt, „von Frau Schubert bis zu den zahlreichen beteiligten Institutionen“. Paß füllte auch gleich seinen eigenen Notfall-Pass aus. „Der kommt zu meinem Organspender-Ausweis.“

„Wir wissen ganz schnell ganz viel“

Den Ausweis können die Bürger selbst ausfüllen. Idealerweise machen sie es aber gemeinsam mit ihrem Arzt, der bei Fachfragen weiterhelfen kann. In dem Dokument werden mögliche Gesundheitsprobleme notiert (hoher Blutdruck, Diabetes, Epilepsie, Allergien) sowie unverträgliche Medikamente und ständig genutzte Präparate aufgelistet. Ergänzend werden Angehörige oder Freunde erwähnt, die im Notfall verständigt werden sollen. Und behandelnde Ärzte oder Krankenhäuser. „So wissen wir ganz schnell ganz viel über einen anonymen Patienten, der beispielsweise nicht ansprechbar ist“, erklärt Thomas Budde, Vorsitzender der Medizinischen Gesellschaft und selbst Arzt.

„Jeder Bürger sollte so einen Ausweis haben, jeder braucht ihn. Es ist ein wichtiger Schutz, egal, ob man jung oder alt ist“, findet Eckhard Nagel, Leiter des Uniklinikums. „Und wenn die ersten 10.000 Stück vergriffen sind und mehr gebraucht werden, wird nachgedruckt“, kündigt Oberbürgermeister Reinhard Paß an.