Essen-Rüttenscheid. . Mehr als 160 Rüttenscheider haben sich am ersten Bürgerforum beteiligt: Vor allem der dichte Verkehr auf der Rü treibt viele von ihnen um.
Klaus Wermker atmet erleichtert durch, nach zwei Stunden kontroverser Diskussion und unzähligen beschrifteten Karteikarten, die nun den Saal der evangelischen Kirchengemeinde an der Julienstraße schmücken. „Ich bin glücklich über die große Beteiligung“, sagt Wermker, der gemeinsam mit weiteren Ehrenamtlichen das erste Rüttenscheider Bürgerforum organisiert hat.
Mehr als 160 Menschen sind dazu am Dienstagabend zusammengekommen. Was sie eint, ist der Wunsch nach mehr Mitbestimmung bei den Themen, die sich direkt vor ihrer Haustür abspielen. Vor allem der zunehmende Verkehr im Stadtteil und die zahlreichen Bauprojekte kristallisieren sich am Ende des Abends als Schwerpunkte heraus.
Bürgerforum will andere Beteiligungskultur entwickeln
Die Verdichtung des urbansten Essener Stadtteils treibt die Menschen um – Ur-Rüttenscheider ebenso wie Zugezogene: „Es wird mir hier so langsam zu voll und zu laut“, bringt eine Teilnehmerin ihre Befürchtung auf den Punkt und erntet zustimmendes Kopfnicken.
In sieben Kleingruppen sollen zunächst nur zwei Fragen beantwortet werden: „Was gefällt Ihnen?“ und „Was muss sich ändern?“ Zu den meist genannten Themen sollen dann beim nächsten Bürgerforum im Herbst Experten eingeladen werden. „Wir wollen eine andere Beteiligungskultur in dieser Stadt entwickeln“, formuliert Klaus Wermker eines der Ziele.
Rüttenscheid ist für viele Teilnehmer ein Lebensgefühl
Bei der Diskussion wird schnell wird klar, dass sich jeder mit Rüttenscheid identifiziert. Der Stadtteil ist für sie mehr als bloß ein Wohnort, sondern ein „Lebensgefühl“, wie Klaus Wermker beschreibt. „Viele sind hier, weil sich Rüttenscheid gerade verändert und wir nicht einfach alles hinnehmen wollen“, sagt ein Teilnehmer. Vor allem die geplante Bebauung des Messeparkplatzes sehen viele Bürger kritisch, ebenso wie das Bauvorhaben auf dem ehemaligen Speditionsgelände an der Manfredstraße.
Oft wird die Forderung nach einem Masterplan für Rüttenscheid laut, der auf eine veränderte Infrastruktur einzahlt. Steigende Kinderzahlen und eine wachsende Bereitschaft, aufs Auto zu verzichten, müssten dabei berücksichtigt werden, finden viele. „Das Stückwerk muss aufhören, wir brauchen endlich eine Gesamtplanung“, fasst es ein Bürger zusammen.
Kontroverse um Zukunft der Rüttenscheider Straße
Beim Thema Mobilität ist es vor allem die Rüttenscheider Straße, die im Zentrum der Diskussionen steht. Sie sei „Herz und Schmerz“ zugleich, sagt ein Teilnehmer treffend. Dabei ist das Publikum an diesem Abend gespalten: Während die einen mehr Platz für Räder und Fußgänger zu Lasten des Autoverkehrs befürworten, fürchten andere eine Abnahme der Kaufkraft, wenn sich etwas an der Verkehrsführung auf der Rüttenscheider Einbahn- oder Fahrradstraße ändert.
„Die Samstagssperrung auf der Rü damals war grausam und ich lehne auch eine Einbahnstraßenregelung ab. Gleichzeitig wächst aber gerade in Rüttenscheid bei vielen das Bewusstsein für den ökologischen Fußabdruck. Deswegen müssen wir über das Thema reden, ohne dabei in ideologische Kleinkämpfe zu verfallen“, fordert Petra Ostermann, die die Entwicklung der Rü als Inhaberin der Papeterie Petersen seit Jahrzehnten aus nächster Nähe beobachtet.
Nächstes Bürgerforum ist für Herbst geplant
Nach der großen Themensammlung hat die Vorbereitungsgruppe nun jede Menge zu tun. So werden in den nächsten Wochen die Schwerpunkte für das nächste Bürgerforum im Herbst gesetzt, transparent einsehbar über die Homepage des Bürgerforums. „Die Politik wird hinsehen müssen“, verspricht Wermker.
Was den Teilnehmern an Rüttenscheid gefällt
Was den Teilnehmern an Rüttenscheid nicht gefällt