Essen-Rüttenscheid. Der Verkehrsclub Deutschland unterstützt die Forderung der Grünen, eine Neuregelung für die Rüttenscheider Straße in Essen zu prüfen.

Als in den 80er-Jahren an der Südstrecke der Essener U-Bahn gearbeitet wurde, bekam auch die „Rü“ ein neues Gesicht. „Damals hieß es, dass die Rüttenscheider Straße nicht zur fünften und sechsten Spur der Alfredstraße werden darf“, erzählt Peter Kayser, Vorsitzender des Essener Kreisverbands des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). „Aber zu Stoßzeiten haben wir hier Ausweichverkehr, der die Straße verstopft.“ Kayser fordert die provisorische Einrichtung einer Einbahnstraße und möchte Händler mit Feinstaub-Messgeräten ausstatten.

Der VCD, erklärt Kayser, lege einen Schwerpunkt auf „menschenfreundliche Verkehrsgestaltung“. Deshalb müsse man die Menschen fragen, ob sie sich eine Änderung der Verkehrsführung auf der Rüttenscheider Straße wünschen, so der VCD-Vorsitzende. Der Verein, der nach eigenen Angaben in Essen rund 300 Mitglieder hat, unterstütze deshalb die Pläne der Grünen, auf Grundlage einer Umfrage im Stadtteil ein Mobilitätskonzept zu erstellen.

VCD bietet Feinstaubmessgeräte an

Und Kayser möchte auch eigene Vorschläge in die Diskussion einbringen. „Eine Einbahnstraße von der Baumstraße zum Stern und aus der entgegengesetzten Richtung vom Hotel Arosa bis zum Stern wäre eine preisgünstige Lösung und leicht provisorisch einzurichten“, erklärt Kayser. „Das würde noch genug Möglichkeiten für den Lieferverkehr und die Parkplatzsuche bieten. Der Abschnitt südlich des Hotels Arosa bleibt für den ÖPNV frei.“

Kommentar: Drängendere Probleme

Wer mit seinem Auto auf die Rüttenscheider Straße einbiegt, muss immer mit Behinderungen rechnen. Das Problem ist den meisten Verkehrsteilnehmern bekannt und deshalb selbst gewählt. Schuld am Stau ist nicht nur der Ausweichverkehr, sondern schlicht der Wunsch vieler, eben genau über die „Rü“ zu fahren. Denn dort findet man im besten Fall einen Parkplatz direkt am Ziel, und manche wollen – so absurd das auch sein mag – „flanieren fahren“. Trotz der Zweite-Reihe-Parker, der Suchenden und Wartenden bleiben die meisten Autofahrer gelassen, ausgedehnte Hupkonzerte sind äußert selten, man hat sich arrangiert.

Das drängendere Problem ist zwischen Martin­straße und Rüttenscheider Brücke zu finden. Die Außengastronomie nimmt stellenweise so viel Gehweg in Beschlag, dass man einen wahren Tanz aufführen muss, um bei entgegenkommendem Kinderwagen und klingelndem Radfahrer von hinten unbeschadet zu bleiben. Dem Geschäftssinn mancher Gastronomen muss auf dem Trottoir öfter eine Grenze gesetzt werden, wenn er über das Erlaubte hinausschießt.

Nach einer Testphase von einem Jahr könne man dann die Auswirkungen bewerten – nicht nur auf den Verkehr, sondern auch auf die Umwelt. Das sei ein weiterer Aspekt, der in der bisherigen Diskussion noch keinen Platz gefunden habe, so Kayser. „Die Feinstaubemission und Lärmbelästigung kann man senken, wenn sich der Verkehr hier nicht mehr staut.“ Kayser hat dabei auch die Außengastronomie im Blick, in der die Menschen den Abgasen direkt ausgesetzt seien.

Der VCD möchte deshalb an fünf Standorten Feinstaubmessgeräte aufstellen und wünscht sich dafür eine Kooperation mit Geschäftsinhabern an der Rüttenscheider Straße. Die kleinen Rohre, in denen sich Sensoren verstecken, werden im Außenbereich angebracht, ein Kabel führt zu einem Computer, der die Messwerte aufzeichnet. Die Geräte seien zwar „juristisch nicht verwertbar, aber es lassen sich Konzentrationen erkennen, die zu hoch und gesundheitsschädlich sind“.