Kupferdreh. . Der Vorstand des traditionsreichen TVK hat seinen Rücktritt angekündigt und sieht sich selbst dem anonymen Vorwurf der Untreue ausgesetzt. „Peinlich, grotesk erbärmlich. Zum Fremdschämen“ ist einer der Kommentare auf Facebook, mit dem ein Mitglied seinem Unmut Luft macht.
So etwas hat es in der 136-jährigen Geschichte des „Turnverein 1877 e.V. Essen-Kupferdreh“ noch nicht gegeben: Zur Mitgliederversammlung am morgigen Freitag hat der amtierende Vorstand des traditionsreichen TVK seinen Rücktritt erklärt. Dieser bislang beispiellose Schritt ist der vorläufige Höhepunkt einer vereinsinternen Auseinandersetzung, die mit dem Begriff Schlammschlacht wohl treffend beschrieben ist - eine anonyme Anzeige inklusive.
In einem in jeder Hinsicht bemerkenswerten Vorwort der jüngsten Ausgabe der Vereinszeitschrift „Echo“ erläutert Kassierer Bodo F. Schmischke, welche Gründe den Vorstand zu diesem Schritt bewogen haben. Besser gesagt, Schmischke deutet es kryptisch an: „Stellen Sie sich bitte vor, es klingelt an Ihrer Tür und der Mensch vor Ihnen fordert sie höflich auf, mehrere tausend Euro zu bezahlen.
Auf die Frage, wofür, kommt die Antwort: Herr Meier hat ein Auto gekauft und gesagt, sie werden es bezahlen“, steht dort zu lesen. Die verklausulierten Vorwürfe richten sich an die Adresse des Vorsitzenden der Ruderabteilung und stehen augenscheinlich in Zusammenhang mit dem groß angelegten Umbau des Vereinsheimes, den der TVK auch mit städtischen Zuschüssen schultert.
Vorwurf der Veruntreuung
Was sich der Abteilungsleiter konkret habe zu schulden kommen lassen, bleibt nebulös. Der Versuch des Vorstandes, ihn aus dem Verein auszuschließen, lief ins Leere, der Ehrenrat des TVK - einer Schiedskommission vergleichbar - hob den mit 8 : 1 Stimmen gefassten Vorstandsbeschluss wieder auf. Der Vorstand seinerseits sieht sich mit einer anonymen Anzeige konfrontiert, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage bestätigt. Auch dabei geht es um den Umbau des Vereinsheimes, konkret um den Vorwurf der Veruntreuung öffentlicher Gelder.
Nach Angaben der Sport- und Bäderbetriebe hat die Stadt den Umbau von Räumen im Erdgeschoss des Gebäudes mit 81.570 Euro gefördert. Insgesamt beliefen sich die Kosten auf 204.000 Euro. Alle Rechnungen seien geprüft worden. Ergebnis: Der Umbau wurde ordnungsgemäß abgewickelt, heißt es bei den Sport- und Bäderbetrieben.
Keine Stellungnahme des Vorsitzenden
Die Polizei ist der anonymen Anzeige nachgegangen und hat ihre Ermittlungen inzwischen abgeschlossen. Es gebe keinerlei Erkenntnisse für eine Straftat, so Polizeisprecher Peter Elke. Der Fall liege wieder bei der Staatsanwaltsanwaltschaft. Dass der TVK, wie Kassierer Bodo F. Schmischke im Vorwort des „Echo“ behauptet, „bis zur vollständigen Erledigung der Sache“ keine städtischen Zuschüsse mehr bekommt, verneinen die Sport- und Bäderbetriebe.
Ob die anonymen Vorwürfe gegen den Vorstand auf der Mitgliederversammlung am Freitag ein Nachspiel erfahren, bleibt abzuwarten. Karsten Espey, Vorsitzender des TVK, und Geschäftsführer Arndt Holtsträter wollten auf Anfrage dieser Zeitung weder dazu Stellung nehmen noch zum fehlgeschlagenen Versuch, den Abteilungsleiter Rudern aus dem Verein rauszuschmeißen.
Im Internet, im sozialen Netzwerk „Facebook“, schlägt dieser Versuch längst hohe Wellen. „Peinlich, grotesk erbärmlich. Zum Fremdschämen“, heißt es dort zu den Ausführungen im Vorwort des „Echo“. Auch dem Essener Sportbund (Espo) ist die Schlammschlacht nicht verborgen geblieben. Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg: „Wir machen uns große Sorgen, dass der ganze Verein Schaden nimmt.“