Essen-Kettwig. .
Es war der erste Schritt von vielen - und es war ein wichtiger Schritt. TVK 1886 und KTV 1870 hatten ihre Mitglieder zur gemeinsamen Informationsveranstaltung in die Aula der Brücker Schule geladen.
Mitgliederschwund, mangelndes Interesse am Ehrenamt und die Befürchtung, dass Zuschüsse vom Land, von Kommune und den Verbänden aus Finanznot nur noch mager ausfallen oder gar eingefroren werden - der Druck auf die Sportvereine wächst. Zwischen 1200 und 1300 schwanken jeweils die Mitgliederzahlen bei den beiden großen Kettwiger Sportvereinen. Um die Zukunft effektiv gestalten zu können, ist nun auch das Thema Fusion kein Tabu mehr.
Wer am Montagabend mit Widerstand gerechnet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Viel Zustimmung erfuhren die Vorstandsmitglieder, die von Karin Schulze-Kersting vom Landessportbund (LSB) inhaltlich begleitet wurden.
Vorstandsmitgliedererfuhren viel Zustimmung
Und am Ende der gut einstündigen Veranstaltung gab es auf Anregung des TVK-Ehrenvorsitzenden Prof. Wolfgang Winners einen symbolischen Akt, der den Funktionären einen eindeutigen Arbeitsauftrag erteilte: Einstimmig votierten die Anwesenden für den eingeschlagenen Weg - ergebnisoffene Gespräche, an deren Ende eine Fusion stehen könnte. Und mit geschätzt 2400 Mitgliedern hätte dann das Wort des neuen Kettwiger Sportvereins auf Stadtebene ein ordentliches Gewicht.
„Wie können wir uns den Herausforderungen der Zuskunft stellen? Das war der Ansatz, mit dem wir uns ganz locker und lose auf Vorstandsebene in den vergangenen Monaten getroffen haben“, umreißt Jan-Robert Belouschek, stellvertretender Vorsitzender des TVK 1886, die Ausgangssituation.
Was zunächst als vorsichtiges Herantasten begann, nahm konkrete Formen an, denn „bei knapp 18000 Einwohnern im Stadtteil ist es schon fast idiotisch, um das Interesse von Kindern und Jugendlichen zu rangeln“, fasste KTV-Vorsitzender Sebastian Kessler die Gemütslage zusammen. „Im sportlichen Bereich ergänzen wir uns exzellent - und dieses Sportangebot würde durch eine Zusammenlegung sogar noch effizienter. Aber bei allen, was noch vor uns liegt - und auf uns wartet noch eine Menge Hausarbeiten - werden wir die Mitglieder abholen und informieren.“
Auch beim TVK spielt die Meinung der Mitglieder eine zentrale Rolle. Jan-Robert Belouschek: „Wir werden ein Forum schaffen, um die Mitglieder an dem Prozess zu beteiligen. So wird unter anderem ein regelmäßiger Stammtisch eingerichtet, in dessen Rahmen wir alle Informationen weitergeben werden.“
Gut vorbereitet und sachkundig wurde präsentiert, was sowohl bei TVK- als auch bei KTV-Mitgliedern große Zustimmung fand. Mathias Eckardt, Aktiver in der Tischtennis-Abteilung des TVK: „Ich freue mich wahnsinnig, dass dieser Weg eingeschlagen wird. Ich habe das Thema bereits vor über 20 Jahren mal angesprochen - aber damals wurde mir fast der Kopf abgerissen. Wer jetzt mit einer verkrusteten Tradition weitermacht, wird zwei Vereine an die Wand fahren.“
Doch davon sind TVK und KTV nun weit entfernt. Ob im Breich Ganztagsschule, Hallenzeiten, Steigerung des Sportangebots, Zuteilung von Projektmitteln - ein eventuell gemeinsamer Verein brächte ausschließlich Vorteile.
Auf die Frage, warum beide Vereine das Thema Fusion erst jetzt in Erwägung ziehen, antwortete Jan-Robert Belouschek: „Ich weiß es nicht, aber wenn wir Tradition bewahren wollen, müssen wir an die Zukunft denken...“