Essen-Karnap. . Guido Reil, SPD-Ratskandidat in Essen, entfernte nun alle 50 Plakate, die im Wahlkreis angebracht waren. So will er Bürgernähe beweisen und ein Zeichen setzen. Der Politiker findet, dass die Plakatflut in diesem Jahr in der Stadt ausgeartet ist. Warum dieser Anti-Wahlkampf funktioniert.

Eine Woche vor der Kommunal- und Europawahl hat der erste Politiker in Essen seine eigenen Plakate vorzeitig abgehängt. SPD-Ratskandidat Guido Reil, der in Karnap und Altenessen-Nord antritt, entfernte am Sonntagmorgen alle 50 Plakate, die im Wahlkreis angebracht waren. Mit dieser Geste will er Bürgernähe beweisen: „Es gab noch nie so viele Plakate wie in diesem Jahr, das artet doch aus.“ Die Bürger seien entsprechend „genervt“, deshalb habe er beschlossen, „ein Zeichen zu setzen“. Am Montag würden die abgehängten Poster entsorgt.

Der Anti-Wahlkampf des SPD-Kandidaten funktioniert bestens: Im sozialen Netzwerk Facebook, wo Reil den Vorgang publikumswirksam bekannt gemacht hat, erhält Reil viele positive Kommentare, das Thema spricht sich in der Stadt ‘rum.

"Lasst uns diesen Plakatwahnsinn beenden“

Dass ihm diese Geste, die Reil als Bürgernähe verstanden wissen will, durchaus auch als Arroganz oder übergroße Siegesgewissheit ausgelegt werden könnte, weiß Reil: „Wir haben das vorher lange diskutiert. Natürlich wirkt das sehr selbstbewusst. Doch wir haben beschlossen, das Experiment trotzdem mal zu wagen - die Zahl der Plakate insgesamt ist einfach viel zu hoch geworden. Lasst uns diesen Plakatwahnsinn beenden.“

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Reil findet auch, dass sich bei der Plakatiererei „niemand mehr an Regeln“ halte: Auch Nebenstraßen seien zugehängt, obwohl das verboten ist. Fußgänger und Radler würden behindert, vielfach sei auch die Sicht von Autofahrern eingeschränkt, selbst an wichtigen, großen Kreuzungen. Reil: „Wahlplakate sollen den Bürger motivieren, zur Wahl zu gehen - in dieser Häufigkeit bewirken sie genau das Gegenteil.“

Vermutlich ist die Vielzahl der Plakate in diesem Wahlkampf auch mit ein Grund dafür, warum so viel Wahl-Werbung im Stadtgebiet zerstört am Straßenrand liegt: Nicht nur Wind und Regen haben vielen Postern zugesetzt, sondern immer mehr Plakate werden bewusst kaputt gemacht – an der B 224 in Uni-Nähe, zum Beispiel, sind eine ganze Reihe von „Grünen“-Plakate zu Sperrholz gemacht worden, und in Richtung Heisingen hängen viele Poster der „EBB“ und der CDU auf halb Acht.