Essen. Der BorbeckerJugendclub bietet den „sozialen“ Faustkampf für benachteiligte Jugendliche und Kinder als Gewaltprävention an. Inzwischen kommen alle

Samuel war ein schwieriger Junge. Wild, zappelig, schwer zu bändigen, hat er oft Grenzen überschritten, sich auch mal geprügelt. Die Schule lief schlecht, es hagelte Fünfen und Sechsen. „Ich habe viel Scheiße gebaut“, sagt der 13-jährige Hauptschüler rückblickend, „aber damit ist jetzt echt Schluss.“ Denn Samuel hat das Boxen für sich entdeckt: Seit anderthalb Jahren steht er regelmäßig im Ring des Borbecker Don Bosco Clubs, der den „sozialen“ Faustkampf für Jugendliche und Kinder als Gewaltprävention anbietet. „Hier habe ich Respekt, Disziplin und Fairness kennengelernt“, sagt der kompakt wirkende Schüler und klingt dabei ein wenig altklug, „meine Gegner heißen jetzt Partner. Wir sind ein Team.“

„Samuel ist nicht nur ein gutes Beispiel dafür, wie man gerade mit Boxsport Aggressionen kontrolliert abbauen kann, er ist auch ein großes Talent.“ Tom Jekel, Boxtrainer, Pädagoge und Vize-Leiter des Jugendclubs der Salesianer, war selbst mal Bundesliga-Boxer und hat das Projekt in Borbeck angestoßen. „Damals“, so erzählt er, „hatten sich viele Jugendliche auf den Straßen nicht unter Kontrolle. Wir haben sie in den Ring geholt, wo sie ihre Wut gezielt rauslassen können.“ Dort lernen sie nicht nur, ihre negativen Gefühle zu kanalisieren, sondern auch Regeln einzuhalten. Für manche der insgesamt 120 Jungen und Mädchen, die inzwischen am Training teilnehmen, ist es das erste Mal, dass sie Grenzen aufgezeigt bekommen - und diese akzeptieren.

Trainingsgruppen sind voll

Auch Jenny hat das gelernt. Die elfjährige Gesamtschülerin hat laut Jekel eine „sensationelle Entwicklung“ genommen. Aus dem einst ängstlichen Mädchen, das sich kaum traute zu sprechen, ist eine selbstbewusste Kämpferin geworden, die nicht nur sportlich, sondern auch in der Schule überzeugt: „Nur wenn wir gute Zensuren haben, dürfen wir trainieren.“

Mittlerweile ist aus dem sozialen Sportprojekt das „Box-Team-Essen“ geworden, ein eingetragener Verein, der sich der DJK Eintracht Borbeck angeschlossen hat. Maßgeblichen Anteil am Erfolg haben auch die zahlreichen Sponsoren; allen voran die Freddy-Fischer-Stiftung, die für die gesamte Ausstattung sorgt. Das hat sich herumgesprochen. „Unsere Trainingsgruppen sind voll“. Und zwar nicht nur mit Kindern und Jugendlichen aus schwierigen sozialen Verhältnissen, „zu uns kommen auch Gymnasiasten“. Beim Boxen wird da kein Unterschied gemacht. „Im Ring sind wir alle gleich“, sagt Samuel.