Die erfolgreiche Taekwondo-Trainerin Kerstin Hamacher baut für den Polizei-Sportverein eine neue Abteilung auf. Sie bringt ihren Schülern in der Villa Rü sportarttypische Schläge und Tritte bei.

Seit Anfang des Jahres gibt es beim Polizei-Sportverein Essen (PSV) eine neue Abteilung: Die Frillendorferin Kerstin Hamacher trainiert - unterstützt von weiteren Übungsleitern - jeweils dienstags und donnerstags drei Gruppen Taekwondo-Sportler im Rüttenscheider Bürgerzentrum Villa Rü: eine Kinder-Anfängergruppe, eine Kinder-Fortgeschrittenen-Gruppe und eine Gruppe mit Jugendlichen und Erwachsenen. Insgesamt 37 Mitglieder im Alter von sieben bis Mitte 40 hat die PSV-Taekwondo-Abteilung inzwischen. Und es könnten noch ein paar mehr sein, wenn es nach Trainerin Kerstin Hamacher geht. „Ich wünsche mir eine feste Gruppe, die ich kontinuierlich weiterführen kann“, sagt die 41-Jährige.

Sechs Mal dieSchwarzgurt-Prüfung abgelegt

Kontinuität ist ein zentraler Begriff in Kerstin Hamachers Leben. Seit 29 Jahren betreibt sie ihren Sport voller Leidenschaft. „Es ist nicht so, dass ich supertalentiert wäre. Aber wenn ich etwas mache, beiße ich mich fest und versuche durch harte Arbeit weiterzukommen und mich Level für Level hochzukämpfen“, sagt die zierliche Frau, der man Kampfsport auf den ersten Blick gar nicht zutrauen würde.

Dabei gehört Hamacher im Taekwondo zu den erfolgreichsten Frauen Deutschlands. Sechster Dan, das bedeutet, dass sie bereits sechs Mal die Schwarzgurt-Prüfung abgelegt hat. 2009 war sie mit dieser Bilanz die erste Frau in Nordrhein-Westfalen und die dritte in Deutschland. Erst ganz langsam wächst der Anteil der Frauen in Deutschland, die Taekwondo auf diesem hohen Niveau betreiben.

Auch in Sachen Trainerschein spielt sie in der höchsten Klasse, verfügt über die A-Linzenz und könnte damit theoretisch sogar Bundestrainerin werden. „Aber das strebe ich gar nicht an. Mir reicht es, Vereinstrainerin zu sein“, sagt die Frillendorferin, die selbst noch für den SV Bayer Wuppertal bei Wettkämpfen an den Start geht. „Allerdings nicht im Vollkontakt, sondern im Formenlauf“, betont die 41-Jährige.

Eigentlich verbringt Kerstin Hamacher ihre gesamte Freizeit in Sporthallen, ist in der Regel fünf Mal pro Woche abends in Sachen Sport unterwegs. „Seit etwa einem Jahr habe ich auch für Modern Arnis, ein philippinischer Stockkampf, Feuer gefangen“, muss Kerstin Hamacher selbst ein bisschen über ihre sportliche Leidenschaft schmunzeln.

Zum Taekwondo kam Hamacher, die ihre Kindheit in Kettwig verbrachte und heute in Frillendorf lebt, „weil mich die weißen Anzüge fasziniert haben“. Ihr sei mit zwölf noch gar nicht so klar gewesen, dass es beim Taekwondo um „Tritte und Schläge“ gehe.

In der Aula der Villa Rü ist Hamacher schon seit über sechs Jahren als Trainerin tätig, allerdings anfangs nicht als PSV-Trainerin, sondern für einen Mülheimer Verein. Kerstin Hamacher hofft, mit ihren Gruppen irgendwann in einer „echten“ Turnhalle mit Duschen und Umkleiden trainieren zu können.

Beim Taekwondo geht es nicht nur um die sportliche Betätigung, sondern auch um den Weg (= Do), um die sportlich-körperliche Entwicklung, um Teamgeist und gegenseitigen Respekt. Sie stelle jedoch die geistigen Hintergründe des Sports nicht so in den Vordergrund, sagt die erfahrene Kampfsportlerin Kerstin Hamacher. „Selbstverteidigung ist ein wichtiger Aspekt des Trainings, wobei ich sehr viel Wert auf den Begriff der Verhältnismäßigkeit der Mittel in Notwehrsituationen lege“, erläutert Trainerin Kerstin Hamacher.

Es sei nicht Sinn der Sache, „mit Kanonen auf Spatzen zu schießen“. Die Kinder und Jugendlichen müssten wissen, dass sie die beim Taekwondo erlernten Tritte und Schläge nur einsetzen dürften, wenn sie selbst angegriffen würden. „Sie dürfen nicht überreagieren und die Techniken nicht unüberlegt bei Schlägereien auf dem Schulhof oder sonst wo einsetzen. Wenn sie das tun würden, werfe ich sie raus. Aber das wissen sie auch“, ist Hamacher überzeugt. „Ein solches Verhalten würde ja auf mich zurückfallen.“

Für Kerstin Hamacher, die eher durch Zufall, das heißt durch Vertretungseinsätze, zur Nachwuchs-Trainerin wurde, ist die Arbeit mit Kindern ein spannendes Feld.

„Ich bin nicht mit Kindern großgeworden, hatte in der Beziehung wenig Erfahrung und wusste deshalb nicht so recht, ob ich gut mit den Kleinen arbeiten kann“ sagt die 41-jährige Sportlerin. Ihre Sorge erwies sich als unbegründet: Den Kindern - übrigens deutlich mehr Mädchen - macht das Training Spaß, und Kerstin Hamacher auch.

Alles gut also.