Essen-Borbeck/Vogelheim. Wohin mit seiner Angst, seinen Problemen? Seit zehn Jahren helfen Profis in Borbeck/Vogelheim weiter. Gut 5000 Ratsuchende kamen in dieser Zeit in die Erziehungsberatungsstelle des Diakoniewerks an der Bocholder Straße.

Die Flucht nach Deutschland war dem jungen Syrer gerade noch gelungen. Doch seine Familie blieb im Bürgerkriegsgebiet zurück. Dass sie in großer Lebensgefahr schwebt, lässt den 17-Jährigen nicht mehr schlafen. Mit seinen Angstzuständen suchte er jetzt Hilfe in der Erziehungsberatungsstelle des Diakoniewerks an der Bocholder Straße.

Ein Fall, wie er in dem Haus gegenüber der Matthäuskirche bisher erst ein Mal vorgekommen ist. Doch das Beispiel zeigt: Die Herausforderungen, die die fünf Sozialarbeiter und -pädagogen sowie die Psychologin meistern müssen, wandeln sich stetig. „Zurückblickend sind immer mehr Themen dazu gekommen, wie die Folgen von Laptops, Playstation oder Neuen Medien“, sagt Marianne Leven. Sie leitet von Beginn an das Team, das Familien, Alleinerziehende und Jugendliche berät und dazu Lehrer und Erzieherinnen weiterbildet.

Feier im Gemeindesaal

Am morgigen Donnerstag feiert die Erziehungsberatungsstelle ab 12 Uhr im Gemeindesaal der Kirchengemeinde mit zahlreichen Gästen ihr zehnjähriges Bestehen.

Neu war das Thema Erziehungsberatung im Stadtbezirk IV damals nicht. Der evangelische Stadtkirchenverband hatte sie lange Zeit angeboten. Als das Diakoniewerk Essen die Aufgabe übernahm, betrat es mit der Gründung der eigenen Beratungsstelle Neuland – sie ist bis heute die einzige in seiner Trägerschaft. „Unser Ziel ist die Vernetzung in Borbeck und Vogelheim und die Kooperation mit anderen Trägern im Bezirk“, umreißt Gisela Strotkötter, Leiterin der Sozialen Dienste, die Ziele der Beratungsstelle.

Denn wer Hilfe sucht, soll sie in seinem Umfeld finden. „Kurze Wege sind unser Ziel, damit die Menschen nicht quer durch die Stadt fahren müssen“, sagt Marianne Leven. Mit Kinderärzten, Familienzentren, Schulen und Kindergärten steht sie in ständigem Kontakt.

3146 „Beratungsprozesse“

Andererseits erwartet sie aber auch, dass Hilfesuchende den Weg in ihre Beratungsstelle finden. „Das ist ein erster und auch mutiger Schritt. Denn Hilfe holen ist etwas Gutes und gar keine Schande. Sie sollen es mit den Füßen tun.“

In den zehn Jahren haben schätzungsweise 5000 Eltern, Kinder und Heranwachsende die Beratungsstelle aufgesucht – exakt waren es 3146 „Beratungsprozesse“. Neben verkrachten Ehepaaren oder überforderten Alleinerziehenden waren darunter auch 255 junge Menschen ab 18 Jahren. „Sie stürzen in Sinnkrisen, wenn sie keine Ausbildungsstelle bekommen, sich von ihrer langjährigen Freundin trennen oder unter Mobbing leiden“, berichtet Marianne Leven.

Und wer sich scheut, direkt ins Haus zu kommen, darf sich auch anonym melden, und zwar unter www.diakoniewerk-essen.de.