Essen. Gabi Dauenhauer, sonst Chefin im „Theater Courage“, bringt Bühnenlaien in der Volkshochschule das professionelle Spielen bei.Das einstudierte Justizdrama „Die zwölf Geschworenen“ ist jetzt zu sehen

„Eigentlich war mein Leben schon immer eine Komödie.“ Als Werbefotograf hat Albert Stiens bei Kunden und Team mit seinen spontanen Gesangseinlagen stets für gute Laune gesorgt, große Gesten und ein wenig Schauspielerei gehörten für ihn immer dazu.

Doch erst jetzt erobert er tatsächlich die große Bühne – als Teilnehmer eines VHS-Schauspielkurses, den eine Altvertraute der Essener Bühnenwelt leitet: Gabi Dauenhauer hat nicht nur ihr Wissen zur Verfügung gestellt, sondern auch das Theater Courage als Premierenbühne für das Abschlussstück „Die zwölf Geschworenen“.

Das Lampenfieber bekämpfen

Davor kannte Stiens die Bühne – und die Dauenhauer – lediglich von den Zuschauerplätzen aus. „Ich war mehrere Male bei den Hans Albers-Abenden“, erinnert sich der 65-Jährige. „In einer Vorstellungen hat sich Gabi bei mir auf den Schoß gesetzt – aber daran konnte sie sich gar nicht mehr erinnern“, lacht er.

Vor drei Jahren hat die Leiterin des Theater Courage den Kursleiter-Job übernommen: „Dabei war es anfangs schon eine seltsame Situation, der Gruppe gegenüber zu stehen: „Jeder sah mich erwartungsvoll an, und einer begrüßte mich mit den Worten: ,Ich kenne dich von einem Auftritt auf einer Geburtstagsfeier – den fand ich nicht so doll“, erinnert sich Dauenhauer schmunzelnd.

Der vermeintliche „Übeltäter“ Jörg Langensiepen ist dem Kurs dann aber die ganzen drei Jahre über treu geblieben. „Von Jugend an hatte ich die Bühne im Kopf“, sagt der 38-jährige Einkäufer, „aber ich habe mich früher nie getraut.“ Dieses Lampenfieber hat er nun mit dem Kurs bekämpft – erst in der Komödie „Currywurst und Pommes“, nun mit dem Drama „Die zwölf Geschworenen“.

Eine besondere Herausforderung

„Es war der Wunsch der Gruppe, diesmal etwas Ernstes zu spielen“, erläutert Dauenhauer. Mit dem amerikanischen Justizdrama, das auf einem TV-Film von Reginald Rose aus dem Jahr 1954 basiert und drei Jahre später von Sidney Lumet noch einmal mit Henry Fonda verfilmt wurde, hat sich das Ensemble dann auch gleich ein anspruchsvolles Werk ausgesucht: Die Darsteller schlüpfen in die Rollen der Titel gebenden Geschworenen, die über das Schicksal eines jungen Puerto Ricaners entscheiden sollen.

Während sich die meisten schnell einig sind, bleiben bei einem Zweifel. Da das Urteil einstimmig sein muss, versucht die Gruppe, die Zweiflerin zu überzeugen. „Ein Musterbeispiel für Soziologen in Sachen Gruppendynamik“, erläutert Dauenhauer.

Für Albert Stiens hat die Rolle eine besondere Herausforderung: „Ich spiele den Bitterbösen, der den Angeklagten bis zuletzt an der Giftspritze sehen will“, so der Rentner. „Meine Schwägerin meint, ich laufe seit den Proben jetzt immer mit dem bösen Blick herum – den muss ich mir erst abgewöhnen.“

Zwei Kleine Italiener

1/33