Essen. . Das Theater Courage setzt mit dem „Venusfall“ auf die bewährte Mischung aus Sex & Crime. Dabei hat sich Theaterchefin Gabi Dauenhauer in dem spannend umgesetzten Erotikthriller die Titelrolle perfekt aufs Korsett geschneidert.

Es gibt zwei Erfolgsrezepte für ein modernes Werk: Auf der einen Seite süße Tierchen und kleine Kinder. Oder man bedient sich der Formel „Sex & Crime“. Das Theater Courage hat mit „Der Venusfall“, das am Donnerstag Premiere feierte, definitiv auf letzteres gesetzt. Dabei hat sich Theaterchefin Gabi Dauenhauer in dem spannend umgesetzten Erotikthriller die Titelrolle perfekt aufs Korsett geschneidert.

Sicherlich angefeuert durch den Erfolg von Dauenhauers Erotikdrama „Dirty Weekend“, das im vergangenen Jahr eine umjubelte Uraufführung feierte und auch noch heute die Ränge zu füllen weiß, hat die 60-Jährige Autorin und Schauspielerin nun erneut auf die prickelnde Kombination von Spannungselementen und freizügiger Sexualdarstellungen gesetzt.

Freizügig und spannend

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Dauenhauer selbst mimt Tamara, eine Professorin für alte Sprachen, die sonst in ihrer Freizeit wenig übrig hat für trocken anmutende Sujets. Ein Polizist (schnoddrig: Thomas Götz) verhört sie wegen eines ungewöhnlichen Falls. Denn als Tamara zur Verabredung mit dem Callboy Soltan in dessen Apartment erscheint, findet sie diesen leblos und blutüberströmt im Bett. Dafür tauchen nach und nach vier unterschiedliche Frauen auf, die alle auf eine eigene, erotische Vergangenheit mit Soltan zurückblicken – und diese werden in freizügigen Rückblicken inszeniert, bei denen die Darsteller viel Mut beweisen. Allen voran Tom Klockhaus, der immer wieder tiefe Einblicke unter seinem Leoparden-Bademantel gewährt: Mondän verführt er die schüchterne Putzfrau, überzeugend dargestellt von Dagmar Janssen. Auch das rotzige Punk-Girlie, treffend interpretiert von Ariane Raspe, verfällt seinem Charme, ebenso wie die mütterliche Russin, die Nadia Gruhn manchmal etwas zu sehr aufdrehen lässt. Kühl gibt sich Nina Haun als Journalistin Vicky: Doch auch wenn Tamaras Tochter nichts von dem ausschweifenden Lebensstil ihrer Mutter hält, scheint Vicky dem Callboy verfallen zu sein. Aber dessen Herz scheint ausgerechnet für Tamara zu schlagen – ist der Mord ein Racheakt einer Gehörnten?

Regisseur Peter-Maria Anselstetter steigert die Spannung langsam, aber stetig. Geschickt lässt er das Ensemble immer wieder Hinweise einstreuen, deren Bedeutungen sich erst später, nach der ein oder anderen ungeahnten Wendung, offenbaren. Deutlich an Tempo gewinnt die Inszenierung jedoch in der zweiten Hälfte – und auch an drastischen Darstellungen sadomasochistischer Natur, die zart besaitete Zuschauer durchaus verstören könnten. Wer daran keinen Anstoß nimmt, kann sich an einem atmosphärisch dichten Drama voll origineller Einfälle und zumeist auf den Punkt inszeniert, erfreuen.