Essen.
So heftig gegroovt hat es wohl noch nie im Theater im Rathaus: Mit der energiegeladenen Uraufführung von "Motown – Die Legende“ überraschte die Bühne vor allem diejenigen, die hier sonst eher gediegene Komödien erwarten. Das Ensemble nebst Band legte bei ihrer Interpretation der schmissigen Hits aus der bekannten Soul-Schmiede so viel Elan an den Tag, dass es das Publikum nur schwer auf ihren Stühlen hielt.
Zum Glück macht das Stück nicht den Fehler, eine hanebüchene Handlung um die Songs herumzustricken. Stattdessen steht die Musik voll im Vordergrund, nur in der ersten Hälfte gibt es eine minimale Rahmenhandlung, die den fünf stimmstarken Darstellern Kontur verleiht: Ein fünfköpfiges Gesangsquartett hat sich zusammen mit einer Hand voll Musikern in einem abrissreifen Keller zusammengefunden, um für eine Show zu proben. Sie wollen die Motown-Legende wieder aufleben lassen, die in den 60er Jahren weltweit eine kleine musikalische Revolution auslöste. Eine clevere Referenz, denn auch Berry Gordy gründete die nach seiner Heimatstadt – „Motor-Town“ Detroit – benannte Plattenfirma von einem solchen Keller aus. Superstars wie Marvin Gaye, The Temptations, Diana Ross & The Supremes oder The Jackson Five, wo Michael Jackson seine Karriere begann, sind hieraus hervorgegangen, unter den 537 Singles, die das Label veröffentlichte, waren 110 Top-Ten- und 28 Nummer-Eins-Hits. Fakten, die das Publikum in der Show allesamt erfährt, denn auch dazu dient die Rahmenhandlung.
Motown-Ensemble lässt die Ensemble Musik
Doch vor allem lässt das Ensemble die Musik sprechen. Und die hat Hans Kaul mit einer mit Keyboard, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Saxofon vergleichsweise klein besetzten Band vortrefflich arrangiert. Die Kombination aus Kraft und Gefühl, die die Soulhits dieser Ära ausmacht, wird mühelos auf die kleine Bühne des Rathaus-Theaters transportiert. Dazu tragen natürlich auch die exzellenten Stimmen bei, die sich prima ergänzen: allen voran Alvin Le-Bass, dessen starke Stimmfarbe unter die Haut geht, und die schlicht umwerfende Soul-Röhre Marion Campbell. Doch auch David-Michael Johnson, der zuweilen an James Brown erinnert, Wilson D. Michaels’ beeindruckend tiefe Stimme und Tertia Bothas helle, klare Töne reihen sich nahtlos in die grandiose Leistung ein.
Und auch tänzerisch hat das Ensemble einiges zu bieten: Choreograph Andrew Hunt hat sich dabei sinnvollerweise an die Originalperformances gehalten, die vor allem nach der Pause zum Einsatz kommen. Denn dann steht die Show gänzlich im Vordergrund. Und die rockt so sehr, dass es zum Ende hin, das Premierenpublikum schlicht mitreißt.