Essen. Das diejährige Tanzprogramm der Ruhrtriennale zeigt ausschließlich Künstler, die in den letzten Jahren regelmäßig im Essener Tanzlabor Pact Zollverein auftreten. Die Essener Institution blickt auf ein erfolgreiches Halbjahr zurück.
Derzeit blickt man bei Pact Zollverein etwas unwirsch auf die Ruhrtriennale. Mit gutem Grund: Wer sich das Tanzprogramm der kommenden Ausgabe der Renommierfestivals der Region auf der Zunge zergehen lässt, wird fast ausschließlich alte Bekannte aus dem Pact-Programm unter den Protagonisten entdecken. Die Belgierin Anne Teresa de Keersmaeker mit ihrer Kompanie „Rosas“, die Choreografin Mathilde Monnier oder Laurent Chétouane.
Er zählt bis heute zu den umstrittensten aber auch gesuchten Theater- und Tanzmachern und gab 2004 sein Pact-Debüt und ist seither regelmäßig dort zu erleben. Man könnte also sagen, im Bereich Tanz und Performance fährt die Ruhrtriennale ab kommenden August ein Pact-Programm.
"Extrem problematisch"
Für die Macher von Pact Zollverein ist das „extrem problematisch“, wie es Geschäftsführer Christian Koch formuliert. Einerseits beweist das den richtigen Riecher, den Pact mit der Auswahl seiner Künstler und Koproduzenten hatte. Andererseits treiben Einladungen zu gut dotierten Festivals auch die Preise nach oben. Schön für die Künstler, schlecht für Pact. So manchen Protagonisten und seine Truppe wird man sich dort künftig vielleicht nicht mehr leisten können.
Problem zwei: Wenn die Triennale beispielsweise in der großen Bochumer Jahrhunderthalle gleich zwei Stücke beispielsweise von „Rosas“ zeigt, ist das Publikum der Region für die Saison abgegrast.
Zwar gehört Pact Zollverein mit zwei Stücken auch in diesem Jahr zu den Kooperationspartnern der Ruhrtriennale - muss dafür allerdings auch 80.000 Euro allein für die kommende Runde des Festivals beisteuern. Das sind 20 Prozent des Produktionsetats, den die „Kultur Ruhr GmbH“ (zu deren Säulen auch die Triennale gehört) dem Essener Tanzlabor zur Verfügung stellt.
Bei einem Gesamtbudget von knapp zwei Millionen Euro, das sich aus Geldern des Landes (1,25 Millionen Euro), der Stadt (285.000 Euro) sowie aus Drittmitteln zusammensetzt, fließen etwa 1,1 Millionen Euro direkt in die Kunst. Da machen 80.000 Euro den sprichwörtlichen Braten zwar nicht fett, könnten aber dennoch angesichts der Programmqualität, die Pact Zollverein seit Jahren leistet, auch dort für Entspannung sorgen.
Grund zur Freude
Ansonsten hat Pact Zollverein am Ende des ersten Halbjahrs nur Grund zur Freude. So kann das Choreografische Zentrum auf 13 Produktionen, darunter mehrere Deutschlandpremieren, insgesamt 26 Aufführungen und eine Platzauslastung von bis jetzt 81 Prozent zurückblicken. Dabei steht die Deutschlandpremiere mit dem berühmten „Cullberg Ballett“ am übernächsten Wochenende noch aus. Bei seinem Pact-Debüt zeigt die weltbekannte schwedische Kompanie das Stück „JJ’s voices“, für das sich Choreograf Benoît Lachambre von der Sängerin Janis Joplin inspirieren ließ.
Fazit: Man sieht bei Pact die Ruhrtriennale sicherlich nicht als Feind oder unliebsamen Konkurrenten, sondern als wichtigen Faktor, der Aufmerksamkeit, Impulse und neues Publikum auch nach Zollverein bringt. In der Auswahl der Künstler wünschte man sich allerdings weniger Überschneidungen. Da beide Einrichtungen Säulen der „Kultur Ruhr“ sind, müsste das eigentlich möglich sein.
Die Deutschlandpremiere mit dem Cullberg Ballett ist am 22. und 23. Juni, 20 uhr in Pact Zollverein. Karten: Tel.: 0201/ 81 22 200. Info unter: www.pact-zollverein.de