Essen. . Mit 15 Produktionen, darunter sechs Deutschlandpremieren und zwei Uraufführungen geht das Choreografische Zentrum und Kreativlabor Pact Zollverein in sein Jubiläumsjahr.

Eigentlich hat jede Spielzeit von Pact Zollverein Jubiläumscharakter. Denn welche namhafte Kulturinstitution der Stadt bringt es pro Saison auf eine ähnlich hohe Zahl von Uraufführungen oder Deutschlandpremieren wie das Kreativlabor für Tanz und Performance in der früheren Waschkaue der Zeche Zollverein. In diesem Jahr kann Pact Zollverein auf sein zehnjähriges Bestehen zurückblicken. Gefeiert wird im Herbst. Aber bereits bis Juni sind insgesamt 15 Produktionen, darunter immerhin zwei Uraufführungen und sechs Deutschlandpremieren zu sehen.

Dabei ist das nur eine Seite dieses Kreativzentrums, dass sich lange schon als „Think Tank“, also als Labor für neue Formate, aber auch die Zusammenführung verschiedener Disziplinen und deren Vertreter über Deutschland hinaus einen Namen gemacht hat. Hier entstehen Koproduktionen mit ähnlich arbeiteten Häusern und Festivals. Hier gibt es die sogenannten Residenzen, Rückzugsmöglichkeiten für Künstler und Ensembles, die Neues kreieren, dass von Essen aus zum Teil in alle Welt geht.

Dieses Residenzprojekt soll erweitert werden. Von Zollverein aus will man sich mit anderen Institutionen in der Stadt hierfür vernetzen. Näheres wollte Stefan Hilterhaus, künstlerischer Leiter von Pact aber noch nicht verraten. Nur soviel steht fest: Für die Stadt wird es nicht teurer. Die etwa 20 Residenzen (200 Bewerber gibt es im Schnitt pro Jahr), zu denen in diesem Jahr auch Henrietta Horn (früher Folkwang Tanzstudio) gehört, werden zusätzlich vom Land mit etwa 100 000 Euro gefördert. Das stockte - wie berichtet - erst kürzlich seine Zuschüsse auf 1,25 Mio Euro auf. Essen ist mit 285 000 Euro im Pact-Boot.

Gekochte Katastrophen

Nach Eszter Salamons „Tales of the Bodiless“ heute abend und der Performance in Gebärdensprache des Japaners Michikazu Matsune Anfang Februar, gibt es zwei äußerst spannende wie unterschiedliche Deutschlandpremieren. Mit viel Sinn für Geschmack inszenieren Eva Meyer-Keller und Sybille Müller am 17. und 18. Februar ihre „Cooking Catastrophes“. Echte Profiköche bereiten ein zumindest teilweise verzehrbares Menü aus Naturkatastrophen wie Waldbränden, Lawinen oder Bohrinselexplosionen live. „Garniert“ mit Bildern und Expertenwissen ergibt das eine durchaus auch kritische Menüfolge.

Um Sinnlichkeit und Begierde anderer Art geht es in Gaelle Bourges Deutschlandpremiere „La belle indifférence“ am 16. und 17. März. Die Französin zeigt nicht nur die ästhetische Auseinandersetzung mit dem unbekleideten weiblichen Körper in der Kunst. Ihre Performance widmet sich auch der Extremform und Ausbeutung des Körpers im unübersichtlichen Feld der sogenannten Sexarbeit, wird - und soll - durchaus auch verstörend wirken.

Weitere Deutschlandpremieren u.a. von Tine van Arschot, Kate McIntosh oder Christine de Smedt gibt es die Uraufführung „Snakeskins“ von Benoît Lachambre, ein Gastspiel des berühmten Cullberg Ballett aber auch ein Wiedersehen mit den Stammgästen des Kollektivs „Forced Entertainment“.

Die Saison bis Mai

Michikazu Matsune: „Zeichen sturm“, 3. & 4. Februar
Eva Meyer-Keller & Sybille Müller: „Cooking Catastro-phes“, 17. & 18. Februar
Jefta van Dinther, Minna
Tiikkainen, David Kiers
: „Grind“, 2. & 3. März
Gaelle Bourges: „La belle indifférence“, 16. & 17. März
Tine van Aerschot: „We are not afraid of the dark“, 30. & 31. März
Kate MacIntosh: „Untried, untested“, 13. & 14. April
Christine de Smedt: „Untitled 4“, 20. & 21. April
Benoît Lachambre: Snake-skins“, 4. & 5. Mai
Info: www.pact-zollverein.de. Karten auch unter Tel.: 0201/81 22 200