Essen. Das Quartett „The duke’s delight“ und Sänger Mark Weigel bringen das legendäre Costello-Programm „Juliet Letters“ am Dienstag in Essen auf die Bühne.

Wer schreibt heutzutage schon an Julia Capulet? Ja, die aus Shakespeares wohl bekanntester Tragödie. Doch, in den späten 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es dieses Phänomen. Und die Briefe wurden sogar beantwortet. Der mitleidige Mensch verhielt sich so ähnlich, wie Beantworter der Post ans Christkind in Engelskirchen im Bergischen. Irgendwann flog die Sache auf - schuld war natürlich ein Journalist - und der Brief-Kontakt nach Verona, wo bis heute jener berühmte Balkon existiert, brach ab.

Diese „Juliet Letters“ an Romeos Julia nahmen dann Elvis Costello und das „Brodsky-Quartet“ (ein bis dahin rein klassisch tätiges Streicherensemble) zum Anlass für das gleichnamige Programm: eher eine Wanderung zwischen den Musikwelten, Klassik, Jazz, Rock oder Pop.

Der Mann für die Stimme

Und hier setzt die Essener Geschichte der „Juliet Letters“ der „Briefe an Julia“ mit Angelo Bard und Mark Weigel ein, die am Dienstag im Café Central im Grillo-Theater zum zweiten Mal zu hören sind. „Die ,echte’ Premiere war eigentlich eher ein Testlauf, im Rüttenscheider Kultlokal Chat noir“, sagt Bard.

Mit zwei Kollegen an Geige und Bratsche und der Cellistin Miriam Klaeger studierten die Philharmoniker nun als Combo „The duke’s delight“ dieses beinahe schon legendäre Costello-Programm ein. Der Mann für die Stimme war mit Mark Weigel ebenfalls schnell gefunden. Der Schauspieler (und Folkwang-Absolvent) war damals im ebenfalls fast legendären Renner „Comedian Harmonists“ im Grillo zu hören. Da sahen ihn auch die Philharmoniker, die sich später zu „The duke’s delight“ formierten.

„Eigentlich war das so etwas wie der Beginn meiner Karriere als Sänger“, sagt Weigel, der zurzeit in Gelsenkirchen in der für ihn dritten „Comedian Harmonists“-Produktion auf der Bühne steht. Für die vokale Seite dieses Crossover-Programms (Costello verabscheute diesen Begriff) war Mark Weigel offensichtlich die erste und beste Wahl.

„Wir suchten jemanden mit etwas ,Schmutz’ in der Stimme, mit Substanz, aber kein Opernorgan mit Vibrato und so weiter“, sagt Angelo Bard. Dass beide dann auch ihre gemeinsamen Pfälzer Wurzeln entdeckten („Angelos Vater leitete in Ludwigshafen den Chor, in dem mein Vater sang“), hat beinahe schon etwas Anekdotisches.

Fast auf dem Schoß der Zuschauer

Die Demo-Aufnahme, die vor genau einem Jahr im „Chat noir“ entstand, hat es offensichtlich in sich. „Jedenfalls fand Schauspiel-Dramaturgin Vera Ring die so gut, obwohl sie unter fast unmöglichen Bedingungen entstand, dass man uns jetzt ins Grillo einlud“, so Angelo Bard.

Ein größerer Raum, in dem man nicht fast auf dem Schoß der Zuschauer sitzt und in dem die Musik gleich anders klingt. „Aber nichts gegen das Chat noir“, wir sind Stammgäste, lacht der Geiger der Philharmoniker. Neben Miriam Klaeger ist auch Clemens Ratajczak mit von der Partie - und ein „Fremdgänger“: Sascha Senazhenski von den Bochumer Symphonikern an der Viola.

Die „Juliet Letters“ mit „The duke’s delight“ und Mark Weigel beginnen am Dienstag, 20. März, 20 Uhr im Café Central im Grillo-Theater. Mark Weigel ist ab Sonntag, 18. März (18 Uhr) wieder in der „Csárdásfürstin“ im Aalto-Theater zu erleben. Info und Karten unter Tel.: 0201/ 81 22 200 oder www.theater-essen.de.