Essen. Der eine qualmt, der andere nicht. Der eine kann die Ohren gut auf Durchzug stellen, der andere „gut quatschen“. „Wir sind sehr gegensätzliche Typen“, sagt Heinrich Schafmeister. Dennoch ist er mit seinem kongenialen Partner Leonard Lansink nicht nur in punkto Eitelkeit auf einer Wellenlänge.

Wenn sie mal wieder in der Stadt sind, treffen sie alte Freunde, die noch hier leben, „und wir gehen sehr gern in die Ampütte“, sagt Lansink. „Als wir vor einiger Zeit, nach gefühlten 30 Jahren, hereinkamen, hieß es: Hallo Leonard, hallo Schaf - so als wären wir erst gestern da gewesen“, erzählt Schafmeister. Die zwei haben sich tatsächlich schon vor mehr als 30 Jahren in der hiesigen Kneipenszene getummelt. „Da wussten wir noch nicht, was aus uns werden sollte.“

Schafmeister, Spross einer Juristenfamilie, landete mit Umweg über das legendäre Rocktheater „Kamikaze Orchester“ an der Folkwang-Hochschule. Lansink, der bei Oma und Opa in Gelsenkirchen-Rotthausen aufwuchs und in Stoppenberg aufs Gymnasium ging, schaffte es auch ohne Studienabschluss, Schauspieler zu werden. Mit freien Theatern tingelte er, bis es ihn vor die Tore der Bavaria Studios in München verschlug, wo er die ersten Fernsehrollen bekam.

Immer wieder über den Weg gelaufen

„Wir sind uns immer wieder über den Weg gelaufen, bei ,Büro Büro’, ,Zoff und Zärtlichkeit’, ,Der bewegte Mann’“, erzählt Heinrich Schafmeister. Bei „Wilsberg“ haben sie sich richtig gut kennen gelernt.

„Wir schätzen die Verlässlichkeit aneinander und dass wir uns ohne Worte verstehen. Ich könnte jetzt auch für Leonard antworten“, sagt der 54-Jährige. Und sein Kollege (55) meint ziemlich trocken: „Tust du doch schon.“ Zehn Jahre haben sie den Münsteraner Krimi gemeinsam bestritten, dann stieg der treuherzige Freund des Titelhelden aus, weil „das ZDF es ernster haben wollte. Daraus habe ich die Konsequenzen gezogen.“

Leonard Lansink ist geblieben, der Hang zur Komik auch. Für ihn ist die Reihe ein Glücksfall. Sie bietet ihm Sicherheit. Und bessere Rollen als zuvor? „Träume sind ja endlos, aber es ist ein guter Schritt auf dem Weg dahin. Jetzt gibt es andere Rollen und viele, die ich nicht mehr spielen muss. Wie in Eis am Stiel“, sagt Leonard Lansink, um gleich zu witzeln: „Für die 3 000 Dollar, die ich damals bekam, und vier Wochen Tel Aviv würde ich es vielleicht wieder machen.“ Das klingt lässig. Doch Schafmeister weiß: „Man betrügt sich selbst, redet sich Rollen schön, aus reinem Selbstschutz.“

Ein seltsames Paar

Derzeit sind sie mit der Wahl von „Oscar und Felix“, Neil Simons neuester Version seines Boulevard-Klassikers „Ein seltsames Paar“, sehr zufrieden. „Diese Komik kommt aus einer Fallhöhe. Eigentlich ist es ja tragisch, dass ein Mann von seiner Frau verlassen wird und sich umbringen will“, erklärt Lansink, der zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder Theater spielt. 93 ausverkaufte Vorstellungen werden sie bis zum Ende des Essener Gastspiels am 10. Januar gegeben haben. Da kann Schafmeister Schauspielerkollegen nicht verstehen, die über das Tourneetheater nur die Nase rümpfen: „Das ist ein überalterter und dummer Dünkel. Komödie zu spielen, ist das Anstrengendste und Schwierigste überhaupt.“

Die beiden haben Spaß an den gegensätzlichen Typen, die sie aufeinander prallen lassen, an ihrem „Tennisspiel“ auf der Bühne und dem „Bier nach dem Beifall“. Sie halten es wie einst ihre Heroen Walter Matthau und Jack Lemmon, die ihre Kunst immer wichtiger genommen haben als ihren Ruhm. „Je eitler desto weniger Schauspiel“, hat Schafmeister auf der Zunge und ist zuversichtlich, dass es eine Verlängerung für das Stück mit dem erfolgreichen Wilsberg-Gespann gibt.

Geburtstagsfeier in der Raucherabteilung

Leonard Lansink lebt heute in Berlin und Köln, Heinrich Schafmeister in München und Köln. Der eine ist gerade frisch verheiratet, der andere ist schon 28 Jahre mit seiner Frau Jutta zusammen. Der eine dreht im nächsten Jahr vier Krimi-Episoden, der andere hat einen Kinofilm in Aussicht. Doch bei Lansinks bevorstehendem Geburtstag sind die beiden wieder auf einem gemeinsamen Nenner: „Gefeiert wird in der Raucherabteilung der Ampütte, versteht sich.“