Essen. . Folkwang-Student Julian Culemann gewann den renommierten Bundeswettbewerb Gesang unter den Junioren. Das wurde mir einem 4.200 Euro-Stipendium und einem Auftritt im Friedrichsstadtpalast Berlin honoriert. Auch vier weitere Folkwang-Studenten erreichten vordere Plätze.

Stimme und Lächeln sind noch im Lot, nur die Augen von Julian Culemann, sie wirken ein bisschen müde. Eine anstrengende Woche liegt hinter dem Studenten der Folkwang-Universität, der den 40. Bundeswettbewerb Gesang unter den Junioren für sich entschied. Noch am Montag stand der 22-Jährige vor 1.600 geladenen Gästen, unter ihnen Berlins Oberbürgermeister Klaus Wowereit, auf der Bühne des Friedrichsstadtpalastes. Moderiert von Götz Alsmann, traten alle Preisträger dort gemeinsam auf.

„Lonely House“ von Kurt Weill war eines der Stücke, mit denen er die Jury im Finale von sich überzeugte. „Auf dieser riesigen Bühne zu stehen, war wie ein Traum. Ich bin immer noch völlig fertig“, sagt Culemann.

Kaum Zeit für „herkömmliches“ Studentenleben

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Der Schlafmangel, unzählige Sonderunterrichtsstunden mit seiner Gesangslehrerin Noelle Turner und nicht zuletzt das tierische Lampenfieber haben sich am Ende ausgezahlt. Denn während so mancher Altersgenosse mit kaum hörbarem Talent glaubt, eine halbseidene Fernsehcastingshow könne aus jedem einen Sänger machen, steckt ein gutes Stück Arbeit hinter dem Traumberuf. Um 9 Uhr beginnt der Tag für den 22-Jährigen in Werden. Gesang- und Schauspielunterricht, Tanz, Klavier: Zeit für das Studentenleben im herkömmlichen Sinne bleibt da kaum. Doch der Wunsch, als Muscialdarsteller auf der Bühne zu stehen, verfolgt Culemann, seit er ein Kind ist. Dabei sind es vor allem Klassiker wie „Jekyll & Hyde“ oder „Chess“, die Culemann reizen würden. Schon vor seinem Studium stand er mit einer Laiengruppe in Bad Honnef auf der Bühne, sammelte dort erste Erfahrungen.

Die Teilnahme am Bundeswettbewerb wurde vor allem durch die Folkwang-Universität gefördert. Neben Culemann konnten in diesem Jahr noch vier weitere Studenten aus Essen vordere Platzierungen erreichen, für die Künstlerschmiede in Werden eine hohe Auszeichnung.

Entgegen mancher Annahme tritt das Konkurrenzdenken dabei in den Hintergrund. „Das Niveau der Teilnehmer war unglaublich hoch. Es hat Spaß gemacht zusammenzuarbeiten. Gerade für unsere Gruppe aus Essen war das natürlich ein schöner Erfolg“, sagt Culemann. Viereinhalb Semester hat er bis zum Abschluss noch vor sich.

Danach zieht es ihn in die Welt: „In diesem Beruf muss man flexibel sein. Ich habe Freunde, die in kurzer Zeit in Wien, Stuttgart, Berlin und Essen aufgetreten sind“, sagt Culemann. Dabei seien die Jobchancen vor allem für Männer im Musical-Genre gut, „das machen halt nicht so viele“, erklärt er. Dass es knochenhart werden dürfte, hat ihm die Woche voller Proben und Auftritte in Berlin bewiesen. Da ist es gut, eine unterstützende Familie im Rücken zu haben, sagt Culemann. Weihnachten geht es zurück in die Heimat. Dort muss er ausnahmsweise keinen Gedanken an Gesang verschwenden - nicht mal unterm Christbaum, wie er verrät.