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Gabi Dauenhauer und Co spielen sich mit „Dirty Weekend“ vom Klamaukkomödien-Image frei. Groß war die Neugierde aufs neue Stück – so groß, dass noch etliche Klappstühle aufgestellt werden mussten.

Mit einem exzellenten Darstellerquartett, viel Mut und spannenden Ideen überzeugte die Premiere von „Dirty Weekend“ im Theater Courage: Gabi Dauenhauer und ihr Team spielen sich mit diesem erotischen Psychodrama vom Klamaukkomödien-Image, das ihrem Haus anhaftet, frei.

Sex und Zynismus

Swingerparty im Theater

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    Groß war die Neugierde aufs neue Stück – so groß, dass noch etliche Klappstühle aufgestellt werden mussten. Und einigen Zuschauern fiel es offenbar zunächst nicht ganz leicht, sich von ihren Erwartungen, die man mit dem Theater Courage verbindet, zu lösen: Gerade in der ersten Hälfte wurde jede noch so kleine Gelegenheit zum Lachen lauthals wahrgenommen und es hagelte Szenenapplaus, auch wenn dies zu Lasten manches ruhigen, spannungsgeladenen Moments ging.

    Nun gut, Lachen hat bekanntlich eine befreiende Wirkung: Einigen Gästen hat es vielleicht dabei geholfen, eigene Unsicherheiten zu überdecken, die das Stück geweckt haben mag. Denn leicht-gefällige Unterhaltung war die 65. Eigenproduktion des Rüttenscheider Hinterhoftheaters nun mal nicht.

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    Von DerWesten

    Im Mittelpunkt stehen Martin und Nora: Martin ist ein vom Leben gelangweilter Architekt, der sich in Zynismus und Sexpartys vor dem Alltag flüchtet. Seine Frau Nora wird von einer unstillbaren Genusssucht zunehmend in den Wahnsinn getrieben. Per Internet suchen sie regelmäßig nach Paaren, die sie zu Swingerpartys einladen. So wie Lars und Jessy: Er ist ein ziemlich durchschnittlicher Typ, der auf Playstation und Partys steht und sich den Allerwelts-Männertraum von einem Dreier erfüllen will. Sie ist ein eher schüchternes, gutgläubiges Mauerblümchen, das nie freiwillig bei einem Partnertausch mitmachen würde – weshalb Lars ihr auch den wahren Grund für den Besuch bei Martin und Nora verschweigt. Sie glaubt, es ginge zu einer Geburtstagsfeier. Doch als sie hinter die Wahrheit kommt, bringt sie nicht nur der Zorn auf ihren Freund dazu, sich auf das Spiel einzulassen: Martins geschickte Avancen scheinen ihr zunehmend zu gefallen.

    Fesselnde Atmosphäre

    Auch wenn man Gabi Dauenhauer schon einen leichten Hang zum Exhibitionismus vorwerfen kann und sie auch in diesem Stück nicht die Gelegenheit verstreichen lässt, als Nora die Hüllen fallen zu lassen, ist es hier doch mehr die innere Zerrissenheit der Figuren, auf die sie sich konzentriert. Beginnt alles noch als harmloses Spiel, so offenbart jeder im Verlauf des Stücks seelische Untiefen, bis es schließlich zur unvermeidlichen Eskalation kommt. Geschickter Einsatz von Licht und Musik sowie gelungene Regieideen wie ein Spiegel, der die düsteren Gedanken der Protagonisten sichtbar macht, erzeugen eine fesselnde Atmosphäre. Bei den Darstellern überzeugen vor allem Harald Pfeifer als abgeklärter Misanthrop und Gabi Dauenhauer als unberechenbare Diva: Tom Klockhaus und Dagmar Janssen bieten mit ihrer anfangs etwas holprig wirkenden Naivität den passenden Gegenpol im Personen-Tableau.

    Dank des immer dichter werdenden Spannungsnetzes, in dem sich die Figuren verfangen, vergeht schließlich auch dem Publikum das Lachen. Die Begeisterung bleibt dennoch groß: Zum Schluss hagelt es Minuten langen Applaus für eine großartige Leistung.