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Nach dem vorzeitigen Aus für das Stück „Winterreise“ am Grillo-Theater wird nun der Schuldige gesucht. Nun hat sich ein handfester Streit zwischen Regisseurin und Intendanz entwickelt. Allein die Kosten für die Produktion betragen 60 000 Euro.
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Die überraschende Absetzung des Stücks „Winterreise – eine Spurensuche“ wenige Tage vor der Uraufführung im Grillo-Theater hat sich am Wochenende zum handfesten Streit zwischen der Regisseurin Bernarda Horres und der Leitung des Grillo-Theaters entwickelt. Intendant Christian Tombeil hatte den ersatzlosen Ausfall mit „unüberbrückbaren künstlerischen Differenzen“ begründet.
Die Uraufführung sollte am 26. November stattfinden; alle sechs bis Februar anberaumten Termine wurden gestrichen. In der „Winterreise“ sollten Texte von Bürgern auf die Bühne gebracht werden. Sie hatten in Interviews persönliche Geschichten zum Thema Heimat und Familie zu Protokoll gegeben. Einige Laien waren auch an der szenischen Umsetzung beteiligt. Ein Großteil der Texte sollte von Schauspielern interpretiert werden. Das vorläufige Ergebnis erster Proben muss Intendant Christian Tombeil sehr missfallen haben.
Künstlerische Differenzen
Warum sich Tombeil und Regisseurin Bernarda Horres nicht gemeinsam auf Änderungen einigen konnten – darüber gehen die Meinungen jetzt auseinander. Die Regisseurin erklärte am Wochenende in einer öffentlichen Mitteilung, dass sie es für „sehr verzerrend“ hält, wenn Grillo-Intendant Tombeil „nun auf einmal von künstlerischen Differenzen sprechen will“. Konzept und Text der Aufführung sowie Inhalt und Darstellungsform seien „der Schauspielleitung von Anfang an bekannt“ gewesen. Eine Woche vor der Uraufführung nun von unüberbrückbaren künstlerischen Differenzen zu sprechen, sei „um so verwunderlicher“.
Die Schauspiel-Leitung hält dagegen: „Wir haben während des Probenprozesses Frau Horres aufgefordert, mit den uns von Essener Bürgern anvertrauten Texten und Geschichten hinsichtlich ihrer szenischen Umsetzung umsichtiger umzugehen. Doch dies ist leider nicht geschehen“, sagt Martin Siebold, Sprecher des Grillo-Theaters. „Es handelt sich also sehr wohl um künstlerische Differenzen.“
Wie dem auch sei: Ersatz gibt es nicht, zumindest nicht für den Premierentermin. Die Kosten für die Produktion beziffert Tombeil auf 50 000 bis 60 000 Euro – nicht eingerechnet der Einnahmenverlust durch die unverkauften Tickets. Dem Grillo-Theater stehen für künstlerische Arbeit etwa drei Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung.