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Nein, Antworten wollen der künftige Schauspielchef Christian Tombeil und sein künstlerisches Team nicht geben mit den ausgewählten Produktionen. „Wir wollen die richtigen Fragen stellen und Räume bieten für einen Dialog“, sagte Tombeil bei der Präsentation des Spielplans 2010/2011. Und diese Fragen drehen sich um das Thema Heimat, das aus ganz verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wird.
Geht es in „Prinz Friedrich von Homburg“ um die Verortung in einer Gesellschaft, mit der eine Identifikation nicht möglich ist, widmet sich „Osama der Held“ den Konsequenzen des Terrors und die Bühnenfassung des betagten Films „Jede Menge Kohle“ den Klischees des Ruhrgebiets.
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Junge Leute im Blick
Wenn man Heimatgefühl sucht, ist sie überall gegenwärtig: in der Musik der Junkoper „Shockheaded Peter“ ebenso wie in der Revue „25 Sad Songs“, in der Theaterversion von Thomas Manns „Buddenbrooks“ um das Zerbrechen einer Dynastie ebenso wie in dem Science-fiction-Thriller „Corpus delicti“ der Romanautorin Julie Zeh, in den zeitgenössischen Stücken der Kanadierin Cathleen Rootsaert und des Polen Michal Walczak ebenso wie in diversen Projekten. So zielt „Winterreise“ mit einem Chor aus verschiedenen Nationalitäten auf die Frage, ob man mehr als eine Heimat haben kann. Und mit „Balls“ ist die Verwurzelung im Revier durch den Fußball präsent.
Tombeil will vor allem junge Zuschauer ansprechen. Sie seien schließlich die Zukunft des Theaters, betont er. Und in die investiert er mit dem Hip-Hop-Projekt „Headspin“, das die Gedankenwelt von Tänzern, Sprayern und Rappern eröffnen soll, mit Kinderstücken wie „Die Zweite Prinzessin“, dem bewährten Familienstück, diesmal „Die kleine Meerjungfrau“, oder einer mobilen Schulaufführung.
Stemmen wird Tombeil diese Fülle an Produktionen mit künstlerischen Mitstreitern aus dem Hause Mönchengladbach/Krefeld, darunter Chefdramaturgin Vera Ring, Essener Rückkehrern wie Bühnen- und Kostümbildner Andreas Jander sowie Schauspielern aus ganz Deutschland. Viele neue Gesichter gilt es zu entdecken, aber einige vertraute sind dabei: Siegfried Gressl, Holger Kunkel und Rezo Tschchikwischwili. Und die sind für manchen Zuschauer ja auch ein Stück Heimat.