Essen. Mit dem Chamber Orchestra of Europe (COE) gastierte eines der besten Orchester der Welt in der Essener Philharmonie. Das Ergebnis der Zusammenarbeit mit Dirigent James Conlon: berauschende, beglückende, bewegende zweieinhalb Stunden.
Sie sind renommierte Solisten, Stimmführer in internationalen Orchestern oder unterrichten als Professoren: Die Musiker des Chamber Orchestra of Europe (COE) bilden eines der besten Orchester der Welt. Diese Einschätzung aus dem Pressetext des Orchesters ist keine leere Phrase. Das zeigte sich jetzt beim auch sehr gut besuchten Konzert in der Philharmonie.
Das COE wählte Essen als Startpunkt für seine Tournee, arbeitet erneut mit dem Dirigenten James Conlon zusammen und zum ersten Mal mit dem Pianisten Emanuel Ax. Das Ergebnis: berauschende, beglückende, bewegende zweieinhalb Stunden.
Befremdliche Gleichmut am Piano
Schon die Ouvertüre zum „Schauspieldirektor“ von Mozart war inspiriert musiziert, nahm witzig die Turbulenzen vorweg, die in Mozarts Einakter noch folgen. Mit Chopin hat sich Emanuel Ax schon intensiv auseinander gesetzt. Manchen mag seine Gleichmut am Piano etwas befremden.
Das Ergebnis aber ist eine absolut kitschfreie Interpretation, elegant und voller Sentiment. In Chopins zweitem Klavierkonzert formuliert er die Läufe und Verzierungen plastisch. Sein Spiel „spricht“ zum Publikum, aufregend schlicht, klar und unmissverständlich. Verträumt aber nicht traumverloren gibt sich das Larghetto.
Klanglich perfekt ausbalanciert
James Conlon trägt sein Übriges bei zur idealen Partnerschaft von Solist und Orchester und balanciert das COE klanglich perfekt aus. Nach der Zugaben-Nocturne von Ax hätte das Publikum auf den Sitzen stehen müssen vor Begeisterung. Es gab ausgedehnten, freundlichen Beifall, gespickt mit Bravos.
Eine Lanze für Benjamin Britten brach Conlon dann mit den „Variationen über ein Thema von Frank Bridge“. Da zeigten die Streicher des COE, was sie können. Energie und Feuer sprühte schon zu Beginn aus den Violinen in der rezitativischen Introduktion. Conlon setzte starke Akzente, lässt kraftvoll und engagiert musizieren, zum Beispiel in der „Bourrée Classique“.
In jeglicher Hinsicht meisterhaft gelang auch die „Italienische“ von Mendelssohn-Bartholdy. Ausgeglichen in den Tempi, differenziert und durchsichtig, im Andante, dabei prickelnd und überschäumend im „Saltarello“. Mit Mozarts „Figaro“-Ouvertüre als Zugabe schlug man den Bogen zurück zum Anfang.