Essen. 160 Unternehmen nutzen das Festival "Essens Kreative Klasse", um zu zeigen, wie viele Ideen in der Stadt stecken. Bei der dritten Auflage von "Essens kreative Klasse" geben 160 Kreativschaffende vom 12. bis 27. September Einblicke in ihre Arbeit.

Kommentar: Verpasste Chance

"Essens Kreative Klasse" und "Kreative Klasse Ruhr" treten jeder für sich an die Öffentlichkeit - statt mit geballter Kraft gemeinsam.

Essens Kreative Klasse ist ansprechend. Gut ist die Idee, dass es erstmals am 26. September in neun Städten die „Kreative Klasse Ruhr” geben wird. Über das Programm aber war bei der Pressekonferenz nichts zu erfahren. „Das organisiert Ruhr.2010”, so Roland Weiss von der Stiftung Zollverein. Übrigens: Die Schirmherrschaft für Essens Kreative Klasse hat Dieter Gorny, künstlerischer Direktor der Ruhr.2010. Zu einem gemeinsamen Auftritt, um mit geballter Kraft nach vorn zu preschen, hat das trotzdem nicht gereicht. Jeder prötschelt für sich. Schade. Gute Ideen sind da, sie vernünftig und vor allem – wo angebracht – gemeinsam koordiniert voranzutreiben, wäre gut. Für 2010, die Stadt und die Region.

Liliane Zuuring

„Wir sollten das Unesco-Label ,creative cities' anstreben. Zu uns kommen sogar Interessierte aus Holland, um zu gucken, wie wir Essens Kreative Klasse organisieren”, sagt Barbara Wendling, Leiterin des Zollverein Business Services, bei der Vorstellung des dritten Programms „Essens Kreative Klasse”.

Vom 12. bis 27. September ermöglichen 160 Kreative u.a. aus den Bereichen Design, Architektur, Journalismus, Musik, Kunst, Verlag, Film, Foto, Grafik und Software-Entwicklung Einblicke in ihre Arbeit in den Kreativquartieren Zollverein, Nord, Mitte, Rüttenscheid und Süd. Essenern und aller Welt soll mit dieser Marketingplattform für Unternehmen gezeigt werden: Kreative Ideen finden sich nicht nur in Düsseldorf, München, Berlin, sondern hier vor Ort.

Mitmachen erwünscht

Das Festival bietet Mitmachaktionen: Blechbrillen können Besucher selbst biegen bei Brillissimo – „schraubenlos, ich habe auch so eine”, wirbt Stiftung Zollverein-Vorstandsmitglied Roland Weiss. Oder ein Floß bauen am Seaside Beach Baldeney - eine Eventagentur hat das ersonnen. Filzblüten lässt die Hutmanufaktur Strelow Besucher herstellen. Gabor Kovacs Architektur entwickelt mit Bürgern einen Pavillon. Die Agentur Commedia bietet eine Slogan-Werkstatt für Unternehmen, denen selbiger noch fehlt. Eine andere Kreative kreiert das zur Corporate Identity einer Firma passende Eis.

Es gibt Ausstellungen wie „Typo trifft Foto, Serie II” des Grafikers Reinhard Pietrass und des Fotografen Frank Vinken, Hinterhöfe wie bei „Brotzeit-Das Familienfest” im Kreativhof Rü 166 oder bei „Rüunion 2009: Markt der 2010 Möglichkeiten” von u.a. der Wohngemeinschaft (Preisträger 2008), der In-Kneipe „Banditen wie wir”, Artifex, Loewenart im Innenhof der Witteringstraße 26 zu entdecken – und den Gruga-Kaffeegarten inklusive Kaffeeseminar.

Infotag "Kreative Berufe für Jugendliche"

Hintergrund

Beim Start 2007 war der Erfolg von Essens Kreativer Klasse größer als erwartet.

Gleich 80 Kreative machten mit, es kamen 5000 Besucher. 2008 waren 160 Kreative mit, zogen 14 000 Besucher an. 100 000 Euro kostet die Kreative Klasse, dazu kommen noch Leistungen durch Sponsoren. Um das Programm zu entzerren, ist das Festival mit 16 Tagen fünf Tage länger als im Vorjahr.

Mit der „Saloniere” Thordis Lepak von Kostka erkunden Neugierige die nördliche Innenstadt. Und die Macher des Projekts „Ruhr-Atoll 2010” beteiligen sich mit einer Gesprächsrunde zu „Kunst-Konzept? Kunst-Werk? Kunst-Recht?” Musik, Krimis, sich selbst „designen”, Fotovoltaik auf Dächern, Produktdesign für Einsteiger – das Programm ist weit gefasst. Los geht's mit einer Party am heutigen Abend, 19 Uhr, in der Kohlenwäsche. Da sollen auch die Preisträger der Wettbewerbe „Haltestelle Zollverein” und „Designallee Zollverein” verkündet werden.

Erstmals in das Festival integriert ist der Tag „Kreative Berufe” am 22. September, 14-18 Uhr, in der Zollverein School. Hier können sich junge Menschen über die Berufsmöglichkeiten in der Kreativwirtschaft informieren. Neben Ständen gibt es hochkarätig besetzte Foren. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.