Essen-Werden. . Ihr Leben lang haben die beiden geschuftet, erst in der Metzgerei, später zusätzlich in dem angeschlossenen Imbiss. Eigentlich hatten sie ihren wohl verdienten Ruhestand genießen wollen, jetzt müssen Doris (73) und Herbert Keller (79) wieder ran. Sie übernahmen die Pommesbude von ihrem Sohn.
Herbert Keller steht in der großen Küche und paniert Schnitzel. So wie früher. Erst Mehl, dann Ei, dann die Brösel. Eines nach dem anderen, mit routinierter Ruhe. Der Mann ist ja schließlich vom Fach, und im Gastraum seines Imbisses an der Grafenstraße im Essener Stadtteil Werden hängt der Meisterbrief.
Gelernter Metzger ist der 79-Jährige und eigentlich schon seit Jahren im Ruhestand. Doch irgendwie kam alles anders als geplant...
Herbert Keller erzählt, während seine Frau Doris die frischen Salate in der Kühltheke anrichtet. Es ist kurz nach 11 Uhr und in wenigen Minuten kommen die ersten Kunden. Seit 1979 hatten die Kellers eine gut gehende Metzgerei an der Grafenstraße. Erst im Haus Nummer 39, dann folgte der Umzug zum jetzigen Standort. „Aus Rücksicht auf Pommes Erwin haben wir damals noch keinen Imbiss eröffnet. Doch nach dem er 1987 tragischerweise umgebracht wurde, kam zu unserer Metzgerei auch noch ein Imbiss dazu.“
Eine wechselvolle Geschichte
Bis 2001. Dann übergaben die Kellers das Geschäft an ihren Sohn Hendrik. Und es begann eine wechselvolle Geschichte. „Wir haben noch bis 2003 mitgearbeitet und sind dann ausgeschieden.“ Endlich Ruhestand.
Die Metzgerei wurde geschlossen, der Sohn hörte auf, den Imbiss verpachteten die Kellers. „Doch als wir mit der Fremdvermietung begannen, war schnell klar, dass der Laden nie mehr die Glanzzeiten von früher erleben würde.“ Curry and more oder Curry lounge - so nannten die Pächter den Imbiss. Viele Umbauten, teures Mobiliar, aber nach einiger Zeit lief es nicht mehr.
Dann übernahm Hendrik Keller erneut das Ruder. Der heute 44-Jährige, mit Spitznamen ‘Henner’, eröffnete mit einem Freund das „Henner & Tom“. Das war am 6. Februar 2013. Doch auch dieses Duo schaffte es nicht, den Imbiss mit Gewinn zu bewirtschaften. Herbert Keller kennt auch genau den Grund: „Mein Sohn hatte noch einen Hauptberuf und musste deshalb viel Personal bezahlen. Das rechnet sich dann einfach nicht.“
Und gut ein Jahr später - genau am 31. März 2014 - war dann auch Schluss. Aus „Henner & Tom wurde „Kellers Imbiss“. Zurück zu den Wurzeln - und Herbert und Doris Keller können sich erst einmal vom Rentendasein verabschieden. Sie suchen zwar dringend einen Nachfolger, „aber so etwas kann ja dauern - und bis dahin halten wir schon durch“, sagt der neue und alte Imbiss-Chef.
Kilimandscharo bestiegen
Zwei feste Mitarbeiter haben sie von ihrem Sohn übernommen. Doch die Hauptarbeit tragen die beiden Senioren. Um 6.30 Uhr geht es los - und erst um 20.15 Uhr ist Schluss. Und das an sieben Tagen in der Woche. „Man muss sich jeden Morgen neu motivieren“, sagt Doris Keller. Die 73-Jährige hat mittlerweile gesundheitliche Probleme und ständig Schmerzen. „Aber wir sind halt Dienstleister und die Zufriedenheit der Kunden ist für uns das Wichtigste.“
Dabei hat Herbert Keller noch viele Pläne und „auch bislang schon ein erfülltes Leben“. 2009 hat er den Kilimandscharo bestiegen, arbeitet seit 11 Jahren als Patientenbetreuer in der Ruhrlandklinik, ist in der Gemeinde aktiv „und ich befreie auch schon mal die Grafenstraße und die Heckstraße von Kippen“, sagt er und lächelt.
Aber im Moment hat er andere Probleme. Er wartet auf einen Techniker, der eine Spezialpfanne reparieren muss. „Das ist so, als würde mir ein Arm fehlen.“ Schließlich müssen die panierten Schnitzel gebraten werden. Bis ein Nachfolger gefunden ist.