Essen-Kettwig. .
Ausgerechnet im beschaulichen Kettwig soll ab Freitag ein Sicherheitsdienst die Altstadt vor Vandalismus schützen. Hintergrund: An der Ruhr hat sich ein Krawall-Tourismus breit gemacht.
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Kettwigs Einzelhändler haben schon lange die Nase voll. Da wollen sie es sich und ihren Kunden so richtig nett machen, stellen teure Pflanzkübel vor die Geschäfte, investieren viel in attraktive Außenwerbung - und immer wieder montags müssen sie Besen und Kehrschaufel zur Hand nehmen, um Vandalismus -Spuren vom Wochenende zu beseitigen.
Jüngstes Beispiel: In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden auf dem Parkdeck des Einkaufszentrums nicht nur Pkw aufgebrochen. Einen Wagen fuhren Unbekannte gleich mit Karacho vor eine Wand. Besitzer Jörn Porankiwitz: „Die Polizei vermutet, dass es sich um die gleichen Täter handelt, die auch immer wieder auf dem Rathausplatz randalieren.“ Dort wurde in jüngster Vergangenheit einer wertvollen Lungwitz-Skulptur der Kopf abgerissen, die Papierkörbe werden regelmäßig abgefackelt, die Sitzbänke umgetreten.
25 Einzelhändler machen bereits mit
„KettIn“, der Zusammenschluss der Dienstleister vor Ort, hatte vor einigen Monaten die Initiative ergriffen und Beschwerden der Mitglieder gebündelt. Immer wieder ein Thema der hitzigen Diskussion: Da die Polizeiwache in Kettwig an Wochenenden nicht besetzt sei, hätten Randalierer leichtes Spiel. Polizeisprecher Raymund Sandach sagt dazu, am Wochenende werde Kettwig „im Rahmen des Streifendienstes“ von der Rüttenscheider Wache betreut.
Darauf wollen sich die Einzelhändler aber lieber nicht verlassen. An Wochenenden und vor Feiertagen sind ab Freitag Mitarbeiter der Vollmergruppe aus Mülheim unterwegs. Die Kosten teilen sich die Einzelhändler. 25 machen bereits mit. Sicherheit in Privathand - das gibt es also künftig nicht nur in den Einkaufszentren am Rathaus und am Limbecker Platz, sondern auch in Kettwig. Der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes findet das im Prinzip gut.
Die Doppelstreife von Polizei und Ordnungsamt habe sich in der Innenstadt bewährt, sagt Theodor Damann, die privaten Sicherheitsdienste in den Zentren auch. „Wir reden hier vom subjektiven Sicherheitsgefühl der Geschäftsleute und der Passanten. Weder auf der Kettwiger Straße noch in Kettwig müssen Menschen Angst haben. Aber man hat schon das angenehme Gefühl, dass hier jemand aufpasst.“ Dieses Gefühl würde sich Damann morgens noch mehr für Besucher am Willy-Brandt-Platz wünschen. Er kennt aber die Gefahr der Übertreibung: „Wenn die Überwachung zu drastisch ausgeübt wird, dann schlägt das um ins Gegenteil. Der Kunde kriegt ein mulmiges Gefühl.“