Essen. .

Er saß bereits sechs Jahre wegen Diebstahls im Gefängnis: Nun musste sich ein 36-Jähriger wegen Raubes in sieben Fällen erneut vor Gericht verantworten. Die XVI. Strafkammer verurteilte ihn zu sechs Jahren Gefängnis und ordente den Aufenthalt im Entzug an.

Er kommt aus so genanntem „guten Hause“, Vater Arzt, Mutter Hausfrau, Kindermädchen, Gärtner . . . 15 Jahre alt war er, als er zum ersten Mal wegen Diebstahls vor Gericht stand und deshalb aus dem Internat flog. Inzwischen hat er insgesamt sechs Jahre Haft hinter sich. Am Mittwoch saß der jetzt 36-jährige Essener einmal mehr auf der Anklagebank: Die XVI. Strafkammer verurteilte ihn wegen Raubes in sieben Fällen zu einer sehr milden Freiheitsstrafe von sechs Jahren und ordnete wegen seiner Drogenprobleme die Unterbringung in einer Entzugsklinik an.

Im März dieses Jahres überfiel er, bewaffnet mit einer Scheinpistole, innerhalb weniger Tage eine Sparkasse in Frintrop und sechs Bäckereien in Essen und Umgebung. Geld für Drogen, die Angst vor dem Entzug und der Kummer über den todkranken Vater, der sich von ihm losgesagt habe, nennt der Angeklagte als Hintergründe für die Taten. „Alle Leute verlieren irgendwann die Eltern, die wenigsten begehen dann Banküberfälle“, wendet Oberstaatsanwalt Peter Hehlke ein.

Unterwegs mit silberner Spielzeugpistole

Die Sparkasse in Frintrop will der Angeklagte am 2. März zufällig ausgesucht haben. Um 14 Uhr stand der 1,90 Meter große und kräftige Mann vor der Kassiererin, zeigte die Waffe und forderte Geld. Die reagierte aber nicht wie erwartet, sondern weigerte sich. „Kann ich noch Druck ausüben“, habe er sich gefragt, sei dann aber lieber geflüchtet. Noch am selben Tag überfällt er eine Bäckerei in Oberhausen. Wieder droht er mit der Waffe. Diesmal hat er mehr Erfolg und kann mit 670 Euro flüchten. Nur einen Tag später ist erneut eine Bäckerei, diesmal an der Bochumer Landstraße in Freisenbruch, sein Ziel. 300 Euro erbeutet er.

Mit einer silbernen Spielzeugpistole war der Angeklagte unterwegs. Vermutlich haben die meisten Opfer das nicht erkannt und um ihr Leben gefürchtet. Wie sie damit fertig wurden, klärte der Prozess nicht auf. Als Zeugen waren sie nicht geladen.