Essen/Bottrop.
Bieder wirkt der 53 Jahre alte Peter N. aus Wesel. Doch er selbst gibt am Donnerstag vor dem Landgericht Essen zu, maskiert und mit einem Messer bewaffnet in Bottrop zwei Tankstellen und einen Getränkemarkt überfallen zu haben.
„Es tut mir leid“, sagt er und entschuldigt sich bei den Kassiererinnen, die er im Dezember und Januar bedroht hatte. Was sie vor der XVII. Strafkammer aussagen, zeigt die andere Seite des Angeklagten. Weinend erinnert sich eine 44-Jährige daran, welche Todesangst sie empfand. Ihren Beruf musste sie aufgeben. Eine 53-Jährige erzählt, dass sie in psychologische Behandlung musste, noch heute ängstlich ist.
„Ich wollte Sie nicht verletzen“, sagt der Angeklagte den Zeuginnen. Frauen hatte er sich als Opfer ausgesucht. Bei männlichen Kassierern brach er die Tat ab. Seine Scheidung 1994 und spätere gesundheitliche und berufliche Probleme nennt er als Auslöser seiner finanziellen Krise. Rund 70 000 Euro Schulden hatte er zuletzt. Es sei ihm alles über den Kopf gewachsen: „Früher war meine Welt noch in Ordnung. Aber irgendwie ist alles schief gelaufen.“
Es fehlt Geld für das Benzin
Ende vergangenen Jahres hatte er wieder einen Job bekommen, Außendienst für ein Telefonunternehmen. Doch es fehlt Geld für das Benzin. Da fasst er kurz vor Weihnachten den Entschluss, es sich mit Gewalt zu holen.
Vor dem Bahnhof in Wesel schraubt er von einem Opel Corsa ein Weseler Kennzeichen ab, vor der Dieter-Renz-Halle in Bottrop von einem Opel Astra ein Oberhausener Nummernschild. Am 27. Dezember beginnt dann seine Serie. Um 19.33 Uhr fährt er mit seinem Auto und fremden Nummernschildern an die Zapfsäule der Westfalen-Tankstelle in Bottrop. 33,16 Liter Super tankt er, denkt gar nicht daran, die angezeigten 50,01 Euro zu bezahlen. Er wickelt sich seinen Schal ums Gesicht, zieht seine Mütze, ein Werbegeschenk von Aral, tief ins Gesicht. So geht er an den Schalter, bedroht die Kassiererin mit einem Messer. 1300 Euro erbeutet er.
Zwei Tage später fährt er erneut mit falschem Kennzeichen zu einer Total-Tankstelle in Bottrop. Doch hier fühlt er sich gestört, fährt weg, ohne seine Tankrechnung über 64,54 Euro zu bezahlen. Einen weiteren Tag später überfällt er einen Getränkemarkt in Bottrop. Wieder vermummt, wieder mit Messer. 2000 Euro bekommt er. Am 17. Januar der nächste Überfall: Wieder ist es die Westfalen-Tankstelle, 1000 Euro erbeutet er diesmal.
Nach weiteren Tankbetrügereien wird Peter N. am 1. Februar festgenommen. Der Mann ohne Vorstrafe räumt die Taten sofort ein. Er habe noch weitere Überfälle geplant, erzählt er. Froh sei er, dass er erwischt wurde. Der Prozess wird am 16. Juni fortgesetzt.