Essen. . Alkoholisiert hatte ein Remscheider im Juli 2010 in einem Kaufhaus Turnschuhe geklaut und dem Ladendetektiv ins Gesicht geschlagen - aus Liebe zu seiner Freundin, wie er angab. Das Gericht fällte ein mildes Urteil.
Beleidigend und aggressiv war er, als die Ladendetektive ihn erwischten. Aber das Gericht urteilte milde über ihn, hatte er doch Liebe zu seiner Freundin als Motiv genannt. Ein Jahr Haft mit Bewährung gab die XVI. Essener Strafkammer.
Der klassische Ladendieb war der 48 Jahre alte Remscheider sicher nicht, der am 30. Juli mit seiner 18 Jahre jüngeren Freundin in der Galeria Kaufhof aufkreuzte. Detektive beobachteten, wie er Pumaturnschuhe in einen Rucksack steckte und seine Freundin eine Nike-Tasche einpackte. Als das Pärchen aufgefordert wurde, mit ins Büro zu kommen, schrie der Angeklagte die Detektive sofort an. Dann schlug er mit der Faust zu und trat auch. An seinem Gürtel steckte die ganze Zeit ein Messer. Als die Polizei kam, ließ er sich noch immer nicht beruhigen, trat auch nach ihnen und beleidigte sie als Faschisten.
Reichlich Alkohol hatte er damals intus, und die Droge scheint dem Rentner seit längerer Zeit jede Zukunft zu verbauen. Blumig fabuliert er. Erzählt von der Bauerngrundschule in Remscheid, wo vier Klassen in nur einem Raum unterrichtet wurden. Dort sei verlangt worden, immer ein Fahrtenmesser zu tragen. Als er dann zum Gymnasium in Remscheid wechselte, habe er Ärger bekommen. Dort hätten sie Messer abgelehnt: „Ich weiß nicht, wie viele Messer die mir abgenommen haben.“
Zeugnisse dabei
Zeugnisse hat er dabei, die seine Laufbahn belegen sollen. Richter Martin Hahnemann fällt aber auf, dass es für das Gymnasium gar keine Zeit in diesem Plan gibt. Offenbar war es doch nur die Hauptschule, und so mag auch die angebliche Karriere als „Dipl.-Ing. Maschinenbau“ mit Vorsicht zu genießen sein.
Gegen die Freundin hatte das Gericht das Verfahren bereits zu Beginn gegen 150 Euro Geldbuße eingestellt. Dem Angeklagten rechnete es strafmildernd an, dass er „bis über beide Ohren“ in die Freundin verliebt gewesen sei. Er habe gehört, wie sie voller Angst auf die Detektive reagiert habe: „Sie quiekte wie ein Schwein.“ Deshalb sei er eingeschritten, nur zur Hilfe.
Der Angeklagte nutzte eine Pause, um offenbar seinen Essener Verteidiger Timo Scharrmann für neue Fälle zu begeistern. Worum es ging, mag man ahnen. „Ich bin der 1. Vorsitzende des Clubs für Böse-Wörter-Sager“, ließ sich der Angeklagte vernehmen.