Essen-Borbeck. In Essen-Borbeck wurde der Weihnachtsbaum auf dem Markt aufgestellt. Abzusehen war das nicht – Corona hätte fast dem Brauch ein Ende gesetzt.

Geschafft. Karl-Heinz Kalwa mustert den majestätischen Weihnachtsbaum auf dem Borbecker Platz, den er soeben aufgestellt hat: „Diese Fichte hier stammt vom Niederrhein und hat eine stattliche Länge von 9,60 Metern.“ Klaudia Ortkemper strahlt. Im zehnten Jahr Vorsitzende des Initiativkreises Centrum Borbeck , verweist sie stolz auf die nun schon 70. Lichtwochen. Die würden doch beweisen, dass das Borbecker Zentrum lebe.

Aber den für den 29. November geplanten verkaufsoffenen Sonntag habe man abgesagt: „Da wir schon einmal finanzielle Einbußen wegen der Absage im September erlitten hatten, haben wir zusätzliche Termine gar nicht erst beantragt.“ Sie wisse von Geschäften, die durch die sehr kurzfristige Absage im September mehrere tausend Euro in den Sand gesetzt hätten. Das mache vorsichtig.

In Münster hatte das Oberverwaltungsgericht einer Klage der Gewerkschaft Verdi gegen Sonntagsöffnungen im Advent stattgegeben. Was bei Klaudia Ortkemper für Kopfschütteln sorgt: „Hier sägt Verdi am eigenen Ast. Die Gewerkschaft hat wohl nicht begriffen, dass Geschäftsinhaber nur dann Personal beschäftigen können, wenn es noch Geschäfte gibt. Wir hoffen, dass nicht zu viele wegen der Einschränkungen schließen müssen.“

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Die Nikolausfeier musste Corona-bedingt abgesagt werden und eigentlich sollte gezwungenermaßen auch ein schöner Brauch enden: „Für einen großen geschmückten Baum auf dem Borbecker Platz fehlen uns die finanziellen Mittel.“ Doch als Giovanni Graffweg davon erfuhr, sagte er spontan ein Sponsoring zu. Ganz kurzfristig konnte doch noch ein Baum organisiert werden und Klaudia Ortkemper fiel ein Stein vom Herzen: „Wenn jeder solch ein Engagement zeigen würde, dann wäre einiges möglich. Nicht nur meckern, sondern mitmachen.“

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„Wunschbaum“-Aktion: Borbecker helfen notleidenden Kindern

Giovanni Graffweg will notleidenden Kindern eine Freude bereiten.
Giovanni Graffweg will notleidenden Kindern eine Freude bereiten. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Idee zur Rettung der Tradition entstand aus der „Wunschbaum“-Aktion , die Graffweg in seinem Geschäft Optik Breiderhoff an der Markstraße 34 initiiert. Die Kinder seien besonders bestraft durch den Lockdown und er wollte denen etwas Gutes tun, die es in diesem Jahr besonders schwer hatten. Der Optiker hatte da die Notaufnahmen des Deutschen Kinderschutzbundes im Sinn.

Das Altenessener „Spatzennest“ besteht seit über 30 Jahren, hier leben Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren. Die „Kleinen Spatzen“ in Borbeck haben 2017 den Betrieb aufgenommen und bieten Schutz für Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren. Tanja Zirbes von den „Kleinen Spatzen“ sowie Thomas Kiesewetter und Daniel Raifura vom „Spatzennest“ zeigen sich begeistert von der Aktion und werden dafür sorgen, dass die von ihren 27 Schützlingen ausgefüllten Karten ab dem 1. Dezember bei Optik Breiderhoff am Wunsch-Baum hängen.

Und so geht es: Die Kunden suchen sich einen Zettel aus und erfüllen einem Kind seinen Weihnachtswunsch. Das verpackte Geschenk wird ins Geschäft gebracht und unter den geschmückten Baum gelegt. Giovanni Graffweg freut sich jetzt schon auf strahlende Kinderaugen: „Wir möchten zusammen mit unseren treuen Kunden den Kindern ein schönes Weihnachtsfest bescheren und das Jahr 2020 gut abschließen.“ Es sei ein Jahr gewesen voller Herausforderungen, aber Borbeck habe zusammengehalten und das Beste daraus gemacht: „Gerade jetzt haben die Vororte mit ihren inhabergeführten Geschäften eine Chance. Die Wertschätzung ist groß und die Leute kaufen lokal.“

Dauerbaustelle in Fußgängerzone große Belastung für Borbeck

Der 2. CeBo-Vorsitzende Rainer Lessau ist zugleich Kassierer und hat festgestellt, dass nach einigen Geschäftsschließungen auch in Borbeck der Trend immer mehr zu Filialisten großer Ketten gehe: „Die sind überall, beteiligen sich aber nicht.“ Die Mitgliederzahl schwinde daher tendenziell und leider sinke auch die Spendenbereitschaft. Klaudia Ortkemper ergänzt, die Pflasterarbeiten in der Gerichtsstraße hätten nun endlich begonnen. Eine dreijährige Leidenszeit gehe hoffentlich dem Ende zu. So eine Dauerbaustelle vor der Tür sei eine große Belastung für die Einzelhändler. Wie man höre, dauern die Arbeiten mindestens noch bis in den Februar: „Wir hoffen sehr, dass sich nach der Fertigstellung wieder mehr Geschäfte in der Gerichtsstraße ansiedeln werden.“

Initiativkreis CeBo plant folgende Veranstaltungen:

Die schon für 2020 geplante Veranstaltung „Gemeinsamer Erfolg benötigt gemeinsames Engagement!“ soll im Frühjahr oder Sommer 2021 stattfinden. Alle an Borbeck Interessierten werden eingeladen, sich besser kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen: Was kann man in und für Borbeck bewegen?

Weitere Termine:

  • Am 25. April den 2. Borbecker Bummel
  • vom 28. bis 30. Mai die 38. Autoschau
  • vom 2. bis 4. Juli das Borbecker Weinfest
  • vom 2. bis 5. September das 39. Borbecker Marktfest
  • am 28. November 26. Borbecker Weihnachtsmarkttag und Beginn der 71. Lichtwochen
  • am 6. Dezember den Nikolaustag für die Kinder.

Verkaufsoffene Sonntage sind vorgesehen für: 25. April, 30. Mai, 5. September und 28. November.

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