Essen-Borbeck. Das Zentrum von Essen-Borbeck kämpft mit Leerständen. Unternehmer wünschen sich mehr Vielfalt – und versuchen das Image zu verbessern.
Auch wenn kein Markt ist, wie am Mittwochvormittag, ist viel los in der Borbecker Fußgängerzone . Das trockene Herbstwetter lockt Jung und Alt nach draußen – zum Spaziergang am Schloss, aber auch zum Einkaufen.
Giovanni Graffweg, Inhaber von „Optik Breiderhoff“, schaut zufrieden auf die vielen Menschen in der City. Vor etwa einem Jahr ist er mit seiner Filiale nach 42 Jahren am Germaniaplatz in die Marktstraße 34 umgezogen. Der neue Laden ist größer und schicker. „Ich habe hier etwa 200.000 Euro investiert“, sagt er stolz. Optik liegt dem 39-jährigen Essener in doppelter Hinsicht am Herzen. Er sorgt nicht nur für „Hingucker“ auf der Nase, sondern wünscht sich auch mehr im Borbecker Zentrum: Keine Einheitsläden, sondern Geschäfte, die besonders sind und auffallen.
Wer einen Rundgang durch das Viertel um die Markt-, Recht- und Gerichtsstraße unternimmt, bemerkt schnell einige Leerstände . Und entdeckt Schilder, wie das am Sanitätshaus Hääl: „Uns wurde der Mietvertrag aufgekündigt“ ist am Eingang zu lesen. Nun gibt es alles 40 Prozent günstiger. Nur ein paar Meter weiter will die Sparda-Bank West ihre Filiale aufgeben.
Mit Zeitungen zugeklebt sind die Schaufenster beim „Schlesier“ – auch auf diese Wurst-Spezialitäten müssen die Borbecker nun verzichten. Verkehrsgünstig lag der Laden, nur zwei Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt. Parken kann man – wenn kein Markt ist – auf dem großen Platz um die Ecke.
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Essen-Borbeck: CeBo sorgt sich um Aufenthaltsqualität im Zentrum
Doch es gäbe auch positive Entwicklungen, die dem Stadtteil guttun, meint Optikermeister Graffweg. Etwa „Just Ballons“, seit Sommer an der Marktstraße ansässig. Für Feste und Feiern jeder Art – Hochzeiten, Geburtstage, Abi-Partys und Firmen-Events – gibt es hier die passende Ballon-Deko. Prall mit Helium gefüllte Herzen überbringen Liebesgrüße in Folie, mit oder ohne Girlande.
„Das ist auf jeden Fall trendy“, findet Klaudia Ortkemper, die Vorsitzende des Initiativkreises Centrum Borbeck (CeBo) . Auch sie sorgt sich um Borbecks Aufenthaltsqualität, selbst wenn endlich die lang ersehnten Pflasterarbeiten an der Gerichtsstraße in Angriff genommen wurden. „Wir feilen am Image“, betont sie.
Ähnlich sehen das auch die Borbecker Bürger. In der jetzt veröffentlichten Studie „Befragung Zentrum Borbeck“ kritisieren sie Begrünung und Dekoration des Zentrums.
Aber Corona hat es dem engagierten Initiativkreis in diesem Jahr nicht leicht gemacht. Wie in anderen Stadtteilen auch, mussten viele Veranstaltungen abgesagt werden. Statt des lieb gewonnenen Marktfests im September gab es den Sommerbummel mit Händlermeile. Der sei zwar gut angenommen worden, aber letztlich kein Ersatz.
Eröffnungen in Borbecker Fußgängerzone: Pommes aus Holland
Über Zulauf freut sich seit seiner Eröffnung im Juli der „Fritten Pott“ in der Marktstraße. Holländische Kartoffelspezialitäten und Burger schick präsentiert in Borbecks Mitte. Die schwarze Theke mit den Edelstahlflächen glänzt. Die Wände in der Farbe Orange machen gute Laune. „Davon könnte es mehr geben“, sagt Klaudia Ortkemper.
Graffweg bedauert, dass die kleine Gelateria an der Marktstraße 38 zugemacht hat. „Elektro Balster“ und die Filiale von „Blumen Risse“ sind weitere Beispiele für Geschäftsschließungen in den vergangenen Jahren.
Graffweg hat sein Unternehmen vor neun Jahren von Vater Altfrid Breiderhoff übernommen. Ein Borbecker Traditionsgeschäft , gegründet vor 43 Jahren. „Davon gibt es noch einige weitere hier“, so Klaudia Ortkemper, die im achten Jahr die Geschicke des Initiativkreises leitet. Unter anderem zu nennen seien der Juwelierladen Kley, Optik Röcken in der Rechtstraße, „Das Buch in Borbeck“ oder Foto Mikus.
Dass die Leerstände ihrem schönen Stadtteil nicht gut tun, haben die Borbecker erkannt. Aber es sei nicht einfach, innovative Nachfolger zu finden. „Kleine Cafés mit Außengastronomie, Restaurants und Geschäfte mit hochwertiger Bekleidung könnten die Aufenthaltsqualität in der City erhöhen“, meint die CeBo-Chefin. Graffweg sieht den täglichen Bedarf mit Supermärkten und Apotheken gedeckt. Ihm fehlt das gewisse Extra. Und das fange bei der Fassadengestaltung an.