Essen. Vor 25 Jahren schuf Werner Ruhnau im Essener Grillo-Theater einen „multifunktionalen Spielraum“. Jetzt führte der Architekturprofessor Interessierte durch das Haus. Der heute 92-Jährige erzählt gemeinsam mit Sohn Georg von der wechselvollen Geschichte des Theaters in den vergangenen 120 Jahren.

Er hat dem Grillo-Theater sein heutiges Aussehen gegeben: der Essener Architekt Werner Ruhnau. Jetzt führt er durch „sein“ Haus.

Zwischen den grauen Gebäuden der Essener Innenstadt sticht eines mit seinen großen Fenstern und der markant roten Fassade hervor: das Grillo-Theater. In einer neuen Baukulturführung zeigt der Architekt Werner Ruhnau das Theater, das er in den achtziger Jahren neu gestaltet hat. Der heute 92-Jährige erzählt in rund eineinhalb Stunden zusammen mit seinem Sohn Georg von der wechselvollen Geschichte des Theaters in den vergangenen 120 Jahren.

Die Vergangenheit des Theaters

„Der Industrielle Grillo hatte der Stadt ein Theater geschenkt“, beginnt Werner Ruhnau über die Vergangenheit des Theaters zu sprechen. Es wurde 1892 nach Plänen des Berliner Architekten Heinrich Seeling erbaut. „Vor dem Ersten Weltkrieg gab es eine wahre Theaterbauwut“, erklärt Ruhnau. „Dabei kamen die Theater immer an die besten Plätze der Stadt.“ Das fasziniert Ruhnau noch heute, als er sich an einen Tisch in der ersten Etage des Grillo lehnt und aus einem der bodentiefen Fenster schaut: „Sie sehen hier mitten in die Stadt. Das ist fantastisch!“

Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile des Theaters zerstört – eine Zeit, die Ruhnau selbst miterlebt und die seine Einstellung zum Theater geprägt hat. „Ein paar Jahre nach Kriegsende haben die Bürger nicht zuerst ihre Wohnungen wieder aufgebaut, sondern ihre Kirchen und Theater“, berichtet er begeistert.

„Die ganze Stadt ist ein fröhlicher Stilmix“

Heute zählt „das Grillo“ im Herzen von Essen zu den ältesten Schauspielhäusern des Ruhrgebiets und ist für seinen „fröhlichen Stilmix“ bekannt. „Es ist aber trotzdem ein schlüssiges Gebäude“, sagt der jüngere Ruhnau. Wie das geht? Vor allem durch die hervorragende städtebauliche Situation. „Die ganze Stadt ist ein fröhlicher Stilmix“, ergänzt der Senior.

Ruhnaus Führungen – von Essen bis Münster

Die Termine für weitere Führungen durch das Grillo-Theater sind im Internet unter www.ruhnau.info zu finden.

Führungen durch das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen und durch das Theater Münster sind ebenfalls möglich.

Der Eintritt ist kostenlos.

Dafür verantwortlich ist auch er selbst, Werner Ruhnau, der die Besucher in den Theatersaal führt. Von 1988 bis 1990 schuf er beim Umbau des Grillo-Theaters einen multifunktionalen Spielraum. Mit wandelbaren Podien, Spielfläche und Bestuhlung verwirklichte er die Idee von einer „Werkstatt für darstellendes Spiel“. Die wurde allerdings nur selten genutzt. „Da alles händisch bedient werden muss, ist das Raumtheater nicht besonders praktikabel“, sagt Ruhnau ehrlich. „In den Achtzigern war die Technik einfach noch nicht so weit und sehr teuer.“ Zuletzt kam die Raumbühne in der Inszenierung des Shakespeare-Stücks „Coriolan“ nach langer Zeit wieder zum Einsatz.

Nicht nur die Architektur, sondern auch die Kunst in den Seitenfoyers und Anekdoten aus dem Theaterleben sind Teil der Führung. Ruhnau spricht dabei auch über Dinge, die nicht immer ganz rund gelaufen sind. So entwickelt sich die Führung zu einem lockeren Gespräch mit Theater- und Architekturinteressierten.