Essen-Kettwig. Täglich ist er in Kettwig unterwegs. Immer von seinem Haus am Bögelsknappen führt der Weg von Prof. Werner Ruhnau durch die Hauptstraße. Langer dunkler Mantel, Schlapphut, meist eine Schultertasche, die Hände beim Gehen auf dem Rücken verschränkt. Am Mittwoch feiert der Architekt, Künstler und Hochschullehrer seinen 90. Geburtstag.

Kettwig feiert mit. Mit guten Wünschen und Geschichten ums Miteinander mit dem großen alten Mann, der seinem Stadtteil immer mehr Leichtigkeit gewünscht hat. Der vor dem Rathaus gern eine Sonnenterrasse gehabt hätte, der die großen Feste viel zu statisch findet, der fröhliche Menschen möchte, die in Bewegung sind.

Einmal um den Maibaum tanzen. Das hat er sich gewünscht. Geklappt hat das vor einigen Jahren. Es war ein guter Tag für Werner Ruhnau. Am Märchenbrunnen fand dieser Tanz statt. Doch schon mit der Premiere war Schluss.

Schluss ist nie mit Ruhnaus Ideenreichtum. Klappt nicht das, funktioniert etwas anderes. Wenn nicht hier, dann irgendwo, wo man seine unerschöpfliche Kreativität umzusetzen weiß.

Werner Ruhnau ist ein Stück Kettwig, ein Stück Architekturgeschichte. Er ist auch Künstler. Und ein Visionär, der manchmal knapp am Machbaren vorbeischrammt.

Daniel Behmenburg: Der SPD-Bezirksvertreter hat lange gemeinsam mit Werner Ruhnau im Vorstand des Heimat- und Verkehrsvereins gearbeitet. „Ich bin jetzt nicht der absolute Kunstexperte, aber viele seiner Ideen fand ich einfach nur schön. So hatte er vorgeschlagen, alle Lichter in Kettwig auszuschalten, wenn der Martinszug durch die Straßen zieht. Das hat nicht geklappt, wäre aber sicherlich ein großes Ereignis geworden“.
Dierk Lamm: Der Rechtsanwalt, ehemalige Lokalpolitiker und Erfinder der Deutschen Kabarett-Tage in Kettwig hat selbst einmal „in Bonn ein bisschen Kunst studiert“ - „Ich verdanke Werner Ruhnau eine Menge Kenntnisse über die Kunst und die verschiedenen Kunstrichtungen. Das, was er weiß, kann er ausgesprochen gut vermitteln. Wie innovativ er ist, überrascht mich immer wieder. Wir sind damals gemeinsam quasi als Bettelmönche durch Kettwig gezogen, um Geld für die Realisierung des Projekts Märchenbrunnen zu sammeln. 40 000 Euro sind es geworden, die Skulpturen stehen. Eine seiner jüngsten Ideen fasziniert mich besonders - eine Fontäne im Mühlengraben. Wir haben schon einige Leute beisammen, die Geld geben würden...“
Gerd Schütte: Der Kettwiger Galerist hielt zur Eröffnung der zweiten Ausstellung des Vereins kunstwerden eine Rede. Damals zeigte Werner Ruhnau in den Räumen an der Ruhrtalstraße Architekturmodelle. „Wenn ich seinen Namen höre, fällt mir als erstes das Theater in Gelsenkirchen ein. Dieser Bau überstrahlt alles in unserer Region. Außerdem gefällt mir, dass er sich ums Dorf kümmert. Nicht immer unumstritten ist das, was er möchte. Aber er ist nun mal ein Visionär und eine faszinierende Persönlichkeit.“
Hanslothar Kranz: Der Ratsherr und ehemalige Bezirksbürgermeister hat Werner Ruhnau früh kennengelernt. Die beruflichen Wege des Bauingenieurs und des Architekten haben sich oft gekreuzt. „Damals hatte Professor Ruhnau noch sein Büro in Bredeney. Ich kann mich noch erinnern, dass in der Eingangshalle so große und lebensechte Figuren standen. Denen hätte ich fast einen guten Tag gewünscht. Für mich ist er einer der großen Architekten der Nachkriegszeit. Ich denke nur an das Musiktheater in Gelsenkirchen und die Spielstraße in München.“ Doch der Lokalpolitiker und der Künstler waren auch schon mal gänzlich unterschiedlicher Meinung. „Er wollte statt des Kindergartens auf seinem Grundstück lieber einen Skulpturenpark haben. Ich sagte ihm damals, dass mir die Lebenden lieber seien als die toten Kunstwerke.“ Nachtragend sind beide nicht und dem guten Verhältnis hat das keinen Abbruch getan. „Wir haben uns immer gut verstanden und ich schätze ihn.“
Katrin Engelhardt: Sie ist die Nachfolgerin von Werner Ruhnau als Vorsitzende des HVV-Ausschusses für Stadtplanung, Kunst und Kultur. „In großer Gemeinsamkeit haben wir uns um das Projekt Märchenbrunnen gekümmert. Er hat so viele Ideen. Im Erdgeschoss des Rathauses hätte er gern ein Cafè gesehen. Mit Sitzplätzen auf dem Rathausplatz.“ Gut war ihr Verhältnis von Beginn an - „auch kreativ streiten kann man sich mit ihm“. Die Liebe zur Kunst ist das Band - „und ich habe außerdem als Studentin das Buch des niederländischen Kulturhistorikers Johan Huizinga über den Homo ludens, den spielenden Menschen gelesen, der seine Fähigkeiten über das Spiel entwickelt. Das ist ein Thema, das Werner Ruhnau immer begleitet“.
Friedrich Gräbe: Der ehemalige HVV-Vorsitzende hat Werner Ruhnau als einen Menschen erlebt, „der sich engagiert und auch in der Lage ist, etwas durchzusetzen, was andere vielleicht nicht wollen. Er hat sich auf seinem Weg nie beirren lassen. Und ich denke, so war er auch in seinem ganzen Berufsleben“.

Mehr Leichtigkeit. Mehr Spielerisches. Mehr Kunst im öffentlichem Raum. Mehr Platz für Visionen und Kreativität. Das wünscht Werner Ruhnau Kettwig.

Ich wünsche ihm einen spielerisch entspannten und leichtfüßig daher kommenden 90. Geburtstag.