Essen. Die neue Saison am Schauspiel Essen eröffnet mit Shakespeares Tragödie „Coriolanus“ am 1. Oktober im Grillo-Theater.
Und wieder einer dieser antiken Helden, die am Ende doch abstürzen, scheitern. So zeigt Shakespeare auch seinen „Coriolanus“, den römischen Feldherrn, dem eine drohende Invasion gerade recht kommt, um von inneren sozialen Unruhen abzulenken. Als der erfolgreiche Kämpfer nun auf Drängen seiner Umgebung auch politisch sein Schäfchen ins Trockene bringen soll, kommt es zum Aufstand gegen den Undiplomatischen. Auch das Bündnis mit dem früheren Feind bringt Coriolanus keinen Erfolg. Als er sich schließlich zum Friedensschluss mit seinem Volk bereit erklärt, ermorden ihn seine neuen Verbündeten.
Mit diesem Klassiker eröffnet das Schauspiel am 1. Oktober die neue Spielzeit, die programmatisch das Thema Widerstand in zahlreichen Varianten durchspielt. Regisseur Thomas Krupa - übrigens seit seiner Assistenz unter dem damaligen Intendanten Hansgünther Heyme und seiner Regie von „25 Sad Songs“ in der letzten Saison kein Unbekannter am Essener Schauspiel - sieht Coriolanus vor allem als Manipulierten. „Es geht im Wesentlichen darum, wie die Patrizier einen Kriegshelden für ihr System gewinnen wollen, immer im Sinne von Machtsicherung“, so der gebürtige Bonner, der als Regisseur im Schauspiel ebenso zu Hause ist wie im Musiktheater.
Seinen „Coriolanus“ inszeniert er für die Raumbühne. Diese Möglichkeit, die Zuschauer um eine Zentralbühne zu platzieren, existiert seit dem Umbau des früheren Opernhauses zum Grillo-Theater durch den Architekten Werner Ruhnau 1990 und wurde seither nur einmal genutzt. Für Krupa nimmt die Raumbühne zugleich auch den Antagonismus des Stückes und die Zerrissenheit des Protagonisten auf. Eigens hierfür geschaffene Videoarbeiten von Jana Findeklee und Joki Tewes und integrierte Schlagzeug-Soli sollen dabei so etwas wie einen Sub-Text herstellen. Der an den oberen Bühnenrand projizierte Pergamon-Fries, der jetzt auf der Probebühne nur angedeutet werden konnte, wirkt dabei wie eine zeitgleich ablaufende Erzählung von Kriegs- und Schlachtendarstellungen. Dies alles ist für Krupa keine Deko - „dann wäre es überflüssig“ - sondern eine Fortsetzung der Erzählung mit anderen Mitteln. Aber auch bei der Textfassung begibt sich Krupa in die Jetzt-Zeit - und greift auch die Übersetzung von Peter Stein zurück, die erstmals bei den Salzburger Festspielen 1993 vor allem auch durch ihre Direktheit überzeugte.
Das Regiepult wird in der kommenden Spielzeit für Thomas Krupa zu einer Art „Labor“. Denn neben dem Saison eröffnenden Klassiker setzt er später auch „Die Ästhetik des Widerstands“ in Szene. In diesem Roman von Peter Weiss, den Krupa und der Dramaturg Tilman Neuffer für die Bühne bearbeitet haben, geht es 330 Jahre nach der Uraufführung von Shakespeares Tragödie um den Widerstand eines jungen Arbeiters gegen Hitler und den Faschismus. Weiss, der den Roman kurz vor seinem Tod fertigstellte, erhielt dafür 1982 posthum den Georg Büchner-Preis.
Für Thomas Krupa persönlich bilden diese beiden Arbeiten gleichsam die Essener Fixpunkte. Das Schauspiel setzt damit, aber auch den übrigen angesetzten Stücken, einen ungleich stärkeren inhaltlichen Akzent als noch in der abgelaufenen Saison.
Info und Karten: Tel.: 0201/81 22 200 oder www.schauspiel-essen.de