Essen. Die Chinesin Feifei Zhang (28) lebt seit einigen Jahren in Essen. Mit ihren Erfahrungen hat sie nun ein Unternehmen gegründet und bringt ihren Landsleuten die deutsche Kultur und Gewohnheiten bei. Unter anderem lehrt sie, dass Schmatzen beim Essen tabu ist.

Große Ziele hat die Essener Jungunternehmerin Feifei Zhang: die deutsch-chinesischen Beziehungen in der Stadt möchte sie vertiefen, eine Plattform für Kontakte wie Stammtische oder Sprachtandems gründen, ein Austauschprogramm ins Leben rufen und vielleicht einen China-Tag veranstalten, „auf jeden Fall möchte ich in den nächsten Jahren eine Kulturbrücke zwischen Essenern und den 2700 Chinesen bauen, die derzeit hier leben“, sagt sie energisch.

Gerade 28 Jahre jung ist die Chinesin, die vor sechs Jahren aus der Millionenstadt Qingdao an der chinesischen Ostküste zum Wirtschaftsstudium nach Deutschland gekommen ist. Das Ruhrgebiet sei in ihrer Heimat berühmt, deswegen habe sie sich für Essen entschieden. Nach zwei Semestern Wirtschaftswissenschaften hat sie ihren Master angeschlossen. Bereits während des Studiums begann Feifei Zhang, Landsleute zu unterstützen, die in die Stadt kamen. „Ich wusste ja, wie es mir als Neuling ergangen ist.“ So half sie Kommilitonen bei der Wohnungssuche und gab praktische Tipps. Seit Anfang des Jahres macht sie das hauptberuflich. Zanito heißt ihr Start-Up-Unternehmen, das inzwischen mehr ist als eine Vermittlungsbörse.

Ein „Ein-Frau-Willkommenscenter“

Zhang kümmert sich wie eine Mentorin um die Neuankömmlinge, holt sie vom Bahnhof ab, begleitet sie zu den Behörden, hilft bei der Kontoeröffnung wie bei der ersten Steuererklärung und gibt ihnen Nachhilfeunterricht in Sachen deutsche Kultur und Gewohnheiten. Denn, „es gibt bestimmte Höflichkeitsformen, auf die die Deutschen großen Wert legen“. Zum Beispiel ein ordentlicher Händedruck zur Begrüßung, Augenkontakt beim Gespräch oder geräuschlos essen. Geräuschlos essen? „Wir Chinesen schmatzen gerne beim Essen, das regt die Verdauungssäfte an.“ Auch die Benutzung von Messer und Gabel übt Frau Zhang mit ihren Klienten, ebenso, wie der Müll getrennt wird.

„Es ist eigentlich ein Rund-Um-Servicepaket, das ich anbiete.“ Dazu gehört auch ein offenes Ohr bei Heimweh oder eine Einladung zum gemeinsamen Mondfest, einem der größten chinesischen Feiertage. „Ich bin ein Ein-Mann-Willkommenscenter“, scherzt die Jungunternehmerin, die derzeit um die 100 zugewanderte Landsleute betreut. Aber sie hat noch mehr Ideen, ist gerade dabei, mit Partner Marcel Werner, den sie vom Studium kennt, in die Tourismusbranche einzusteigen. „Wir möchten für chinesische Touristen kleine alternative Reisen anbieten.“ Die sollen nicht zu den Topzielen München, Berlin oder Hamburg führen, „wir wollen Städte wie Trier, Aachen oder Eisenach anbieten“. Zielgruppe dafür sind Chinesen, die schon mehrfach in Europa unterwegs waren und etwas Individuelleres abseits der Touristenströme suchen.