Essen. . Die Partnerschaft Essens mit der chinesischen Metropole Changzhou trägt erste Früchte: Der Autozulieferer Nanfang Bearing eröffnet eine Niederlassung in der Stadt und will hier neben einem Verkaufsbüro ein Entwicklungszentrum aufbauen. Die Ansiedlung macht Hoffnung auf Nachahmer.

Bislang haben Essen und die chinesische Millionenmetropole Changzhou vor allem eines abgegeben: Absichtserklärungen. Doch nun wird die vor zwei Jahren besiegelte Partnerschaft zwischen den beiden Städten greifbarer: Der Automobilzulieferer Nanfang Bearing aus Changzhou hat am Mittwoch seine erste ausländische Niederlassung in Essen gegründet und will im Ruhrgebiet zunächst ein Verkaufs- und Servicebüro, mittelfristig auch ein Lager und ein Entwicklungs- und Forschungszentrum aufbauen. Nanfang Bearing fertigt unter anderem Nadellager, die in Pkw und Motorräder eingebaut werden.

Es geht Nanfang Bearing nicht nur darum, näher an seine Kunden in Europa zu rücken, sondern vor allem auch darum, deutsches Wissen zu nutzen. „Wir wollen Talente anlocken“, sagte der Präsident des Unternehmens Shi Jianwei. Die ersten Stellenanzeigen für den Vertrieb sind über die Arbeitsagentur bereits geschaltet.

Die Chinesen haben längst verstanden, dass sie technisches Know-how nicht einfach in ihr Land holen können, sondern dafür nach Europa kommen müssen. Essens Wirtschaftsförderer Dietmar Düdden spricht deshalb auch von einer großen Chance für Essen, Unternehmen und neue Arbeitsplätze im Ruhrgebiet anzusiedeln. Andere Städte, wie Köln, Düsseldorf oder Hamburg, seien in der Zusammenarbeit mit China schon weiter.

Weitere Unternehmen klopfen an

Zunächst beziehen die Chinesen ein Büro bei der Essener Wirtschaftsförderung in der Lindenallee. Dort öffnete am Mittwoch auch das „Changzhou-Center for economic and technological development“. Es soll eine Anlaufstelle für chinesische Unternehmen aus Changzhou und Umgebung sein, die sich für das Ruhrgebiet interessieren. Nanfang Bearing soll nur der Anfang sein. Zwei weitere Firmen unterschrieben gestern bereits eine entsprechende Absichtserklärung.

Essen ist eine von zwölf ausgesuchten Städten, die eine Partnerschaft mit einer chinesischen Region abgeschlossen hat und deren Zusammenarbeit von der EU gefördert wird. Die Kooperation beschränkt sich dabei nicht nur auf den rein wirtschaftlichen Austausch. Der 1. Parteisekretär Yan Li hob das in Essen gebündelte Wissen in den Feldern Energie, Design, Bildung und Medizin hervor, das die Stadt für die Chinesen interessant macht. Und aus Sicht von Oberbürgermeister Reinhard Paß soll es künftig auch noch mehr um Fragen der Stadtentwicklung und des Umweltschutzes gehen, bei denen beide Seiten voneinander lernen könnten.