Essen. Heide und Cord Armin Cardinal von Widdern lieben gutes Essen, das Sterneköche wie Berthold Bühler („Résidence“) zu zaubern verstehen. Solche Gourmet-Erlebnisse halten sie liebevoll in Fotobüchern fest. Der Patron freut sich, wenn Gäste bei Facebook Bilder posten: „Eine moderne Art der Werbung“.

Ein köstlich komponierter Gourmet-Teller verführt die Sinne. Auge und Nase geraten in Verzückung, während die Geschmacksknospen genüsslich explodieren. Seitdem das Smartphone den Alltag erobert, finden es immer mehr Restaurantgäste schick, die Schöpfungen der Herdkünstler zu fotografieren und herunterzuladen, zu twittern und zu „posten“. „Es ist eine tolle Bestätigung, wenn gutes Essen gut ‘rüberkommt“, findet „Résidence“-Patron Berthold Bühler. Mehr noch: Das bei Facebook gepostete Bild versteht der Zwei-Sterne-Koch als „moderne Art der Werbung“, die Freunde und Bekannte „neugierig und süchtig macht auf unsere Art des Kochens und Genießens“.

Wenn sich Heide und Cord Armin Cardinal von Widdern aus Duisburg in dem angenehm luxuriösen Kettwiger Restaurant einfinden, haben sie ihre „Lumix LX 7“ stets dabei – die Digitalkamera gehört zum Sieben-Gänge-Menü dazu wie Messer, Gabel und die gestärkte Serviette. Die von Widderns sind leidenschaftliche Gourmets, bei denen die Esslust auf Süppchen, Sülze und Sorbets mit der Hingabe fürs gute Foto verschmilzt. Der Hobby-Fotograf, einst Thyssen-Stahl-Direktor, schwärmt von diesem doppelten Kulinarik & Knips-Genuss: „Es bereitet uns ein besonderes Vergnügen, die wunderbaren Teller zu fotografieren und die schönen Bilder später in Fotobüchern und großen Alben zu verewigen.“

Résidence-Trip trifft Japan-Ausstellung

Schon seit fünf Jahren beehrt das Ehepaar Bühlers Küche, in den 15 Jahren davor waren sie Stammgäste bei Starkoch Dieter Müller in Bergisch-Gladbach. Der Besuch solcher Tempel der Kochkunst hat für die von Widderns stets etwas Feierliches, ja Erhabenes.

Gutes Essen, schön fotografiert

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    Diesmal kombinieren sie ihren Résidence-Trip mit dem Besuch der großen Japan-Ausstellung im Museum Folkwang. Ein Thema, das auch Berthold Bühler kulinarisch elegant umgesetzt hat. Folgerichtig trägt seine Menükarte denselben Titel wie die Ausstellung: „Inspiration Japan“. Zwischen „Grand Cru Gänseleber mit Sesammüsli & geeister Aloe Vera“ und „Pflaumenbaum mit Matcha Tee Eis“ kommen „Asiatische Bastkörbchen“, „Kurz gebratene Gelbschwanzmakrelen“ und „Shabu Shabu vom Charolais Rind“ auf den Tisch.

    Opulente Fotobücher

    Hin und wieder werden in Restaurants Klagen laut, wenn hemmungslos blitzende Smartphone-Knipser in ihrem „Foodie“-Wahn die gedämpfte Stimmung stören. Doch davon grenzt sich Cord Armin Cardinal von Widdern energisch ab. „Wenn ich am Tisch fotografiere, dann kriegt niemand etwas mit.“

    Sternekoch Berthold Bühler und ein Fotobuch seiner Gäste.
    Sternekoch Berthold Bühler und ein Fotobuch seiner Gäste. © Essen

    Ausgebreitet auf einem großen Tisch im Nebenzimmer liegen seine opulenten Fotobücher und Alben. Mit stimmungsvollen Bildern von Pasteten und Parfaits, Terrinen und Tarten, Chablis und Champagner, Zander und Zabaione. Prachtbände, bei denen auch dem geschmeichelten Patron das Herz aufgeht. „Ich fotografiere, seitdem ich vierzehn bin“, erzählt der 75 Jahre alte Thyssen-Pensionär, „dank meines Bildbearbeitungsprogrammes erledige ich alle Fotoarbeiten selbst.“

    Ob sie das eine oder andere Sterne-Menü daheim mal nachkochen? „Nein, das tun wir nie“, lächeln sie.

    Vergleichbar mit Luxus

    Das Sieben-Gänge-Menü in der „Résidence“ kostet 145 Euro. Ein saftiger Preis, über den so mancher den Kopf schütteln mag. Doch Heide Cardinal von Widdern macht die Gegenrechnung auf: „Von dem, was andere für Pizzen, Döner und Fastfood ausgeben, gönnen wir uns dieses Ess-Vergnügen.“ Auch daheim, in ihrer 35 Jahre alten Küche, bindet die leidenschaftliche Herdkünstlerin gern die Schürze um – inspiriert von Rezepten, die sie in ihren 60 Kochbüchern findet, oder von Erinnerungen an die fernöstliche Küche.

    Essen und TrinkenBerthold Bühler bemüht einen anderen Vergleich, mit dem er das Reizwort Luxus relativiert. „So mancher Autobesitzer findet nichts dabei, 45 Euro für ein paar Liter Motorenöl auszugeben, aber wenn’s um sein leibliches Wohl geht, darf das Olivenöl nicht mehr kosten als 1,99 Euro.“