Essen. . Fast alle Stadtteilbibliotheken in Essen verzeichnen in den letzten Jahren einen dramatischen Rückgang der Ausleih-Zahlen. Das befeuert eine neue Schließungs-Debatte, die ohnehin bevorsteht: Denn die Stadtteilbibliotheken genießen Bestandsschutz nur noch bis Ende dieses Jahres.
Die Zahl der Ausleihen in den Stadtteilbibliotheken ist zwischen den Jahren 2011 und 2013 dramatisch gesunken. Besonders hart traf es die Einrichtungen in Altendorf (Rückgang um 28 Prozent) sowie Schonnebeck (-32 Prozent). Doch auch die Bibliotheken in Altenessen (23 Prozent), Holsterhausen (17 Prozent), Kray (23 Prozent) und Überruhr (18 Prozent) haben deutlich weniger Ausleihen verbucht.
Frohnhausen (minus neun Prozent), Huttrop (zwölf Prozent), Katernberg (15 Prozent), Stadtwald und Stoppenberg (jeweils knapp zehn Prozent) haben ebenfalls sinkende Werte; lediglich Borbeck konnte in den letzten zwei Jahren die Zahl leicht steigern von 179 000 auf 186 200. In Kettwig blieb der Wert stabil. Die Zentralbibliothek an der Hollestraße kann sich behaupten mit steten 2,2 Millionen Ausleihen pro Jahr – Bücher, DVD, Hörbücher, Notenblätter inklusive.
Neue Schließungs-Debatte
Die Entwicklung in den Stadtteilen wird eine neue Schließungs-Debatte befeuern, die ohnehin bevorsteht: Im Jahr 2012 waren Pläne, die Bibliotheken in Kray, Holsterhausen und Stoppenberg zu schließen, nach Protesten zurückgenommen worden. Auch die Idee, Öffnungstage zu verringern, wurde wieder verworfen. „Nur in Schonnebeck und Altendorf haben wir die Zeiten geringfügig verringert“, berichtet Klaus-Peter Böttger, Leiter der Stadtbibliotheken. In diesen Stadtteilen sind die Verluste jetzt am höchsten. Die Stadtteilbibliotheken erhielten damals Bestandsgarantie – bis Ende des Jahres 2014. Böttger: „Vom kommenden Jahr an müssen wir ohnehin neu überdenken, wie wir die dezentrale Arbeit organisieren.“
Böttger hält den aktuellen Zahlen andere entgegen: Die Zahl der stadtweiten Ausleihen liege seit fünf Jahren regelmäßig an der Vier-Millionen-Grenze; dabei waren es vor zehn Jahren nur knapp drei Millionen Euro. In der gleichen Zeit sei der Etat der Bibliotheken massiv gestutzt worden: Standen im Jahr 2004 noch rund 700 000 Euro für neue Bücher zur Verfügung, waren es im letzten Jahr nur noch etwa 438 000 Euro. Böttger: „Mit knappen Mitteln erzielen wir ein sehr gutes Ergebnis.“
Wiederkehrende Engpässe im Personal
Die Schließungs-Debatte in den Stadtteilen habe gleichwohl „geschadet“, räumt Böttger ein, verweist auf wiederkehrende Engpässe im Personal, die punktuell längere Schließungszeiten erforderlich machten. Die Herbstferien (Beginn 6. Oktober) müssen derzeit offiziell herhalten als Schließungs-Grund in Stoppenberg (dicht seit Montag noch bis heute) und Altenessen (schließt eine Woche vor dem Start der Herbstferien). In Kray ist die Bibliothek wegen eines Bauschadens sowieso geschlossen.
Böttger führt außerdem die stark steigende Zahl von E-Book-Ausleihen ins Feld, die nur online erfolgen und nicht in der Statistik auftauchen. In diesem Jahr, prognostiziert Böttger, würden rund 60 000 E-Book-Ausleihen gezählt.