Über 1,1 Millionen Menschen haben im vergangenen Jahr die Essener Stadtbüchereien genutzt. Nur etwa jeder Zweite kommt, um etwas auszuleihen, sagt Klaus-Peter Böttger, der Direktor der Essener Stadtbibliothek. Und natürlich habe die digitale Welt auch in seine Bibliotheken Einzug gehalten.
Seit drei Jahren ist Klaus-Peter Böttger Direktor der Essener Stadtbibliothek. 103 Mitarbeiter sind in den 16 Stadtteil-Büchereien und der Zentralbibliothek an der Hollestraße beschäftigt. Über 1,1 Millionen Menschen haben die Büchereien im vergangenen Jahr besucht. Rund vier Millionen Ausleihen habe es gegeben, sagt Böttger. Und natürlich habe die digitale Welt auch in Essens Stadtbüchereien Einzug gehalten.
38 Prozent der Medien, die der 59-Jährige und seine Mitarbeiter für die Ausleihe zur Verfügung stellen, sind keine Bücher mehr, sondern etwa CDs, DVDs, Hörbücher, Zeitschriften und Ähnliches mehr. „Seit Dezember vergangenen Jahres haben wir allein 6500 E-Books angeschafft.“ E-Book-Nutzer lieben Belletristik, weiß Böttger, der ehrenamtlich auch noch Präsident des europäischen Bibliotheksverbandes Eblida mit Sitz im niederländischen Den Haag ist. „Die Leute laden sich gerne Romane für S-Bahn-Fahrten oder Urlaube auf ihre Geräte.“ Auch das Hörbuch sei jetzt „ein ganz starker Bereich“.
66 585 Essener besitzen einen Leseausweis. „Die Zahl ist relativ konstant.“ Unter 12-Jährige dürfen kostenlos ausleihen. Bei denen seien die Bibliotheken, wie man wisse, besonders beliebt. 25- bis 40-Jährige würden dort seltener gesehen. „In dieser Zeit sind viele Menschen sehr stark mit anderen Dingen beschäftigt, der Familie, dem Beruf.“ Die 40- bis 60-Jährigen stellten dann die zweite starke Gruppe der Bibliotheks-Nutzer.
Es gibt Leute, die zu uns kommen, um Spiele auszuprobieren
Was Klaus-Peter Böttger auch feststellt: „Unsere Büchereien sind mittlerweile ein Arbeits- und Lernort.“ So kämen 50 bis 60 Prozent der Besucher, um sich etwas auszuleihen. „Der Rest nutzt uns anders, liest in Zeitschriften, schlägt etwas nach, kopiert was. Es gibt Leute, die zu uns kommen, um Spiele auszuprobieren, bevor sie die kaufen und dann zu Weihnachten verschenken.“
In den letzten drei Monaten diesen Jahres können der Direktor und sein Team nichts Neues mehr anschaffen. Auch Böttgers Büchereien bekommen die Haushaltssperre der Stadt zu spüren. „Wie das im neuen Jahr wird, wird man sehen.“ Neuanschaffungen müssten sein, so der Bibliothekar. „Auch um neue Trends bedienen zu können. Beispiel: Bei Frauen ist das Stricken wieder sehr angesagt.“
Hinzu komme das Thema Verschleiß. Nach 55 Ausleihen sei ein Buch nicht mehr zu gebrauchen. „Eine CD übersteht zwischen 200 und 250 Ausleihen.“ Den Bestand der Stadtbüchereien habe der Rat der Stadt bis Ende 2014 zugesichert, sagt Böttger. Der betont, wie wichtig seine Bibliotheken für die Stadtteile seien. „Da können Kinder und ältere Menschen mal eben zu Fuß hingehen.“
In Katernberg oder Freisenbruch etwa, wo die Bücherei im Bürgerhaus Oststadt untergebracht ist, „sind wir nicht nur eine kulturelle Anlaufstelle, sondern natürlich auch ein sozialer Treffpunkt“.
Essener Stadtbüchereien schenken Eltern Lesestoff:
Ab der kommenden Woche werden Eltern von Vorschulkindern ab drei Jahren in den Essener Stadtbüchereien mit insgesamt rund 2500 Lesetüten beschenkt. Darin stecken Bücher und Broschüren, die Lust aufs Vorlesen und Erzählen machen sollen. Wie das Bilderbuch „Apfelsaft holen“, dessen „Held“ der kleine Pitzi ist, der für das Abendessen der Familie noch Saft aus dem Keller holen soll und der sich dabei ziemlich fürchtet.
Hintergrund der Lesetüten-Aktion ist das Projekt „Lesestart“. Eine Initiative des Bundesbildungsministeriums und der Stiftung „Lesen“ in Mainz. Letztere hat es sich zur Aufgabe gemacht, bei Kindern Lesefreude zu wecken.
Vorschläge für Geschichten, die Vorschulkindern Freude machen
In der Lesetüte finden Eltern auch einen Ratgeber, der auf Deutsch, Türkisch, Polnisch und Russisch erklärt, wie wichtig das Vorlesen für die sprachliche Entwicklung eines Kindes ist. Und dass gute Geschichten jede Menge Gesprächsstoff liefern.
In der Broschüre „Lesespaß von Anfang an“ findet man Vorschläge für Lesestoff, der Vorschulkindern Freude macht. Darunter das Bilderbuch „Was wir schon über Tiere wissen!“ oder das Buch „Das kleine Blau und das kleine Gelb“. Dessen „Helden“ sind zwei Farbkleckse. Das Thema: Freundschaft!