Essen-Kettwig. Gleich zwei Wege führen in den Bücherkeller. Vom Kringsgat aus oder vom Bürgermeister-Fiedler-Platz. Dann die Treppe hinab in den Untergrund des Kettwiger Rathauses. Scharf rechts - und dort wartet Doris Dubberke. Oder einer der anderen ehrenamtlichen Helfer. Und in den Regalen und den unzähligen Kisten stehen und liegen tausende gebrauchte Bücher, die für kleines Geld zu kaufen sind. Ein Dorado für Menschen, die gern lesen. Und dieses kleine Paradies für Bücherfans wurde vor genau 25 Jahren eingerichtet.
Doris Dubberke ist im Vorstand des Förderkreises, der sich 1987 gegründet hat. Damals stand zur Diskussion, Stadtteilbüchereien zu schließen. Widerstand formierte sich, der gemeinnützige Verein wurde gegründet. Und mit Hilfe des Verkaufserlöses aus dem Bücherkeller und mit der Veranstaltung von Lesungen und Konzerten holten die Mitglieder Geld in die Kasse und stocken das magere Budget der städtischen Einrichtung ordentlich auf. Doris Dubberke erinnert sich an die Anfänge: „Wir haben sehr erfolgreich gebrauchte Bücher auf dem Nikolausmarkt in der Straße Zur alten Fähre in Vor der Brücke verkauft. Und die vielen Kisten haben wir im Keller meines Vaters gelagert.“
In den Rathauskeller zogen sie dann 1989. Doris Dubberke: „Die Geschichtsfreunde nutzten damals den Raum als Lager und brauchten ihn nicht mehr.“ Bücherregale gab es von der Stadt. Und Martin Bergers, dessen Mutter früher die Schiller-Bücherei geleitet hatte, baute, was fehlte.
Die Bücher, die heute im Rathauskeller zum Verkauf angeboten werden, sind ausschließlich Spenden. Bei 50 Cent für ein Taschenbuch geht es los. „Wir haben eine Menge Stammkunden, von denen weiß ich schon genau, was sie gern lesen“, sagt Doris Dubberke. Und außerdem weiß sie genau, wo was in dem kleinen Kellerraum zu finden ist. In der roten Kiste sind die Biographien, und dann gibt es noch die Abteilungen Reisen und Sprachen, Belletristik, Hobby, Tiere, Kunst, und, und... jede Menge tolle Kinderbücher.
Aus Mülheim und Ratingen und auch aus dem Nachbarstadtteil Werden kommen die Kunden. „Man muss Zeit mitbringen, dann findet man auch das eine oder andere Schnäppchen“, sagt Doris Dubberke. Gemeinsam mit Dierk Lamm, dem Vorsitzenden des Förderkreises, hat sie die gebrauchten Kettwiger Bücher auch schon auf dem Uni-Flohmarkt angeboten - „und da waren besonders die Bücher in englischer Sprache schnell verkauft“.
An diesem Morgen ist auch Brigitte Krause da. Die 74-jährige spendet Bücher über Radtouren, und sucht etwas in der Abteilung Reisen. Ein junger Mann mit RWE-Fanschal stöbert in den Kisten mit den Taschenromanen. Die ehrenamtliche Arbeit macht Doris Dubberke sichtlich Spaß - und das Ergebnis stimmt, denn „allein 2013 konnte die Stadtteilbücherei für 2200 Euro Medien kaufen“. Und die gute Ausstattung sorgt beim Team von Bücherei-Leiterin Petra Bandura für beste Laune, denn die Ausleihzahlen steigen stetig.
Wer noch gebrauchte Bücher hat - „immer her damit“, sagt Doris Dubberke. Und jetzt hilft sie Brigitte Krause bei der Suche nach passender Urlaubslektüre.