Essen-Rellinghausen. . Jörn Jacobs hat vor zwei Jahren die „Freie Gemeinde-Bücherei“ in der evangelischen Gemeinde Rellinghausen ins Leben gerufen. Dort kann jeder Bücher abgeben oder mitnehmen, ohne sich registrieren zu lassen oder Leihfristen zu beachten. Jörn Jacobs legt Wert auf Qualität. Und so schafft es längst nicht jedes Buch ins Regal.
Jörn Jacobs hält nichts davon, gute Bücher jahrelang im Regal verstauben zu lassen. „Bücher sollten auf Reisen gehen“, findet der 73-Jährige. Da die evangelische Gemeinde Rellinghausen aus Kostengründen keine eigene Bücherei unterhält, hatte Jacobs vor zwei Jahren die Idee, eine freie Bibliothek einzurichten. Das heißt: Jeder kann Bücher, die er loswerden will, vorbeibringen oder sich selbst in einem Raum des Gemeindehauses an der Oberstraße 55 mit Lesestoff versorgen.
Hier muss sich niemand registrieren lassen, hier gibt es keine Leihfrist, keinen Stempel, keine Mahngebühr. Der pensionierte Diplom-Ingenieur mit großer Leidenschaft für Literatur hat den kleinen Raum mit einem Regal für rund 300 Werke - „mehr sollen es gar nicht werden“ - und einer ausgemusterten Kirchenbank gestaltet. „Eigentlich läuft es gut. 50 bis 80 Leute kommen pro Woche vorbei“, schätzt Jacobs, der pro Woche rund vier Stunden Zeit mit dem Sortieren der abgegebenen Bücher verbringt. „Der Raum ist immer offen, wenn Aktivitäten im Gemeindehaus stattfinden oder der Eine-Welt-Laden geöffnet ist. Die Leute können ihre Kartons und Tüten mit Büchern einfach hier abstellen. Ich kümmere mich darum“, sagt Jacobs. Das unterscheide seine freie Bücherei von anderen Bücherschränken, zum Beispiel vor dem Grillo-Theater, wo jeder einfach Bücher einstelle oder entnehme.
Gründe, Bücher abzugeben, gibt es genug: Haushaltsauflösungen, Umzüge oder einfach Platzmangel. Und so ist Jacobs nicht überrascht, dass die Menschen reichlich Gebrauch von dem Angebot machen, ihre Bücher abzugeben. „Da kann ich wirklich nicht klagen. Es wäre aber schön, wenn mehr Menschen Bücher mitnehmen würden“, wünscht er sich. Aus seinem großen Fundus kann Jacobs sogar noch den Bücherschrank im Tropenhaus der Gruga mitversorgen. „Die haben das umgekehrte Problem: Es werden mehr Bücher mitgenommen als abgegeben.“
Jacobs übernimmt die Reiseleitung für die Bücher, sortiert sie nicht nur in Kategorien wie Jugendliteratur, Belletristik, Sachbücher und „ganz alte Schätzchen“, sondern vor allem auch nach „wertvoll“ und „weniger wertvoll“. Was in letztgenannte Kategorie fällt, wird nicht weggeworfen, sondern in Wühlkisten an den Rand gestellt - denn auch Simmel, Konsalik und Co. finden bekanntlich Freunde.
„Eigentlich wollte ich mit dem Projekt auch meinen eigenen Bücherbestand reduzieren. Das hat leider nicht geklappt. Dazu werden zu viele tolle Raritäten hier abgegeben, die mich interessieren“, schmunzelt Jacobs.