Essen. Wochenlang fällt der Schwimmunterricht aus, denn Ersatz-Zeiten in anderen Bädern der Stadt gibt es nicht so einfach. Von der Decke des Hauptbads fielen in den Ferien Teile herunter, künftig soll ein Netz einen sicheren Schwimmbad-Betrieb sicherstellen.

Wir wollen Ihnen, liebe Leser, hier keine alten Kamellen vorsetzen, aber die Fotos zu diesem Text stammen von 2011. Sie sehen: Schon damals sah die Decke im Hauptbad an der Steeler Straße nicht mehr so richtig gut aus. Wie überhaupt das ganze Hauptbad nicht mehr so richtig in Schuss ist, deshalb wird es ja aufgegeben, am Thurmfeld nördlich der Uni baut die Stadt ihr neues zentrales Schwimmbad, das Ende 2015 fertig sein soll.

Im Hauptbad sind zuletzt während der Sommerferien die ersten Deckenpaneelen heruntergekracht. Deshalb ist das Schwimmbad zu, seit dreieinhalb Wochen mittlerweile. Die Schließung dauert vermutlich bis Ende des Monats an. Das Hauptbad ist, trotz oder wegen seiner zentralen Lage in der Nähe der Alten Synagoge, nicht so wichtig für die Hobbyschwimmer und Familien, die irgendwo in den Stadtteilen wohnen. Doch für den Schul- und Vereinssport hat es zentrale Bedeutung. Entsprechend hart trifft Schulen und Vereine derzeit die Schließung.

Schwimmen zählt zum Kulturgut

38 Schulen sind derzeit betroffen, berichtet Robert Berger, Referent für Schulsport im Fachbereich Schule (früher Schulverwaltungsamt). Die meisten der Schulen konnten nicht in andere Bäder umverteilt werden, sondern haben auf dem Stundenplan jetzt regulären Sportunterricht statt Schwimmen. „Denn die Sanierung des Schwimmzentrums Oststadt führt bereits zu Verdichtungen“, sagt Berger. Das Schwimmzentrum Oststadt (Freisenbruch) wird derzeit generalsaniert; das Ende der Arbeiten ist für Februar 2015 vorgesehen. 15 Schulen mussten von dort bereits verlagert werden.

Längere Fahrzeiten zu den Bädern oder ein Komplett-Ausfall von Schwimm-Unterricht macht sich sofort bemerkbar, denn die rechtlichen Vorgaben, wie viel Schwimmunterricht zu erteilen ist, sind knapp: Etwa ein Jahr lang ist er für Grundschüler vorgesehen, häufig unterteilt in zwei Halbjahre in verschiedenen Jahrgängen, und die gleiche Zeit gibt es nochmal an weiterführenden Schulen. Klingt wenig, doch Robert Berger korrigiert: Dass Schüler heute nicht mehr schwimmen können, stimme einfach nicht; die Zahl der erwachsenen Schwimmer, die verunglücken, sei wesentlich höher als die Zahl verunglückter Kinder, „auch wenn jedes natürlich eins zu viel ist.“

Stadt bringt Netz als Schutz unter der Decke an

Die Stadt ist eigenen Angaben zufolge damit beschäftigt, die Decke im Hauptbad zu reparieren. Anschließend soll ein Fangnetz, das direkt unter der Decke montiert wird, Unglücke vermeiden helfen. So soll der Betrieb wieder aufgenommen werden. Als Grund für die Schäden gibt die Stadtverwaltung „schwere Regenfälle“ während der Ferienwochen an.

Das Hauptbad gilt seit vielen Jahren als unsanierbar. Auf der Fläche soll womöglich ein Bürokomplex entstehen.

Dass Schwimmen heute zum Kulturgut zählt, dafür sorgen auch vor allem die Vereine mit ihren Kurs-Angeboten; und auch die sind durch den derzeitigen Total-Ausfall des Hauptbads arg in Mitleidenschaft gezogen: Mindestens 20 Clubs haben Zeiten im Hauptbad gebucht, vom Babyschwimmkurs über die Leistungssportler-Förderung bis zum Seniorenschwimmen. „Es gibt Eltern, die ihre Kinder jetzt bis nach Duisburg fahren“, sagt Sandra Poppe vom Essener Sportbund. „Wenn wochenlang Kurse nicht stattfinden, ist das für die Vereine auch ein erheblicher finanzieller Verlust.“