Essen. Messe-Geschäftsführer Oliver P. Kuhrt stellte am Donnerstag im Aufsichtsrat die detaillierte Planung für den Umbau der Hallen und des Foyers Ost vor. Am 2. Mai 2016 soll Spatenstich sein, 2019 alles stehen. Oberbürgermeister und Messe-Chef versprechen Transparenz und Bürgerinformationen zum Bau-Projekt.

Am 2. Mai 2016 soll für Essens Messe die Zukunft beginnen. Zumindest dürfte dieser Tag von nun an stadtweit in zahllosen Terminplanern gesetzt sein: Spatenstich für die „Basislösung“ der neuen Messe Essen. Am Donnerstag stellte Messe-Geschäftsführer Oliver P. Kuhrt dem Aufsichtsrat und den Fraktionsvorsitzenden der Ratsparteien die detaillierte Planung vor. Das Votum fiel deutlich aus: Einstimmig beschloss der Aufsichtsrat die Realisierung des Messeumbaus, da die Eckpunkte des im April erstmals vorgestellten Vorentwurfs tatsächlich erfüllt werden: 56,7 Millionen Euro für den Bau gelten als realistisch und werden laut Messe nicht überschritten: „Damit bleibt nach derzeitigem Stand der Gesamtkostenansatz für die Baunebenkosten (Gutachten, Altlasten, Preisindex u.a.) und die Risikorückstellung in einer Gesamthöhe von 31,9 Millionen Euro vollständig erhalten. Das maximale Investitionsvolumen ist bei 88,6 Millionen Euro gedeckelt.“

Dafür erhält die Messe Essen in der ersten Bauphase vor dem Messehaus Ost ein neues Entree mit einem langgezogenen Vordach über den U-Bahn-Eingang hinaus, einem modernen Foyer mit Tagungsbereich und erstmals mit VIP-Loungen, die man am Messestandort Essen bislang schmerzlich vermisste. Der Eingang sei die Visitenkarte der Messe, hier müsse als erstes deutlich sichtbar eine Veränderung geschaffen werden, erklärte Kuhrt den Politikern: „Das ist ein eminent wichtiger Schritt, um zu zeigen: Hier tut sich was, die Messe Essen wird modernisiert.“ Er hoffe, so bei den Veranstaltern und Ausstellern verlorenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen, das nach dem verlorenen Bürgerentscheid und dem damit verbundenen Votum gegen die einst 123 Millionen Euro schweren Ausbaupläne spürbar gelitten habe. In der alten Bauplanung wäre das Foyer erst wesentlich später angegangen worden.

Die Ausstellungsfläche verändert sich nicht

Nach dem Foyer soll es im Hallenbereich zügig weitergehen: Bis September 2019 werden die ungeliebten Doppelstockhallen 8 und 9 fallen, dazu die Hallen 4 und 5. Entstehen soll eine säulenfreie Halle, dazu wird die Halle 6 deutlich erweitert. Nach Abschluss der Bauarbeiten gliedern sich dann im nördlichen Gelände statt der bisher dreizehn kleinteiligen Hallen (einschließlich der Obergeschossebenen) fünf große Hallenbereiche mit „optimierter Logistik“. Wichtig dabei: die Ausstellungsfläche verändert sich mit rund 100.000 Quadratmetern nicht, der Grugapark wird nicht angetastet, die neue gläserne Nordfassade reicht bis zum Ende der jetzigen Treppenhäuser.

Im Aufsichtsrat gab es nahezu einhelliges Lob für Kosten- und Zeitplan, die Politik will nun ebenfalls liefern: Am 24. September wird die „Basislösung“ im Stadtrat erstmals vorgestellt, am 29. Oktober soll entschieden werden. „Es ist sehr erfreulich, dass sich die anfänglichen Kostenschätzungen als belastbar erwiesen haben. Damit bewegt sich die Messe-Modernisierung voll auf Kurs“, meinte dazu Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß. Messe-Geschäftsführer Oliver P. Kuhrt sprach „ein großes Kompliment“ dem Messe-Team Bau und dem Architektenbüro slapa oberholz pszczulny aus: „Sie haben mit allen Beteiligten in den letzten Monaten intensiv an der Basislösung gearbeitet. Die Risikorückstellung in einer Gesamthöhe von 31,9 Millionen Euro bleibt vollständig erhalten.“ Insgesamt sei deutlich konservativer gerechnet worden, dies lasse hoffen, am Ende über eine Restsumme für eine weitergehende Hallenertüchtigung zu verfügen, zum Beispiel für eine verbesserungsbedürftige Klimatechnik.

Präsentation Umbau Messe Messe Essen
Präsentation Umbau Messe Messe Essen © Messe Essen

„Jetzt beginnt die Tingel-Tour“

„Wenn wir dieses Bauprojekt jetzt schnellstmöglich realisieren, bin ich sehr optimistisch, dass wir unsere Chancen am Markt erheblich verbessern, denn der Standort Essen wird nachgefragt“, sagte Messe-Chef Oliver P. Kuhrt nach der Aufsichtsratssitzung.

Seitens der Essener Ratsfraktionen äußerte sich am Donnerstag lediglich CDU-Fraktionschef Thomas Kufen. Die Planung sei aus seiner Sicht schlüssig und überzeugend: „Wir müssen nun nach vorne schauen und den Zeitplan einhalten.“ Wichtig werde es deshalb sein, die Bürger einzubeziehen, Messe und Oberbürgermeister seien in der Pflicht, das Ergebnis zu kommunizieren, beispielsweise auf die Initiatoren des Bürgerbegehrens zuzugehen: „Jetzt beginnt die Tingel-Tour.“

Doch die „Tingel-Tour“ soll OB und Messe-Chef nicht nur zu den Bürgern führen: Auch aus den Fraktionen wurde bereits gestern „Gesprächsbedarf“ angemeldet. Zumindest bei der Einbindung der Bürger sehen sich Messe und OB gut aufgestellt, zumal Reinhard Paß die Bedeutung eines „intensiven Bürgerdialogs“ unter anderem durch Messeführungen und „intensive Gespräche mit Vereinen, Verbänden und Initiativen“ hervorhob.

Messe bietet weiterhin kostenlose Hallenführungen 

So sollen die kostenlosen Hallenführungen weiterhin den Bürgern die Möglichkeit geben, sich ein Bild vom Zustand des Geländes zu machen und die Grundzüge der Basislösung kennen zu lernen. Die nächsten Messeführungen sind bereits terminiert: Am Dienstag, 16. September, 18 Uhr; Mittwoch, 8. Oktober, 14 Uhr; Montag, 20. Oktober, 18 Uhr; Dienstag, 4. November, 18 Uhr; und Freitag 21. November, 17 Uhr. Annette Heydorn, Leiterin des Ressorts Bau bei der Messe, begleitet die Besucher über das Ausstellungsgelände, beantwortet Fragen und stellt die Neubauplanung vor. Ob das reichen wird? Bis zur entscheidenden Ratssitzung Ende Oktober bleiben für die Werbe-Tour gerade einmal sechs Wochen.

Zumindest die Aussteller, die während der Bauphase nach Essen kommen, dürfen auf eine angemessene Ansprache hoffen: So soll auf dem Parkplatz P 1 ein 5.500 Quadratmeter großer, zeltähnlicher Ersatzbau errichtet werden, der vergleichbare Qualitäten wie eine Messehalle bieten soll. Drei Jahre lang werden die Messe-Zelte helfen, Flächen-Engpässe zu überbrücken. Ob sie gekauft oder gemietet werden, ist derzeit noch nicht entschieden.

Strategische Partnerschaften mit der Messe Frankfurt

Am Rande der Aufsichtsratssitzung informierte der Messe-Chef zudem über weitere Baustellen der städtischen Ausstellungs-Tochter: Zum Beispiel über den Zwischenstand des „messeinternen Effizienzprogramms“. Zurzeit sei man dabei, im Unternehmen konkrete Maßnahmen zur Kostensenkung zu erarbeiten, so Oliver P. Kuhrt, der die Ergebnisse im November dem Aufsichtsrat vorstellen möchte. Sie sollen ab 2015 in die Wirtschaftsplanung einfließen.

Darüber hinaus präsentierte Kuhrt Einzelheiten zur vereinbarten „strategischen Partnerschaft“ mit der Messe Frankfurt. Die beiden Fachmessen Reifen (Essen) und Automechanika (Frankfurt) werden ihre Kräfte bündeln: „Im Inland werden sie mit maßgeschneiderten Angeboten wechselseitig ihre Aussteller und Besucher zusammenbringen“, so der Messe-Chef. Im Ausland sind zudem Gemeinschaftsstände der Reifen auf den Veranstaltungen der Automechanika in sechs Staaten geplant, dazu parallel die „Reifen China“, „Automechanika Shanghai“ und „RubberTech Shanghai“ ab 2015. Spezialmessen, so Kurth, seien erkennbar ein zunehmend wichtiges Zukunftsgeschäft. Also genau der richtige Markt für Essens Messe?