Essen. Den Straßen in den Kommunen droht der Kollaps - auch in Essen: Bis 2019 muss die Stadt 49 Millionen Euro in die Sanierung ihrer Straßen investieren. Mit weiteren 28,7 Millionen schlügen notwendige Reparaturen an Brückenbauwerken zu Buche. Der Sanierungsstau wächst und wächst.
Der Hilferuf, den der Städte- und Gemeindebund dieser Tage an die Adresse des Bundes richtete, war unmissverständlich: Den Straßen in den Kommunen droht der Kollaps. In Essen ist das nicht mehr zu übersehen. Bemessen in Euro und Cent, schiebt die Stadt einen gewaltigen Sanierungsstau vor sich her. Das eigens aufgelegte Straßenerneuerungsprogramm reicht kaum aus, um den finanziellen Bedarf zu decken. Hinzu kommen Schäden in Millionenhöhe an Brücken, die dringend behoben werden müssen.
In Zahlen liest sich das ganze Elend so: In den kommenden fünf Jahren müsste die Stadt 49 Millionen Euro allein in die Sanierung des Straßennetzes investieren. Mit weiteren 28,7 Millionen schlügen notwendige Reparaturen an Brückenbauwerken zu Buche. Rechnet man Investitionen für den Ausbau des Straßennetzes hinzu – etwa für den Anschluss und damit die Vollendung des Berthold-Beitz-Boulevards an die B 224 – sowie Aufwendungen für die Modernisierung des Öffentlichen Personennahverkehrs müsste Essen bis zum Jahr 2019 insgesamt 173,5 Millionen Euro ausgeben.
27 Prozent der Essener Straßen älter als 60 Jahre
Was zu tun ist, darüber sind die Verantwortlichen im Amt für Straßen und Verkehr inzwischen im Bilde. Die Bestandsaufnahme ist abgeschlossen. Das Ergebnis ist ernüchternd: 50 Prozent der Fahrbahnoberflächen weisen Schäden auf und müssen erneuert werden, um die Verkehrssicherheit aufrecht zu erhalten.
Das hat Gründe: 86 Prozent der Essener Straßen sind älter als 30 Jahre, 27 Prozent gar älter als 60 Jahre. Um die 250 Brücken zwischen Karnap und Kettwig ist kaum besser bestellt. Jede dritte ist älter als 80 Jahre.
Teils massive Konstruktionsschäden an Brücken
Die Ingenieure im Amt für Straßen und Verkehr haben auch an diesen Bauwerken teils massive Konstruktionsschäden festgestellt. Ganz oben auf der Liste steht beispielsweise die durch Lkw-Verkehr stark belastete Bottroper Straße zwischen Friedrich-Lange- und Hafenstraße. Als besonders kritisch gelten Spannbetonbrücken aus den 1960er- und 1970er-Jahren.
Aber auch ältere Bauwerke sind längst dringend sanierungsbedürftig. So die etwa 100 Jahre alte Brücke an der Rellinghauser Straße, die den Rad- und Wanderweg zwischen Annental und Gruga überspannt. „Wir denken darüber nach, eine komplett neue Konstruktion unter die alte Brücke zu setzen“, so Amtsleiter Dieter Schmitz. Fest steht: Jene Million Euro, welche die Stadt für dringende Reparaturen an Brücken veranschlagt hat, reicht längst nicht mehr aus.
Sechs Millionen Euro sollen im kommenden Jahr in die Erneuerung des Straßennetzes fließen. Die Verwaltung arbeitet derzeit an einer Prioritätenliste. Der finanzielle Bedarf ist benannt, so Dieter Schmitz. Offen bleibt, wie viel Geld der Rat im Zuge der Haushaltsberatungen bereit stellen wird.