Essen. . Die Rü-Bühne wurde 2006 in Essen eröffnet und ist der jüngste Spross der freien Theaterszene in der Stadt. „Sachen zeigen, die in anderen Theatern keinen Platz finden“, heißt das Motto von Detlef Fuchs. Dazu gehört beispielsweise ein live vertonter Stummfilm oder ein kultverdächtiger Kabarettabend.
Vom Schwarzen ins Schwarze: So geht, kurz und knapp, der Werdegang von Detlef Fuchs. Als Bergmann wollte der gebürtige Bottroper damals raus ans Licht. Jetzt sitzt er vor den schwarz getünchten Bühnenwänden und blinzelt ins künstliche Scheinwerferlicht „seiner“ Rü-Bühne.
Die Technik, die Einrichtung, die Zuschauerempore – alles wurde von den Vereinsmitgliedern eigenhändig gebaut und gemauert und zu 100 Prozent selbst finanziert. Und das zu einer Zeit, als mit festen Fördermitteln aus dem ohnehin knapp bemessenen Kulturtopf schon nicht mehr zu rechnen war.
Live vertonter Stummfilm oder kultverdächtiger Kabarettabend
„Man hat uns damals für wahnsinnig gehalten“, erinnert sich Fuchs an die Gründungsphase der 2006 eröffneten Rü-Bühne. Immerhin – seit einem Jahr bekommt der jüngste Spross der freien Essener Theaterszene auch ein bisschen was vom Kuchen der institutionellen Förderung ab. „Man hat registriert, dass wir uns etabliert haben“, sagt Fuchs und ist spricht von einem besonderen „Profil, das sich von anderen unterscheidet.“
Das Profil des kleinen Hauses im Girardet-Zentrum, gleich vis-à-vis des Katakombentheaters, ist, dass es eigentlich keines gibt. Keine feste Genre-Zuordnung, kein Stempel mit dem hundertprozentigen „hier wird’s lustig“-Versprechen. „Sachen zeigen, die in anderen Theatern keinen Platz finden“, heißt Fuchs’ Motto und das kann ein live vertonter Stummfilm ebenso sein wie der längst kultverdächtige Kabarettabend von und überhaupt „alles, was mit Schauspiel zu tun hat“.
Es gibt Kinder- und Jugendtheater, ein Senioren-Ensemble, theaterpädagogische Kurse und Gastspiel-Möglichekiten für Amateurtheater aus Essen und Umgebung. Das seit 2009 jährlich stattfindende Inclusiv-Festival findet inzwischen bundesweite Beachtung und auch Fördermittel.
Schauspieler Dirk Oskar Plate in den Vorstand geholt
Für jemanden wie Fuchs, der zwar immer Theater machen, aber eigentlich nie ein Theater leiten wollte, klingt das freilich nach reichlich viel Organisationsarbeit. „Man muss lernen, abzugeben“, hat Fuchs festgestellt und sich inzwischen junge Kräfte wie den Schauspieler Dirk Oskar Plate in den Vorstand geholt „denn nach sechs Jahren ging der Akku allmählich leer“, erinnert sich Fuchs. Inzwischen könne er wieder 70 Prozent seiner Zeit in die Regie und nur noch 30 Prozent in die Organisation stecken, freut sich der Theaterpädagoge, der selbst auf völlig unkonventionellen Wegen zum Schauspiel gekommen ist: „Hasse mal ‘ne Rolle für mich“, hat der Bühnen-Autodidakt in Kassel einfach die Theaterleitung gefragt. Und die hatte sogar. Ein Hauptdarsteller fiel kurzzeitig aus, Fuchs bekam die Rolle und gehörte fortan zum Ensemble.
Die Ausbildung hat er später nachgeholt, theaterpädagogische Fortbildungen gemacht, und er gehörte eine Weile zum Jungen Theater Düsseldorf. „Aber weil ich den Mund in Sachen Regie nicht halten konnte“, lacht Fuchs, habe sich irgendwann die Frage gestellt: vor oder hinter die Bühne?
Fuchs hat sich fürs Dahinter entschieden, arbeitet seit vielen Jahren als Dozent für Theaterpädagogik in Neuss und war in dieser Funktion vor zehn Jahren auch am Satiricon-Theater beschäftigt. Bis das Haus schloss und er nach einer neuen Wirkungsstätte Ausschau hielt – und die Rü-Bühne fand.
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