Essen. . Zweiter Teil der NRZ-Serie zum Thema gesunde Ernährung. Was denken Essener eigentlich über veganes Essen? Und welche Erfahrungen haben sie möglicherweise bereits damit gemacht? Wir haben acht Passanten nach ihrer Meinung gefragt.

Über Geschmack lässt sich bekanntermaßen nicht streiten. Aber nur wer zumindest einmal veganes Essen probiert hat, darf sich darüber ein Urteil erlauben. Bei der Eröffnungsfeier des veganen Supermarktes „Veganz“ gab es dazu reichlich Gelegenheit. Während die Händler im Innenraum kleine Kostproben verteilten, gab es draußen pflanzliche Hot Dogs und Cheeseburger vom Grill. Der Andrang war groß, das Publikum überwiegend jung. Die NRZ hat sich umgehört:

Anna Tschepat weiß nicht wie ein „richtiger“ Burger schmeckt, denn sie hat in ihrem Leben noch nie Fleisch gegessen. „Meine Mutter lebt auch vegetarisch und hat mich so erzogen“, berichtet die 20-Jährige. „Schwierigkeiten hatte ich deswegen noch nie.“ Schließlich habe es selbst auf Lehrgängen während ihres Bundesfreiwilligendienstes immer eine fleischlose Alternative gegeben. Eine Umstellung auf eine rein vegane Lebensweise kann sie sich momentan nicht vorstellen. Nur ungern will sie auf ihren gewohnten Kaffee und ihr Müsli verzichten. Zwar gebe es für fast alles Ersatzprodukte, aber oft sei der Geschmack „verbesserungswürdig.“

Fleischesser gespannt auf Veggie-Burger

Christian Schrempf und sein Freund Thomas Schürmann essen nach eigener Aussage gerne „mal ein Stück Fleisch“. Da sie nur einige Schritte weit weg wohnen, haben sie sich spontan überlegt, einen veganen Burger zu bestellen. „Ich habe keine Ahnung was drin ist, aber es schmeckt gesund“, lautet das erste Urteil von Christian Schrempf. „Es ist wohl eher ein Gemüsebratling, denn irgendwie fehlt der typische Geschmack.“ Thomas Schürmann sagt, ganz auf Fleisch verzichten wolle er nicht, aber auch er sei beim Thema Ernährung sensibilisiert. „Gehacktes für zwei Euro kaufen wir nicht. Wir essen viel Obst und kaufen nur hochwertiges Fleisch.“

Eine klare Meinung hat auch Marius Horstmann. Der 21-Jährige begleitet seine Freundin und ist „nur mal so mitgegangen“. Seine Ernährung will er nicht umstellen, aber auf den Veggie-Burger ist er trotzdem gespannt. „Es ist schon lecker, aber trotzdem würde ich andere Burger bevorzugen. Tofu würde ich überhaupt nicht kaufen.“ Zwar ist Horstmann auch der Ansicht, dass Tiere nicht leiden sollen, aber insgesamt sieht er das Thema Massentierhaltung „weniger dramatisch als andere“. Schließlich müsse die enorme weltweite Fleischnachfrage irgendwie gestemmt werden.

Unerwartet viele vegane Produkte

Katja Emke und ihre Kommilitonin Tina Keßler fallen ebenfalls in die Kategorie „interessierte Gäste“. Keine von beiden lebt vegan, hegt aber gewisse Sympathien für eine fleischlose Ernährung, denn Massentierhaltung ist in ihren Augen eine problematische Angelegenheit. Die jungen Frauen hoffen hier vor allem auf mehr Informationen.

„Das ist schließlich kein abwegiger Lebensstil“, erklärt Emke, die während eines Auslandsaufenthaltes mit einer Veganerin zusammen gewohnt hat. „Das war eine interessante Erfahrung und es gibt mehr vegane Produkte, als ich vermutet hatte.“ Tina Keßler verweist dann aber auf ihr Portemonnaie und die ihrer Meinung nach recht hohen Preise im veganen Supermarkt. „Bei uns in Deutschland ist das ja alles noch relativ neu. Wenn mehr Menschen ihre Ernährung umstellen, sinken hoffentlich auch die Preise.“

„Du kannst doch nicht nur Salat essen“

Mit einem Alter von gerade mal 50 Jahren gehört Marcus Bergerfurth zu den ältesten Interessenten am veganen Verkaufsstand. Seit fünf Jahren leben er und seine Frau vegan. Schon oft durften sie sich kritische Fragen zu ihrem Speiseplan anhören. „Du kannst doch nicht nur Salat essen, sagte mir jemand auf einer Familienfeier“, so Bergerfurth. Oder es heißt, ein bisschen Ei schadet doch nicht. Aber ich vermisse wirklich nichts.“ Auf Nachfrage gibt er zu, anfangs Schwierigkeiten mit dem Käse-Ersatz gehabt zu haben. „Bei Milch ist es so, dass ich mittlerweile sogar eine Abneigung gegen ,normale’ Milch empfinde.“

Adriane Schulz lebt ebenfalls vegan. Schon seit ihrer Jugend ernährt sie sich vegetarisch. Vor einem Jahr fasste sie den Entschluss, auf sämtliche tierische Produkte zu verzichten. „Mir ist der Tierschutz wichtig. Ich kann daher kein Fleisch mehr essen.“ Für ihren Cheeseburger aus Weizen und Soja hat sie sechs Euro bezahlt. Nicht gerade billig. Doch Geld lässt Schulz nicht als Argument gelten, schließlich seien viele Produkte sogar billiger als Fleisch, wodurch sich die Rechnung am Ende ausgleichen würde. „Ich finde nicht, dass vegane Lebensmittel teurer sind. Außerdem findet man viele Sachen inzwischen auch beim Discounter.“