Essen. . Unser Autor Felix Laurenz hat seinen veganen Selbstversuch beendet. Dabei hat er 30 Tage lang auf Fleisch, Milch, Käse und alle anderen tierischen Produkte verzichtet. Ab heute darf er wieder essen, was er will. Doch der Selbstversuch hat ihn verändert. Will er überhaupt wieder Fleisch essen?

Im Film Matrix gibt es viele großartige Szenen, aber eine ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Nachdem Computer-Hacker Thomas Anderson, gespielt von Keanu Reeves, den legendären Morpheus getroffen hat, stellt dieser ihn vor eine schwere Entscheidung. Anderson muss sich zwischen einer roten und einer blauen Pille entscheiden.

Tiere sterben für Kartoffelchips

Schluckt er die blaue Pille, kehrt der Hacker zurück in sein altes Leben, die Rote aber bringt ihn der harten Wahrheit näher. „Aber dann gibt es keinen Weg zurück“, warnt Morpheus. Durch die Entscheidung, meinen veganen Selbstversuch anzugehen, habe ich mich unbewusst für die rote Pille entschieden.

Denn einen Weg zurück zu meiner alten Ernährung gibt es für mich nicht mehr. In den letzten Wochen habe ich vielleicht einfach zu viel über Essen und Lebensmittelproduktion gelernt. Nun frage ich mich, warum Frischkäse mit Gelatine hergestellt wird, oder warum selbst Chips tierische Inhaltsstoffe haben. Ist es wirklich in Ordnung, dass Tiere für ein etwas würzigeres Chipsaroma sterben?

Kein Kilo weniger auf den Rippen

Es gibt natürlich auch einige andere Gründe sich fleischfrei zu ernähren. Die Gesundheit gehört für mich dazu. Außerdem habe ich in der Zeit meines veganen Selbstversuchs kein einziges Kilo abgenommen und fühle mich auch nicht anders als vorher. Andererseits: die Befürchtungen meiner Arbeitskollegen („Du wirst bestimmt blass“) haben sich auch nicht bestätigt. Trotzdem glaube ich nicht, dass eine vegane Ernährung grundsätzlich gesünder ist, als irgendeine andere.

Aber ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich frage mich, ob es in Ordnung ist, Tiere zu essen. Denn was hat das arme Schwein, das in Schnitzel – oder Kotelettform auf meinem Teller liegt, mir schon getan – außer, dass es schwächer als ich ist und leider sehr lecker. Veganes Leben

Abgehobene Fragen

Zugegeben, das sind alles ziemlich abgehobene Fragen. Und ich hätte es vor meinem Selbstversuch selbst nicht für möglich gehalten, dass ich mir irgendwann diese Fragen stelle. Veganer bleibe ich aber sicher nicht, auch wenn es mir nach einem schwierigen Start eigentlich nicht sehr schwer fiel, vegan zu leben.

Klar, es gibt einige Einschränkungen. Aber ich habe zum Frühstück immer noch Brot gegessen und Kaffee getrunken. Außerdem gibt es mittlerweile vegane Pizza, ordentlichen Käse-Ersatz und zur Not immer mal wieder einen veganen Klassiker: Nudeln mit Tomatensauce.

Beim Grillen kommt Fleisch auf den Teller

Der schmeckt allerdings mit Parmesan doch deutlich besser als mit jedem veganen Ersatzkäse. Vegetarisch zu leben käme deshalb schon eher in Betracht. Aber vorerst werde ich meinen Fleischkonsum wohl erst einmal drastisch reduzieren. Meine Vorgabe: nur noch beim Grillen und auswärts kommt Fleisch auf den Teller, vielleicht ab und zu eine Scheibe Schinken – ansonsten will ich versuchen, fleischfrei zu leben.

Chips und Fotos - diese Produkte sind überraschend unvegan

Eigentlich treiben Veganer dieselben Sportarten wie Nicht-Veganer. Nur beim Bowling wird es kritisch - und das liegt am Schuhwerk. Denn viele Bowling-Center verpflichten die Spieler dazu, spezielle Bowling-Schuhe zu tragen. Und die sind meistens aus Leder. Unser Tipp: einfach kegeln gehen!
Eigentlich treiben Veganer dieselben Sportarten wie Nicht-Veganer. Nur beim Bowling wird es kritisch - und das liegt am Schuhwerk. Denn viele Bowling-Center verpflichten die Spieler dazu, spezielle Bowling-Schuhe zu tragen. Und die sind meistens aus Leder. Unser Tipp: einfach kegeln gehen! © WAZ FotoPool
Wer glaubt, dass ein Orangensaft vegan ist, nur weil  die namensgebenden Orangen vegan sind, liegt nicht immer richtig. Denn viele Säfte werden mit tierischer Gelatine geklärt. So kann der Saft schneller von seinem naturtrüben Aussehen befreit werden und wird klar. Teilweise wird auch Fischgelatine eingesetzt, um Vitamine im Saft zu binden. Einige Hersteller verzichten allerdings mittlerweile auf den Einsatz von Gelatine. Wer einen gelatinefreien Saft  will, sollte aber sicherheitshalber zu naturtrüben Produkten greifen.
Wer glaubt, dass ein Orangensaft vegan ist, nur weil die namensgebenden Orangen vegan sind, liegt nicht immer richtig. Denn viele Säfte werden mit tierischer Gelatine geklärt. So kann der Saft schneller von seinem naturtrüben Aussehen befreit werden und wird klar. Teilweise wird auch Fischgelatine eingesetzt, um Vitamine im Saft zu binden. Einige Hersteller verzichten allerdings mittlerweile auf den Einsatz von Gelatine. Wer einen gelatinefreien Saft will, sollte aber sicherheitshalber zu naturtrüben Produkten greifen. © WAZ FotoPool
Wein bereitet Veganern dieselben Sorgen wie Saft. Wein wird umgangssprachlich zwar als Rebensaft bezeichnet, aber zur Klärung wird häufig Gelatine eingesetzt. Im Endprodukt sind aber keine tierischen Stoffe mehr enthalten.
Wein bereitet Veganern dieselben Sorgen wie Saft. Wein wird umgangssprachlich zwar als Rebensaft bezeichnet, aber zur Klärung wird häufig Gelatine eingesetzt. Im Endprodukt sind aber keine tierischen Stoffe mehr enthalten. © WAZ FotoPool
Unvegane Fotos? Klingt ziemlich weit hergeholt, aber tatsächlich wird für die Herstellung von Foto-Abzügen fast immer Gelatine eingesetzt. Sie ist ein wichtiger Träger der lichtempfindlichen Bestandteile des Foto-Papiers. Insofern war die Erfindung der Digitalfotografie ein Segen für Veganer.
Unvegane Fotos? Klingt ziemlich weit hergeholt, aber tatsächlich wird für die Herstellung von Foto-Abzügen fast immer Gelatine eingesetzt. Sie ist ein wichtiger Träger der lichtempfindlichen Bestandteile des Foto-Papiers. Insofern war die Erfindung der Digitalfotografie ein Segen für Veganer. © Thinkstock
Jeans werden aus Baumwolle hergestellt und sind somit für Veganer eigentlich völlig unbedenklich. Eigentlich. Denn auf vielen Jeans prangert schließlich ein kaum zu übersehendes Etikett - aus Leder. Und das ist eindeutig unvegan.
Jeans werden aus Baumwolle hergestellt und sind somit für Veganer eigentlich völlig unbedenklich. Eigentlich. Denn auf vielen Jeans prangert schließlich ein kaum zu übersehendes Etikett - aus Leder. Und das ist eindeutig unvegan. © dpa
Günstige Autos sind meistens eine Ansammlung von Metall und verschiedenen Plastik-Arten - und somit absolut vegan. Aber haben Sie schon einmal versucht einen Mercedes, Audi oder Porsche ohne Leder-Lenkrad zu bekommen? Das ist nämlich gar nicht so leicht.
Günstige Autos sind meistens eine Ansammlung von Metall und verschiedenen Plastik-Arten - und somit absolut vegan. Aber haben Sie schon einmal versucht einen Mercedes, Audi oder Porsche ohne Leder-Lenkrad zu bekommen? Das ist nämlich gar nicht so leicht. © dpa
Kerzen spenden Licht, Wärme und außerdem romantische Stimmung. Doch leider sind viele Kerzen nicht vegan. Einige enthalten Bienenwachs, andere sogar tierische Fette wie Rindertalg. Einzig Paraffinkerzen sind vegan. Allerdings wird Paraffin aus Erdöl gewonnen -  und das ist natürlich alles andere als nachhaltig oder gar umweltschonend.
Kerzen spenden Licht, Wärme und außerdem romantische Stimmung. Doch leider sind viele Kerzen nicht vegan. Einige enthalten Bienenwachs, andere sogar tierische Fette wie Rindertalg. Einzig Paraffinkerzen sind vegan. Allerdings wird Paraffin aus Erdöl gewonnen - und das ist natürlich alles andere als nachhaltig oder gar umweltschonend. © dpa
Auch bei Pinseln müssen Veganern aufpassen. Denn die Härchen auf den Zeichengeräten sind nicht selten Borsten - und die stammen von Schweinen. Auch die Haare von Pferden, Wieseln oder Dachsen werden nicht selten für Pinsel eingesetzt. Aber auch Veganer dürfen malen. Längst gibt es  auch synthetische Pinsel.
Auch bei Pinseln müssen Veganern aufpassen. Denn die Härchen auf den Zeichengeräten sind nicht selten Borsten - und die stammen von Schweinen. Auch die Haare von Pferden, Wieseln oder Dachsen werden nicht selten für Pinsel eingesetzt. Aber auch Veganer dürfen malen. Längst gibt es auch synthetische Pinsel. © WAZ FotoPool
Briefmarken, Briefumschläge, Schuhe oder Etiketten. Klebstoff hält die Welt zusammen. Leider sind nicht alle Klebstoffe vegan. Das gilt insbesondere für Kleber, die bei Etiketten eingesetzt werden. Dabei handelt es sich oft um sogenannte Caseinkleber. Casein ist ein Protein und wird vorwiegend aus Milchprodukten gewonnen. Eindeutig unvegan.
Briefmarken, Briefumschläge, Schuhe oder Etiketten. Klebstoff hält die Welt zusammen. Leider sind nicht alle Klebstoffe vegan. Das gilt insbesondere für Kleber, die bei Etiketten eingesetzt werden. Dabei handelt es sich oft um sogenannte Caseinkleber. Casein ist ein Protein und wird vorwiegend aus Milchprodukten gewonnen. Eindeutig unvegan. © Thinkstock
Casein wird übrigens nicht nur in Klebstoffen verarbeitet. Auch für die Herstellung der meisten Kondome wird Casein eingesetzt. Einige Hersteller bieten aber auch vegane Alternativen an.
Casein wird übrigens nicht nur in Klebstoffen verarbeitet. Auch für die Herstellung der meisten Kondome wird Casein eingesetzt. Einige Hersteller bieten aber auch vegane Alternativen an. © WAZ FotoPool
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Ob das funktioniert? Nun, ich will es zumindest versuchen. Und sollte es so gut klappen, dass ich doch noch strammer Veganer werde, gibt es bald vielleicht einen neuen Selbstversuch: 30 Tage Fleisch.